Nur zwei Tage nach dem ersten Auftritt in der diesjährigen Saison hatten beide Vereine bereits wieder den zweiten Einsatz. Allerdings mit unterschiedlichen Ansprüchen. Während die Gäste aus Niendorf einen Fehlstart in die Saison vermeiden wollten, wollten die Hausherren ihre blütenreine Weste behalten. Für die Kenner der Szene gab es im Vorhinein nur einen möglichen Sieger. Dies musste nach den Eindrücken aus der Vorbereitung und dem ersten Spieltag das Team aus dem Marienthal sein.
Während Gästecoach Carrel Segner mit dem letzten Aufgebot antrat, konnte sein Gegenüber aus dem Vollen schöpfen. Dies führte von Beginn an zu einer drückenden Überlegenheit der Heimmannschaft. Mit Glück und Verstand ermauerten sich die Gäste ein torloses Remis zum Pausentee. Dies lag aber wie erwähnt primär an der Abschlussschwäche der Concorden, und sekundär an einem gut aufgelegten Keeper André Tholen. So konnte Tholen sich bereits nach zehn Minuten auszeichnen als er einen Volleyschuss von Mario Jurkschat über den Querbalken lenkte. Keine fünf Minuten später hätte Mathias Pornhagen den ersten Treffer erzielen müssen. Nach einer Ecke kam er aus kurzer Distanz frei zum Kopfball, wischte das Spielgerät aber am Pfosten vorbei ins Seitenaus. Nach einer halben Stunde klärte die Latte für die Gäste. Dorthin drosch Steffen Harms seine Direktabnahme. Die Gäste hingegen brachten nur den Anhang der Hausherren in Gefahr. Der einzig abgegebene "Torschuss" war eine Verzweiflungstat aus gut dreißig Meter. Der Gewaltroller wurde auch erst durch ein Abwehrbein gefährlich, da dieses die Richtung veränderte, und somit das runde Leder In Richtung besagter Fankolonie beförderte.
Viele Anhänger befürchteten in der Halbzeitpause beim Bier (besser wäre bei den Temperaturen ein Glühwein gewesen), dass das Schicksal der vergangenen Saison wieder zuschlagen könnte. In der letzten Spielzeit verdaddelte der SC Concordia solche Spiele gern und verlor somit wichtige Punkte im Kampf um den Titel. Aber nicht dieses Jahr. Gerade wurden die Gäste etwas mutiger, jedoch nicht gefährlicher, da schlug es im Kasten von Tholen ein. Der frisch eingewechselte Philip Erdmann verlor auf rechts seinen Zweikampf gegen Jurkschat, so dass dieser scharf in die Mitte passen konnte. Dort verwandelte in Torjägermanier Harms, indem er seine Zehenspitzen vor der Fußspitze seines Gegenspielers an den Ball brachte.
Der endgültige K.O. der Niendorfer kam fünfzehn Minuten vor Ende der Partie. Poyraz Akgül legte Carsten Henning im Sechzehner. Für diese Missetat bekam er folgerichtig eine Verwarnung, die in seinem Fall zur Ampelkarte führte. Jurkschat ließ sich nicht zweimal bitten und erhöhte für seine Farben. Dadurch war der Widerstand der Gäste gebrochen und Harms konnte per Abstauber noch seinen zweiten Treffer des Abends erzielen. Nicht verheimlicht werden soll noch der einzig nennenswerte Torschuss der Gäste: Vier Minuten vor Ende der Partie sprintete Ole Natusch mit dem Ball über den gesamten Platz und nötigte Sebastian Voß zu einem Arbeitsnachweis.
Nachdem beim ersten Spiel des SC Concordia noch nicht alles flüssig lief, waren heute insbesondere bei der Spritzigkeit Fortschritte zu sehen. Das Team liegt nach Angaben ihres Trainers absolut im Zeitplan. Es sei ganz normal, dass zu Beginn einer Serie noch nicht alles glatt liefe. Erschreckend ist jedoch die Leistung der Gäste. Dort sollen Oliver Nickel, Gerrit Jakobs und Björn Henricy den Abgang von Carsten Wittiber kompensieren. Hiervon ist bisher jedoch nichts zu sehen. Die drei genannten Spieler scheinen aktuell mehr mit sich selbst beschäftigt zu sein, als mit der Mannschaft. In den ersten zwei Partien dieser Saison langte es zum Beispiel bei Jakobs zu keinem Torschuss. Sollten diese als Eckpfeiler des Teams eingekauften Stürmer nicht schnell ihre Form finden, wird es am Sachsenweg ein ganz schweres Jahr.
Nicht vergessen darf man sicherlich das Verletzungspech, das der neue Trainer Carrel Segner zu beklagen hatte. Auf der wichtigen Position im defensiven Mittelfeld fanden sich heute mit Thorsten Wolgast und Torben Voß Spieler wieder, die kaum ein Training mitmachen konnten. Dass sie dadurch im Zweikampf gegen junge und schnelle Akteure schlecht aussehen versteht sich fast von selbst. Für den sympathischen Coach Segner bleibt nur die Hoffnung, möglichst schnell alle Spieler an Bord zu haben, um sein im Sonderheft des Abendblattes genanntes Ziel (Klassenerhalt) zu erreichen.
Sein heutiger Gegenüber Andreas Klobedanz muss hingegen eher auf die Euphoriebremse treten. Einige im Umfeld der Marienthaler sprachen heute bereits von einem Meisterschaftsfavoriten. Hier ist "Klobe" jedoch erfahren genug, um zu wissen, dass bei seinem jungen Kader Rückschläge zu erwarten sind.
Stimmen:
Carrel Segner (Trainer Niendorfer TSV): Cordi war uns heute in allen Belangen überlegen. Mit dem Mute der Verzweiflung haben wir in der ersten Hälfte einen Rückstand vermieden. Allerdings war es nur eine Frage der Zeit, wann der Treffer fallen würde. Diese war so weit, als die Kräfte nachgelassen haben. Ich habe nach dem Spiel gegen Harburg gesagt, ich sei erschrocken ob der Leistung meines Teams. Dieses kann ich nur wiederholen. Ich mache mir jetzt ein genaues Bild, habe jedoch große Bedenken. Ich will jetzt nichts schön reden. Das bringt nichts.
Andreas Klobedanz (Trainer SC Concordia): Wir haben heute gut gespielt, leider in der ersten Hälfte jedoch nicht das Tor gemacht. In der Halbzeit habe ich an mein Team appelliert, genau so weiterzuspielen. Nach dem ersten Treffer haben wir schön nachgelegt. Ich denke, der Sieg geht auch in der Höhe in Ordnung.
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