04.08.2007 Tabellenführer für eine halbe Stunde von
VfL 93 Hamburg – HSV Barmbek-Uhlenhorst 0:2 (0:1)
VfL 93: Chergui – Ciosanski, Gräff, Ngole, Akyil – Kantekin (70. Jernane), Akdemir, Krohn – Marcinkiewicz, Albrecht (62. Khalil) - Koch Barmbek: Kleinschmidt – Bohnhorst, Meyer, Stüve, Grudzinski – Maciejewski (89. Mellmann), Baris (68. Schwarzer), Osman, Braun – Stamer (75. Hasenpusch), Bankowski Tore: 0:1 Bankowski (13.), 0:2 Hasenpusch (84.) Schiedsrichter: Mayer-Lindenberg (HTB), ruhiger Vertreter seines Faches, ohne größere Fehlentscheidungen, besaß nur noch nicht den Mut, die Schwalbe von Alexander Krohn mit einer Gelben Karte zu bewerten Zuschauer: 350 Beste Spieler: Ciosanski – Meyer, Bankowski
Zwei Minuten waren noch zu spielen. Der Ball lag ziemlich zentral vor dem Gehäuse Barmbeks, knappe zwanzig Meter Entfernung. VfL-Angreifer Martin Marcinkiewicz läuft zum Freistoß an, ziemlich engagiert, voller Tatendrang. Er trifft das Spielgerät mit voller Wucht und es fliegt zum ersten 93-Tor der Saison? Vielleicht sogar Marke Tor des Monats? Oder? Es wurde oder, denn der Ball flog nicht nur über das Barmbeker Tor, sondern auch über den Fangzaun auf das Dach des Hauses, in dem sich unter anderem die Mannschaften umziehen. Hohn und Gelächter des Barmbeker Pöbels und einiger anderer Zuschauer waren der Ertrag für diesen Fehlschuss. Marcinkiewicz schaute noch kurz ungläubig der Flugbahn hinterher, ließ dann Kopf und Schultern hängen. Nach dem Motto: Wir oder ich schießen heute sowieso kein Tor mehr.
Dieser gesamte Ablauf war nicht wirklich spielentscheidend, doch symbolisiert er ganz gut die Partie des Oberliga-Absteigers. Das Auftreten der Gastgeber war von Engagement geprägt, lebte von der Laufbereitschaft, aber im Endeffekt kam nichts Nennenswertes dabei herum. „Wir waren ja nicht sehr viel schlechter. BU war einfach nur abgeklärter und wir machen halt haarsträubende Fehler“, erklärte Kai Koch, seines Zeichens Stürmer der Winterhuderer. Die Statistik des VfL lügt nicht. Drei Spiele, drei Niederlagen und ein Torverhältnis von 0:4. Wenn sie was über den bisherigen Saisonverlauf der 93er wissen wollen, reicht diese Aufzählung. Man hält in den Partien gegen Concordia, in Rugenbergen und gegen Barmbek gut mit, ist keinesfalls eine Klasse schlechter (ansonsten wären die Niederlagen nicht so knapp ausgefallen) und verliert trotzdem, weil man vorne die wenigen Chancen nicht nutzt und hinten immer mindestens einen kapitalen Fauxpas fabriziert, den der Gegner gar nicht nicht nutzen kann. So war es auch gegen die Martens-Elf, als Innenverteidiger Felix Gräff und Torwart Zakaria Chergui sich nicht einig waren und Robert Bankowski dazwischenging, um ins leere Tor zu vollenden. Die Stoßgebetsgrätsche von Gräff nutzte auch nichts mehr.
Dabei hätten die Hausherren zu dem Zeitpunkt schon führen können. Lukas Ciosanskis beherztes Solo auf dem rechten Flügel war nicht vom Erfolg gekrönt (10.) und auch Koch traf die falsche Entscheidung, als er an BU-Keeper Sascha Kleinschmidt schon vorbei war, aber dann lieber flankte als aus spitzem Winkel auf das Tor zu zielen. „Meines Erachtens kann man es dort selber versuchen. Er meinte jedoch, das wäre nicht mehr gegangen“, gab VfL-Trainer Daniel Sager Auskunft. Wohlwissend, dass seiner Mannschaft dieser Treffer besonders gut getan hätte, wobei man sagen muss, dass überhaupt mal ein Tor dem sehr jungen Team helfen würde.
Ansonsten neutralisierten sich die Mannschaften in der Folgezeit. BU kontrollierte die Begegnung, ohne allerdings den großen Glanz zu versprühen. Das große Problem der 93er war das schnelle Umschalten. Etliche gute Gelegenheiten wurden schon im Ansatz selber erstickt, weil der Ball nicht schnell genug nach vorne getragen wurde. Das Verschieben in der Defensive klappte hingegen vielversprechend. „Ich bin sehr angetan von der Leistung des VfL. Man muss bedenken, dass die Mannschaft völlig neu zusammengestellt wurde und viele 18- oder 19-Jährige mitspielen. Mehr kann man eigentlich noch nicht erwarten. Die Siege werden sich schon einstellen,“ sprach BU-Trainer Peter Martens Mut und Lob aus, welches sich der Kontrahent verdient hatte.
Barmbek hingegen durfte für eine halbe Stunde den Geruch an der Tabellenspitze genießen. Nach dem Auslaufen der Mannschaft und den Fragen der anwesenden Presse war es damit schon wieder vorbei. Concordia gewann ja schließlich gegen Rugenbergen. Doch die Marienthaler kommen nächste Woche nach Barmbek. Das wird ein heißer Tanz, obwohl Martens nicht ganz mit der gezeigten Leistung zufrieden war. „Wir wollten drei Punkte, aber fußballerisch war das das schlechteste Spiel der Saison von uns.“ Hinten standen die Innenverteidiger Malte Stüve und Jan Meyer sehr sicher. Alleine Meyer köpfte gefühlte 200 Flanken wieder heraus. Und vorne half zwar nicht der liebe Gott, aber zumindest Bankowski, der wie ein Duracell-Häschen die gesamte Spielzeit unterwegs war und nicht nur das erste Tor markierte, sondern auch butterweich den zweiten Treffer für den „alten Hasen“ (man entschuldige dieses Wortspiel) Markus Hasenpusch auflegte. Die Konkurrenz sollte gewarnt sein. BU gewinnt sogar dann ziemlich souverän, wenn sie nicht alles ausschöpfen. Ist das nicht erst das Attribut einer Spitzenmannschaft?
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