SV Rugenbergen: Möring – Scharnberg, Meyer, Kiene – Wurzer, Masurat, Heine, Brehmer, Behrend (72. Heggblum) – Kipik, Hülsebusch. Niendorfer TSV: S. Wolgast – Gehrke, Westphal, T. Wolgast – Eggers, Herbert (74. Steckel), Avarello (56. Peitsch), Natusch, Erdmann (46. Akgül) – Nickel, Jakobs. Tore: 0:1, 0:2 Herbert (17., 22.), 0:3 Natusch (53.), 0:4 Jakobs (76.) Gelb-Rote Karte: Meyer (66., wiederholtes Foulspiel) Schiedsrichter: Khemiri (MSV Hamburg), zog seine Linie konsequent durch und fuhr gut damit Beste Spieler: keiner – Herbert, Natusch Zuschauer: 230
Dass durch in die Enge getriebene Tiere und angeschlagene Boxer mitunter besondere Gefahr ausgeht, ist Peter Pietrusska hinlänglich bekannt. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf hatte der 49-jährige Coach des SV Rugenbergen seine Mannen in der Vorbereitung nachdrücklich vor den Kickern des Niendorfer TSV gewarnt. Sicherlich, ein magerer Punkt im bisherigen Liga-Betrieb und das fast einer Blamage gleichkommende Pokal-Aus gegen den Kreisligisten Eintracht Lokstedt zeugten bislang nicht zwingend von frischem Ruhm der Blau-Weißen, sondern deuteten unmissverständlich darauf hin, dass der neue NTSV-Trainer Carrel Segner noch mehr als eine Handvoll Arbeit vor sich hat, um eine prominentere Position ins Sichtfeld zu rücken, als seine Vorgänger noch vor der Sommerpause. Die Warnungen Pietrusskas mögen die Ohrmuscheln seiner Akteure erreicht haben. Legt man jedoch die sonntägliche Vorstellung gegen Niendorf zugrunde, so kriecht der Verdacht empor, dass der verbale Zeigefinger ebenso schnell aus den Gehörgängen der Bönningstedter entschwand wie er eingedrungen war. Freilich ohne Spuren im Gedächtnis hinterlassen zu haben.
„Wir sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen“, beklagte Pietrusska nach dem Schlusspfiff. Denn ehe sich die Platzherren versahen, stand es auch schon 0:2. Tobias Herbert hieß der Verantwortliche. Allerdings erhielt der 23-Jährige gütige Unterstützung der SVR-Defensive. Ohne ernsthafte Anstalten erkennen zu lassen, die Wege der Niendorfer im Mittelfeld zu stören, genügten wenige Sprints und Pässe, um in Rugenbergens Strafraum einzumarschieren. Einmal vor Ort, folgte der jeweils von Herbert vollzogene Abschluss. „Gut, dass er zweimal getroffen hat. Tobi kam gerade aus dem Urlaub zurück, und ich habe ihn direkt in die erste Elf gestellt. Wenn das schief gegangen wäre, hätten mich wohl einige gelyncht“, malte Carrel Segner ein düsteres Worst-Case-Szenario, das angesichts der Niendorfer Überlegenheit allerdings eher wie ein ferner Schrecken denn eine realitätsnahe Vorstellung wirkte. Weil die Segner-Elf samt Herbert überzeugte. Lauffreude und Aggressivität zeichnete die Gäste aus, während Rugenbergens Wirken zögerlich und ideenlos blieb. „Es fehlte das Feuer“, sagte Pietrusska treffend. Die Hypothek des frühen Rückstandes knechtete die Gastgeber wohl zusätzlich.
In der Folgezeit erspielte sich der NTSV derartig viele Torchancen, dass die SVR-Anhänger unter den 230 Schaulustigen Schlimmstes zu befürchten hatten. Ole Natusch (25.), der ehemalige Bönningstedter Oliver Nickel (58.) und Henning Eggers (67.), um nur die aussichtsreichsten zu nennen, verpassten ihre Gelegenheiten und ersparten dem SV Rugenbergen somit das Schlachtfest. Die Masche des Niendorfer Erfolgs war simpel wie wiederkehrend: Die Gastgeber verloren den Ball in der Vorwärtsbewegung, der jeweilige NTSV-Eroberer legte blitzschnell den Hebel um und leitete den Angriff ein. Die Schnelligkeit und Dynamik der Segnerschen Schützlinge überforderte den Aufsteiger sichtlich. Einer der Protagonisten, Ole Natusch nämlich, netzte in der 53. Minute zum 0:3 ein, nachdem Gerrit Jakobs zuvor mit einem Schuss an Axel Möring gescheitert war. Als sich Frank Meyer später seine zweite persönliche Verwarnung einhandelte und ausschied, führte diese Dezimierung keinerlei gravierenden Wandel mit sich. Schließlich hatte Niendorf auch schon bei personellem Gleichstand nach Lust und Laune agieren können. Jakobs, der übrigens einen ausgekugelten Finger erlitt, legte in der 76. Minute das 0:4 nach und profitierte dabei von der glänzenden Vorarbeit des eingewechselten Tobias Peitsch. Spätestens zu diesem Punkt setzte auf der Tribüne die Völkerwanderung ein – ein Teil der Bönningstedter Fans hatte genug.
„Man hat gesehen, was es ausmacht, wenn einem genug Personal zur Verfügung steht. Ausschlaggebend war heute, dass wir anders als zuletzt unseren ganzen Kader dabei hatten“, so Carrel Segner, drückte trotz der starken Leistung seiner Mannschaft aber instinktiv auf die Bremse: „Wir wollen jetzt nicht durchdrehen.“ Wieso lief es denn plötzlich wie am Schnürchen für seine Niendorfer? „Gewisse Sachen“ habe er in der Wettkampfvorbereitung angemahnt, verriet Segner. Sein Kollege Pietrusska übrigens auch, wie wir ja bereits wissen. Einzig, ohne die gewünschte Wirkung damit zu erzielen.
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