Diejenigen, die drei Tage zuvor noch die heutigen Gastgeber am Ladenbeker Weg gesehen hatten, waren sich schon geraume Zeit vor dem Abpfiff einig, dass die dortigen Internationalen GSKer ein ganz anderes Kaliber dargestellt hatten, als es die Berndt-Elf repräsentieren konnte. So kamen die Blau-Gelben auch nur kurzzeitig nach dem Halstenbeker Ausgleichtreffer in – höchst überflüssige - Schwierigkeiten, wurden darüber hinaus aber kaum gefordert.
Die anstoßberechtigten Gäste zieht es beim Anpfiff sogleich mit Macht in den gegnerischen Strafraum, doch dort gelangt der Ball in victorianischen Besitz und dient der Einleitung eines Gegenstoßes. Tamer Dönmez an der Begrenzungslinie des gegenüberliegenden 16-Meter-Raumes zu Sezgin Akgül, und der vollstreckt zum Führungstreffer. Vicky nunmehr leicht und locker in der Offensive, begierig auf einen weiteren Treffer. Doch möglicher Weise ein wenig zu locker, denn, knapp eine Viertelstunde ist gespielt, da sehen sich drei Halstenbeker mutterseelenallein vor Tormann Florian Ludewig. Dort können sie sich gemächlich das Leder zuschieben, das Ali Arslan dann problemlos über die Linie drückt. Wer eine Abseitsstellung gesehen hat, sieht sich getäuscht. Denn der Assistent von Herrn Zimmermann gibt eindeutig zu erkennen, dass er eine solche nicht beobachtet haben will. Dieses unerwartete Geschehen irritiert offenbar die einen und gibt den anderen einen gewissen Auftrieb, ohne aber wirklich torgefährlich zu werden. Als Dönmez knapp 15 Minuten nach dem 1:1 von der rechten Seite seinen Kollegen Timo Möbius mustergültig bedient, und dieser zum Führungstreffer für seine Farben verwandeln kann, und kurz darauf ein schönes Zusammenspiel zwischen Dönmez, Akgül und Jasmin Bajramovic nur knapp den finalen Erfolg verpasst, ist der Anfang vom H-R-Ende schon zu erkennen. Erst scheitert zwar Guido Stendel noch an Keeper Dennis Schultz, dann knallt Stephan Rahn über dessen Kasten, aber nur wenig später wiederholt sich eine bereits am Dienstag gesehene Szenerie. Eckball Rahn, der abgewehrte Ball landet wiederum beim letzsaisonalen "Fußballer des Jahres" und wird dort in die Strafraummitte zu Mirco Schulz und weiterhin per Flugkopfball flach über die Torlinie befördert.
In der zweiten Halbzeit spielt nur noch eine Mannschaft, die der Platzherren. Ein erneut sehenswertes Zusammenspiel zwischen Roger Stilz, Akgül und Rahn führt zum 4:1 und der eingewechselte Antonio Ude stellt den Endstand her, da er eine Rahn-Flanke zunächst an die Latte, den Abpraller aber in die Maschen setzt. Nun, da schon fünf Gelb-Blaue getroffen haben, wollen auch die anderen in gleicher Tracht Spielenden mal ran. Nur dabei lässt der eine oder andere bisweilen das Mannschaftsspiel außer Acht, und Ude geht dabei soweit, dass er seine eigene Möglichkeit nicht nutzt, sondern einen bis dahin noch nicht erfolgreichen Kollegen bedient, der aber überweg knallt. So also erklärt es sich, dass am Ende die Elf von Oliver Berndt noch einiger Maßen glimpflich die Heimreise antreten kann. Die hat sich Manager Stammer allerdings ersparen können. Vermutlich ahnte er schon, was seiner Mannschaft an diesem Abend widerfahren würde, und wurde auf der Hoheluft erst gar nicht gesichtet.
Zumindest bis zum Sonnabend um 17:48 Uhr steht die Ehm-Elf nun auf dem ersten Tabellenplatz. Die echten Bewährungsproben folgen aber in den nächsten beiden Heimspielen, wenn Concordia und BU ihre Aufwartung auf der Hoheluft machen werden. Die Berndt-Mannen hingegen, aktuell am anderen Ende des Tableaus positioniert, erwarten voller Ungeduld das Erscheinen der Kreishauptstädter aus Pinneberg am übernächsten Sonntag, um endlich den ersten Schritt aus der gegenwärtigen Bredouille in Angriff nehmen zu können.
Gesamt-Statistik ab 1946 aus der Sicht des Gastgebers: 19 Spiele 8 Siege - 3 Remis - 8 Niederlagen – 27:25 Tore.
Stimmen:
Oliver Berndt (Trainer SV Halstenbek-Rellingen): Wir haben heute einen schönen Gang bekommen. Ich denke, der war auch in der Höhe verdient. Wir lassen zurzeit viele positive Eigenschaften vermissen. Wenn das dann gegen einen Gegner passiert, der gut mit dem Ball umgehen kann, und wir nicht eng genug am Mann sind, dann lassen wir eben viele Dinge zu, die nicht passieren dürfen. Trotzdem werden wir heute unseren Mannschaftsabend machen, auf den Dom gehen und danach weiter. Vielleicht hätten wir das schon früher machen sollen. Beim Frustsaufen werden wir uns dann eng in die Augen schauen und versuchen, einige Dinge aufzuarbeiten. Das nächste schwere Spiel gegen Pinneberg müssen wir dann aber unbedingt gewinnen.
Bert Ehm (Trainer SC Victoria): Meinem Kollegen kann ich nur raten, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Nach dem 0:1 hat die Mannschaft schließlich etwa 20 Minuten lang gezeigt, dass in ihr Wille vorhanden ist. Sie hat in dieser Zeit auch mutig nach vorne gespielt. Mit meiner Mannschaft bin ich eigentlich heute zufrieden. Sie hat auch in der zweiten Halbzeit nicht nachgelassen, allerdings haben viele meiner Spieler versucht, was auf eigene Faust zu machen. Wenn ich aber berücksichtige, dass meine Spieler vor drei Tagen im kämpferischen Bereich 120 % geben mussten, besteht mich eigentlich kein Anlass, zum Kritisieren.
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