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08.09.2007
Der Letzte war eine Klasse besser als der Vorletzte von



Grün Weiss Harburg – SV Halstenbek-Rellingen 2:5 (1:4)

GW Harburg: Özkök – Ekici (46. van Margerd), Hamann (64. Davis), Kirrbach, Bojic – Meyer (57. Wießner), Wagner, Thiel, Kyrmanidis – Gillich - Hoot
SV Halstenbek-R.: Schultz – Kebbe – Vollmer, Pries – Grabow (75. Ziller), Wroblewsky, Pannen, Arslan (75. Diederichsen) – Turan – Rückert, Protzek (67. Duah)
Tore: 0:1 Rückert (16.), 0:2 Protzek (21., FE), 1:2 Hoot (25.), 1:3 Protzek (31.), 1:4 Protzek (38.), 1:5 Rückert (73.), 2:5 Thiel (89.)
Schiedsrichter: Meyer-Lindenberg (Harburger TB), gab Rückert wegen Stolperns beim Eckball Gelb, ansonsten ohne Fehler
Beste Spieler: keiner – Turan, Protzek, Rückert
Zuschauer: 120

In der Halbzeitpause blieb Rainer Beth nur wenige Augenblicke in der Kabine. Das 1:4 und die desolate Vorstellung seiner Mannschaft hatten offenbar gesessen. „Ich habe ein paar Umstellungen bekannt gegeben und habe der Mannschaft gesagt, dass ich mir das anders vorstelle. Natürlich war ich enttäuscht“, erklärte Harburgs Trainer nach Spielschluss ruhig und sachlich. Fruchten sollten seine Maßnahmen an diesem Nachmittag jedoch nicht. Die bittere Erkenntnis lautet stattdessen: In dieser Verfassung hätte Grün Weiß mit ziemlicher Sicherheit auch in der Landesliga arge Probleme. Den Gästen aus Halstenbek hingegen gelang mit dem deutlichen Erfolg ein zumindest kleiner Befreiungsschlag. Das neue Offensiv-Dreieck, bestehend aus Selcuk Turan (zweite Partie nach seinem Wechsel vom TSV Uetersen), Martin Protzek (zweite Partie nach langer Verletzungspause) und „Oldie“ Frank Rückert, drückte dem Spiel seinen Stempel auf. Dennoch war auch bei den Gästen noch lange nicht alles Gold, was glänzte.

Für die Harburger war Hoffnungsträger Alexandre Hamann nach seinem mehrwöchigen Urlaub das erste Mal wieder von Beginn an dabei. Es sollte ein schwarzer Nachmittag für ihn werden. Mit einem unnötigen Fehlpass im Spielaufbau leitete er zunächst die Führung für Halstenbek ein. Rückert nahm das Geschenk dankend an, spielte mit Sturmpartner Protzek Doppelpass und schob schließlich zur Führung ein (16.). Nur fünf Minuten später kam Hamann im Strafraum einen Schritt zu spät gegen Protzek - den fälligen Strafstoß verwandelte der Gefoulte mit etwas Glück (Özkök war noch mit den Händen dran) selbst (21.). Und Grün Weiss? Ab und zu versuchte man in der Offensive ein Zeichen zu setzen, doch insgesamt wirkten die Bemühungen behäbig und einfallslos. Ein grober Schnitzer von Marco Kebbe sollte die Beth-Elf trotzdem für kurze Zeit in das Spiel zurück bringen. Marco Hoot sprintete in die viel zu kurze Kopfballrückgabe des HR-Liberos und überwand den heraus stürzenden Dennis Schultz zum 1:2 (25.). Jetzt wäre eigentlich der Moment gewesen, die bis zu diesem Spieltag schwächste Abwehr der Hamburg-Liga unter Druck zu setzen. Doch dazu sollte es nicht kommen. Stattdessen hatte Rückert endlos viel Zeit einen langen Ball von Turan im Strafraum der Hausherren anzunehmen, auf Protzek quer zu legen – und dessen zweiten Treffer des Tages genüsslich zu beobachten (31.). Das sollte vor der Pause noch nicht alles gewesen sein: Ohne Gegenwehr durfte Turan noch einmal durchs Mittelfeld spazieren und erneut Protzek in Szene setzen. Mit einem Flachschuss ins linke Toreck markierte dieser das 1:4 (38.).

Damit war die Luft schon früh raus. Obwohl die Abwehr von HR nicht immer sattelfest wirkte und sich das Geschehen nun weitestgehend in der Halstenbeker Hälfte abspielte – gefährlich wurde es auch im zweiten Durchgang in erster Linie auf der Gegenseite. Kurz vor seiner Auswechslung hätte Protzek mit einem Kopfball sein Torkonto noch einmal aufstocken können, traf aber nur den Außenpfosten (59.). Zudem scheiterte Ali Arslan nach einem Konter an Fathi Özkök (71.). Erst Frank Rückert zielte nach einem Eckstoß von Turan wieder genauer – nämlich an den Innenpfosten, von wo der Ball zum 1:5 ins Tor sprang (73.). Für Grün Weiss hätte eine Minute zuvor Arne Gillich verkürzen können, seinen Lupfer kratzte allerdings Tim Vollmer von der Linie. Neben der Ergebniskosmetik von Benjamin Thiel in der Schlussphase war dies die einzige nennenswerte Aktion der Hausherren nach dem Seitenwechsel.

Nimmt man die heutige Leistung als Maßstab, dürfte die Mannschaft von Grün Weiss Harburg nicht mehr allzu viele Punkte in dieser Staffel holen. Durchsetzungsvermögen und Selbstvertrauen suchte man heute auf dem Platz vergebens, darüber hinaus präsentierten sich absolute Leistungsträger der vergangenen Saison wie Arne Gillich, Denis Bojic oder Alexandre Hamann völlig außer Form. Nun geht es am kommenden Freitag zum Borgweg, wo mit dem VfL 93 das nächste schwere Kaliber wartet.
Die Halstenbeker haben mit der Verpflichtung von Selcuk Turan den dringend benötigten Lenker im Mittelfeld offenbar gefunden. Trotz der Deutlichkeit sollte der Sieg aber nicht überbewertet werden. Schwächen in der Defensive sind nach wie vor unübersehbar, und erst ein weiterer Erfolg im nächsten Heimspiel gegen den derzeit kriselnden SV Curslack-Neuengamme dürfte für etwas mehr Ruhe sorgen.


Stimmen:

Oliver Berndt (Trainer SV Halstenbek-Rellingen):
Man hat gesehen, dass die Mannschaft heute unbedingt gewinnen wollte. In den letzten Wochen hat sie viel auf den Deckel bekommen, aber heute hat sie auch in der Höhe verdient gewonnen. Ein Riesenkompliment geht an die Offensive. Wir hatten bislang noch kein Stürmertor geschossen, heute waren es fünf.

Rainer Beth (Trainer Grün Weiss Harburg):
Das war eine unangenehme Klatsche. Für die Mannschaft war es ein absolut wichtiges Spiel, und vielleicht war sie deshalb zu sehr blockiert. Wir haben viele Fehler gemacht, waren zu weit vom Mann weg und haben nicht ins Spiel gefunden.



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