Das halbe Dutzend der Norderstedter gestattet nicht viele Fragen über den Spielverlauf. Nun gut, in der ersten halben Stunde war das kampfbetonte Spiel ein ausgeglichenes, aber dann spielte die Führung durch Arlioglu (33.) den Einträchtigen in die Karten, und bei Curslack brachen nach der kurz darauf folgenden Gelb-Roten Karte gegen Jan Kruse alle Dämme.
Die Gäste hatten offenbar aus der letzten Woche ihre Lehren gezogen. Da ließen sie sich in fast identischer Situation (einer 1:0-Pausenführung gegen dezimierte Harburger) einlullen und schenkten im Gefühl des sicheren Sieges zwei Punkte her. "Heute haben wir nach dem Platzverweis noch einen Tick mehr gemacht als vorher", erklärte Marco Krausz, was den Unterschied zur letzten Woche ausmachte. Der Norderstedter Übungsleiter fand auch sonst kein Haar in der Suppe. "Das war eine sehr, sehr gute zweite Halbzeit und, was mich besonders freut, endlich mal eine kompakte Defensivleistung", schnalzte Krausz mit der Zunge. "Langsam sieht man, dass wir uns besser kennen lernen", sieht er seine zu herausragendem Fußball fähige Elf zusammen wachsen. Und das trotz eines weiteren Neulings in der Startelf: Philip Timm, kurz vor Ende der Transferperiode von den Elstern aus Bergedorf gekommen. Mann des Tages war ohne Frage Andreas Krohn. Mit seiner Abwehrarbeit allein offensichtlich unterfordert, erzielte der Organisator der Dreierkette drei Tore (ein Abstauber, ein Elfmeter und ein Kopfball nach Standard)! Das spricht eine ungewöhnliche Sprache für einen Abwehspieler.
Defensiv konzentriert spielte übrigens auch der Gastgeber – doch dies nur eine halbe Stunde. Ungewöhnlich dabei: Die eigentliche "10", Marco Theetz, agierte als Libero, und Manndecker Dennis Schümann als Sonderbewacher für Arlioglu. Torsten Henkes Schachzüge gingen nicht auf. Seine Elf hatte gegen feldüberlegene Norderstedter durch Christian Spill gar die beste Torgelegenheit der Anfangsphase (25.) – es sollte aber die einzige bleiben. Als Arlioglu einen Konter zum 0:1 abschloss, klappte bei den Hausherren nichts mehr; sie gaben den Norderstedter Gästen den Haustürschlüssel in die Hand. Weder gelang es ihnen, nach dem Platzverweis erstmal sicher zu stehen und das Spiel zu beruhigen, noch konnte die Auflösung des Liberos nach dem 0:2 etwas bewirken. Nach dem 0:3 gab Henke das Spiel verloren, beorderte Theetz wieder nach hinten, doch nicht einmal die Schadensbegrenzung gelang. Es fiel Henke nicht leicht, Worte für das zu finden, was sich heute auf dem Curslacker Kunstrasen abgespielt hatte. "Am Ende haben sich bei uns Auflösungserscheinungen gezeigt, das war eine grausame Klatsche", fand der zurückhaltende Henke dann doch noch ungewohnt drastische Worte. Der Höhenflug der ersten vier Spieltage ist jäh gestoppt worden.
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