Mit einem Paukenschlag sondergleichen haben die Oberliga-Kicker von Altona 93 der Serie des Topteams BV Cloppenburg ein jähes Ende bereitet und sich selbst eindrucksvoll wie reichhaltig beschenkt. Denn die Niedersachsen waren bis zum Gastspiel auf der Adolf-Jäger-Kampfbahn im bisherigen Saisonverlauf ohne Niederlage geblieben. Über ganze sechs Gegentreffer hatte sich Trainer Jörg Goslar bis dato ärgern müssen – nun schenkten ihm die 93er gleich deren sieben ein.
„Ich habe in meinem Leben noch nicht mit 7:3 verloren“, sagte Goslar im Anschluss an das Torfestival reichlich bedient, „aber da müssen wir jetzt durch.“ Auf der Gegenseite herrschte verständlicherweise Jubel und Heiterkeit. „Wir haben die Woche mit dem dritten Sieg gekrönt. Ich muss meiner Mannschaft ein Riesen-Kompliment aussprechen“, so AFC-Coach Torsten Fröhling resümierend. Dass es während der vorangegangenen 90 Minuten auch schwächere und bange Momente seiner Elf gab, wollte er dabei nicht verschweigen. Am Anfang allerdings stand ein Torhagel, der die Fans auf der traditionsreichen Bahrenfelder Anlage begeisterte und regelrecht mitriss. Bereits in der fünften Minute lag der Ball zum ersten Mal im Cloppenburger Netz, nachdem Jakob Sachs aus kurzer Distanz getroffen hatte. Und in diesem Stil ging es weiter. Geradezu erstaunlich, mit welcher Ruhe die Hausherren ihre Chancen verwandelten und konsequenterweise nach Treffern von Michael Starck im Anschluss an eine Maßflanke von Sören Warnick und abermals Sachs auf 3:0 erhöhten. Dass zu diesem Zeitpunkt nicht einmal 20 Minuten absolviert waren, ließ so manchen Beobachter staunend zurück. Die Gäste ihrerseits beförderten durch individuelle Fehler die Blitz-Führung Altonas und trieben Jörg Goslar auf der Cloppenburger Bank damit schier zur Verzweiflung.
Was ihm hingegen imponierte war, wie seine Schützlinge trotz der misslichen Lage zurückschlugen und sich alsbald aufmachten, eine Ergebniskorrektur herzustellen. Der AFC überließ dem BVC nun zusehends das Feld und den Großteil des Ballbesitzes. Doch hätte wohl keiner gedacht, dass man sich derartig passiv verhalten würde. Die Niedersachsen rochen den Braten und egalisierten die vermeintlich komfortable 93-Führung noch vor dem Gang in die Pause. Ein Doppelschlag des Verteidigers Gürman Agac sowie ein verwandelter Strafstoß des Bundesliga-erfahrenen André Breitenreiter sorgten für Entsetzen unter den AFC-Anhängern. „Die letzten 20 Minuten in der ersten Hälfte war der BVC, wie ich ihn mir vorstelle“, so Goslar. Und sein Kollege Fröhling kommentierte: „Es darf nicht passieren, dass wir das Spiel noch aus der Hand geben.“ Doch in der Kabine bei Halbzeit fand er offensichtlich die passenden Worte: „Ich habe die Fehler knallhart angesprochen“, so Altonas Trainer. Die Gastgeber widersetzten sich nach dem Seitenwechsel hartnäckig dem Trend, der in Richtung Cloppenburg zeigte und „spielten sich in einen Rausch“, wie Fröhling es nannte. In der Offensive lief es nun derartig rund wie zu Anfang der Partie und auch die Abwehrrecken des BVC trugen mit haarsträubenden Patzern ebenfalls wieder ihren Teil zum Sturmlauf des AFC bei.
Herausragend aus einer überzeugenden Abteilung Attacke war an diesem Nachmittag zweifelsohne Michael Starck, der als vierfacher Torschütze glänzte. Fröhling: „Ich habe ihm vor dem Spiel gesagt, dass er noch Torschützenkönig wird.“ Diese wohl nicht ganz ernstgemeinte Motivationshilfe des Trainers nahm sich Stark scheinbar derartig zu Herzen, dass er in der Folge traumwandlerisch sicher seine „Buden“ markierte. Zwischen der 61. und 66. Minute entschied der AFC endgültig die Begegnung und hielt dennoch das Tempo hoch. Es ist zu vermuten, dass die Ereignisse des ersten Durchgangs noch im Oberstübchen steckten und man tunlichst ein erneutes Cloppenburger Comeback vermeiden wollte. So ertönte nach den Strack-Treffern Nummer zwei und drei noch zwei weitere Male die Tormelodie. Die Fans hörten und sahen es mit Begeisterung; Coach Fröhling hatte anschließend verständlicherweise lobende Worte parat: „Die Mannschaft hat sich diesen Sieg verdient.“ Dass sein Gegenüber Goslar im Zuge der Diskussionen um den von Joe Yankson verursachten Strafstoß (74.) von Schiedsrichter Björn Förster auf die Tribüne geschickt wurde, war letztlich nicht mehr als eine Notiz am Rande. Und dann war da ja noch Routinier Stephan Hanke, der einst 62 Bundesliga-Einsätze für Bayer Leverkusen und den FC St. Pauli absolvierte und beim Kantersieg des AFC ein unauffälliges Debüt gab. „Eigentlich hätte er gar nicht spielen sollen, denn er ist noch nicht richtig fit“, meinte Fröhling.
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