08.10.2007 Rückblick: Ein Oktoberfest und die Karawane von
Die Party war am gestrigen Tag dem Anlass angemessen. Die Harburger feierten nach der Partie gegen Barmbek ihr Oktoberfest mit Weizenbier, Brezeln und was sonst noch alles dazu gehört. Die Grün-Weißen hatten auch allen Grund dazu. Nach dem 4:2 in Rugenbergen folgte gegen den hohen Favoriten von BU ein 3:1, wobei Yildirim das Etikett des Matchwinners übernehmen durfte, da er vorsorglich mal alle drei Treffer alleine erzielte. Dieses Ergebnis beantwortet so manche Frage, hinterlässt aber auch Rätsel. BU hat nun endgültig eindrucksvoll bewiesen, dass es im Titelkampf kein ernstes Wort mitreden wird. Harburg kann hingegen an guten Tagen die Kriterien der Staffelzugehörigkeit sehr wohl erfüllen. Der Klassenerhalt ist zwar durch die beiden Erfolge noch in weiter Ferne, doch er scheint nicht mehr sooooo utopisch. Einen kleinen Seitenhieb auf die Kritiker konnte sich Trainer Rainer Beth dann auch nicht verkneifen. „Die, die uns schon abgeschrieben hatten, haben das zu früh getan.“ Kritik ist angekommen, Herr Beth!
Die Rätsel, die bleiben, sind von der Natur, dass man sich fragt, warum BU zu Beginn der Serie sehr guten Fußball bot und als gar nicht so geheimer Geheimtipp galt. Vielleicht fehlt es im Endeffekt an der qualitativen Breite im Kader, zumal mit Adam Maciejewski bestimmt nicht der Schlechteste die Mannschaft im August Richtung Hawaii verließ. Harburg zeigte eindrucksvoll, dass auch die so genannten Kellerkinder die Großen nicht nur ärgern, sondern auch stürzen können. Das spricht eigentlich für die Ausgeglichenheit der Staffel. Und richtig! Die Tabelle hat sich wie eine Karawane aufgeteilt. Alle schön hintereinander, ein kleiner Abstand wird gehalten, doch bloß nicht den Anschluss zum Vordermann verlieren. Jeder kann, wenn man denn erfolgreich ist, nach vorne klettern. Außer vielleicht Concordia, drei Punkte und 18 Tore sind dann doch ein wenig viel Rückstand auf die Victorianer. Aber das Wochenende bewies, dass es wenige Selbstgänger gibt. Die Ansetzungen waren fast ausnahmslos so aufgeteilt, dass ein Verein der oberen Hälfte gegen einen Club aus der unteren antrat. Neben Harburg gewannen auch noch Condor und Halstenbek gegen die vermeintlichen Favoriten aus Norderstedt und Bergedorf. Pinneberg luchste dem Tabellenführer aus Meiendorf ein 1:1 ab. Pekdemir (63.) glich die MSV-Führung von Cetinkaya (48.) aus und sorgte somit vielleicht für die größte Überraschung des Spieltages. Halstenbek konnte sich bei seinem Routinier Rückert bedanken, der früh das einzige Tor beim GSK erzielte. Bergedorf bewegt sich im freien Fall auf das Kellergewölbe zu. Fünf Spiele, zwei Punkte, null Tore, ein Offensivfeuerwerk sieht anders aus. Condor darf sich endlich wieder über die Treffsicherheit von Alao-Fary freuen, der zwei Tore beim 3:2 gegen Norderstedt beisteuerte. Für Norderstedt war es erst die zweite Niederlage der Saison.
Vorne könnte sich peu a peu ein Trio vom Rest des Feldes absetzen. Wie gesagt, Meiendorf schwächelte ein wenig, Voran Ohe und Victoria aber nicht. Ohe gewann unter der Woche beim SC Concordia und fügte den Marienthalern die erste Pleite der Spielzeit zu. Das Überraschende ist jedoch, dass das 3:1 gar nicht so eine große Sensation war. Vor der Saison hätten dagegen nur wenige Protagonisten auf dieses Ergebnis getippt, der bisherige Saisonverlauf ließ diesen Erfolg als realistisch erscheinen. Damit aber nicht genug, Niendorf musste drei Tage später mit einem 2:4 aus Reinbek nach Hause fahren. Was sich knapper anhört, als es eigentlich war. Juckel, Tetzlaff, Heidrich und Vo schossen eine klare 4:0-Führung zur Halbzeit heraus, Avarello konnte mit seinen zwei persönlichen Erfolgserlebnissen kosmetisch nach der Pause aktiv werden. Auf der Internetseite des „weißen Balletts“ ist immer noch die Momentaufnahme vom Freitag zu sehen, als Voran für wenige Stunden Erster des Classements war. Der Meister Victoria hielt sich am Freitag ebenfalls schadlos und besiegte Paloma standesgemäß mit 3:1 und hängt nur einen Punkt hinter dem Spitzenduo.
Die Krise im Stadtpark weitet sich immer weiter aus. Nun belegen beide Vereine die letzten Plätze. Nun gut, Paloma war nicht unbedingt dazu verdammt, bei Victoria zu punkten, aber acht Punkte und nur ein einziger Sieg aus zwölf Begegnungen sprechen eine eindeutige (negative) Sprache. Genauso verheerend liest sich die Bilanz der 93er. Der VfL verlor zum fünften Mal in sechs Partien auswärts. In Buchholz war es Siemes gewesen, der per Doppelpack die Borgwegler düpierte. Nächste Woche muss der Stadtpark daheim gewinnen, Paloma empfängt konstante Pinneberger, der VfL erwartet kriselnde Bergedorfer. Zum guten Schluss dürfen es noch drei Euro für das Phrasenschwein sein. Totgesagte leben länger! Nein, nicht schon wieder Harburg, sondern Rugenbergen ist auferstanden. Nach acht Pleiten in neun Spielen gewann der Aufsteiger bei Curslack mit 2:0. Dirksen früh (4.) und Hülsebusch spät (85.), so holt man den zweiten Auswärtssieg der Spielzeit. Die Hoffnung stirbt also zuletzt. Mist, schon wieder drei Euro.
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