Der gemeine Hamburg-Liga-Zuschauer musste sich schon nach 22 Minuten gehörig die Augen reiben. Konnte das wirklich wahr sein? Die hochgelobten Oher aus Hamburgs Osten hatten gerade das 0:3 beim VfL Pinneberg hinnehmen müssen. Und das obwohl VfL-Trainer Michael Fischer letzte Woche noch hart mit seiner Elf ins Gericht gegangen war, und beim 0:3 beim USC Paloma von einer "oberverdienten Niederlage" sprach. "Heute war es das Gegenteil", ulkte Fischer, meinte damit keinen unverdienten Sieg, sondern natürlich einen oberverdienten Sieg seiner Elf. Um es vorweg zu nehmen: Er war auch in dieser Höhe gerecht. Der Pinneberger Stadionsprecher hatte die Gäste als FC Voran Ohé vorgestellt. Am Ende erinnerte die Mannschaft eher an "Ohje" als an das ähnlich klingende "Olé". Und das kam so ...
Fischer hatte am heutigen Tage auf Sören Badermann als alleinige Sturmspitze gesetzt, über links wirbelte Marc Rosin, über rechts Dimitri Patrin. Das zahlte sich schon nach sieben Minuten aus: Patrin hatte sich durchgesetzt, flankte vor das Tor, und am zweiten Pfosten lauerte Rosin, der ins lange Eck vollstreckte. Ohe schien noch gar nicht in Pinneberg angekommen. Das 2:0 in der 20.Minute war eine Kopie des 1:0. Wieder Flanke von rechts von Dimitri Patrin, wieder vollstreckte Marc Rosin am zweiten Pfosten ins lange Eck. Guten Morgen, Ohe! Michael Fischer ermahnte jedoch seine Mannen: "Wir haben noch nichts erreicht. Es sind noch 70 Minuten zu spielen!"
Özden Kocadal gegen Matthias Juckel
Als wäre die 2:0-Führung noch nicht genug, traf Ömür Kaplan nur zwei Minuten später zum 3:0. "Ich wollte den Ball vor das Tor schießen, sah dann die Flugbahn des Balles und dachte schon 'Oh Scheiße!'. Doch dann war der drin." Kaplan hatte einen Freistoß von der linken Seite direkt verwandelt. Das gelang nur Mithilfe der Sonne, denn Gorden Wilkens konnte das Spielgerät aufgrund der tiefstehenden Sonne nicht sehen. Das sah schon ziemlich ungeschickt aus, wie beide im Netz zappelten. Voran-Trainer Jan Schönteich reagierte. Er brachte für die beiden Abwehrspieler Aga Kaba und Marcel Schmidt neue Kräfte ins Spiel: Michael Kowol verstärkte den Sturm und Michael Meyer spielte defensiv. Doch ein Aufbäumen der Oher war nicht zu erkennen. Das weiße Ballett spielte wie ... ein Ballett. Mit diesem 3:0 ging es deshalb auch in die Halbzeit.
Selim Aksu gegen Amos Williams
Nach dem Wechsel nichts Neues: Ohe mit einem "Teamkreis" vor dem Wiederanpfiff, mit viel Ballbesitz, aber ohne Resultate. Stattdessen krönte Dimitri Patrin seine Leistung mit dem 4:0. Die Oher Abwehr hatte auf Abseits spekuliert, Patrin lief alleine auf Wilkens zu und drosch den Ball ins Netz. "Das war nicht annährend was wir können und auch nicht das was wir wollten," sagte Jan Schönteich, "Stattdessen waren das die schlechteste 20 Minuten meiner Mannschaft seitdem ich in Ohe bin – und das sind immerhin schon dreieinhalb Jahre."
Dass Steven Vo noch ein Ehrentor für den FC erzielen konnte, lag zum größten Teil an Sinanudin Omerhodzic. Der VFL-Torhüter war bei einem Angriff der Gäste ungefähr 20 Meter aus seinem Tor herausgeeilt. Vo spitzelte den Ball gekonnt am herumirrenden Torhüter vorbei ins Pinneberger Netz. "Da muss man ihn selbst fragen was er da wollte", sagte Fischer, der zugab, sich über das Tor zum 1:4 zu ärgern. Während Fischer mit der Leistung seiner Mannschaft ansonsten vollkommen zufrieden war, übte Jan Schönteich auch Selbstkritik: "Ich muss meine Entscheidung bezüglich Auf- und Umstellung auch hinterfragen. Wir haben alles probiert, das war aber heute ein Tag an dem gar nichts ging."
Die Reise nach Pinneberg hatten die Oher übrigens gemeinsam in einem gemieteten Bus angetreten. Man munkelt, dass die Rückfahrt nicht besonders stimmungsgeladen verlief ...
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