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27.10.2007
Kiel kommt zu spät, ist dann aber ausgeschlafener von



FC St. Pauli II – Holstein Kiel 1:2 (0:1)

FC St. Pauli II: Pliquett – Hinzmann, Drobo-Ampem (70. Kalma), Petersen, Karikari – Schultz, Bourgault – Browarczyk (60. Iscan), Algan, Pfützenreuther - Prokoph
Holstein Kiel: Henzler – Sandmann, Boy, Schyrba – Siedschlag, Petersen, Hasse, Jürgensen – Zmijak (85. Famewo), Guscinas (90. Hummel), Holt (80. Rohwer)
Tore: 0:1 Guscinas (20., Foulelfmeter), 0:2 Siedschlag (69.), 1:2 Prokoph (75.)
Schiedsrichter: Malte Dietrich (Bremen) – mit perfekter Spielleitung
Beste Spieler: mit Wohlwollen Algan und Petersen / Siedschlag, Petersen, Hasse, Guscinas, Sandmann
Zuschauer: 1118

Der Kieler Mannschaftsbus steckte im Stau und traf erst nach den Zuschauern am Millerntor ein; die Begegnung wurde eine halbe Stunde verspätet angepfiffen. Nicht nur von den braun-weißen Anhängern, auch von den eigenen wurde die Störche-Elf nach dem peinlichen 0:2 gegen Lübecks Zwote mit höhnischen "Derbyverlierer"-Rufen empfangen. Da hatte jemand was gut zu machen, und die Kieler machten in der Tat vieles auf dem Platz sehr gut.
Enttäuschend dagegen, was der FC St. Pauli bot. "Nicht mutig, nicht zielstrebig – wir hatten ja nicht mal eine Ecke in der ersten Halbzeit", fasste Joachim Philipkowski das Spiel seiner Elf knackig zusammen. "Das war ein schlechtes Spiel von uns, wir haben das total verschlafen."

Das Oberliga-Spitzenspiel kommt ohne eine große Erzählung aus, zu klar waren die Kräfteverhältnisse verteilt. Berkan Algans technische Finessen waren am Anfang schick anzusehen – mehr war da nicht. Nach zwanzig Spielminuten luchste Kiels Tim Siedschlag dem dilettantischen Davidson Drobo-Ampem den Ball ab und wird von Jeremy Karikari im Sechzehner zu rustikal angegangen. Der fällige Foulelfmeter: Nicht mehr als eine Pflichtaufgabe für Dimitrius Guscinas. "Wir haben da in der Woche noch drüber gesprochen, weil wir in Nordhorn auch schon so einen Elfer gekriegt haben" beklagte Philipkowski das Abwehrverhalten seiner Jungspunde. "Ein älterer Spieler geht da nur hin und stellt ihn." Diese Führung verwalteten die "Störche" amtlich. Ruhend auf einer nicht ansatzweise in Verlegenheit zu bringenden Dreierkette, übte Kiel unangestrengt und glanzlos vollkommene Dominanz aus.

Kiel kontrollierte das Spiel so unangefochten, dass es sich leisten konnte, nicht wirklich konsequent aufs zweite Tor aus zu sein. Gleichwohl geriet die Abwehr vor dem flattrigen Benedikt Pliquett einige Male ins Straucheln. Nach 67 Spielminuten zeigten die Gäste die schönste Ballstafette des Spiels, als sie sich ungehindert über das gesamte Spielfeld kombinierten: Ballgewinn – Thomas Petersen auf Holger Hasse – Doppelpass zwischen Christian Jürgensen und Michael Holt – Flanke Holt – Abnahme Guscinas. Ohne Torerfolg, aber doch frappierend wie ungestört sich die Kieler jederzeit entfalten konnten, wenn sie nur wollten. Zwei Minuten später war Holt dem (zumindest vorbildlich kampfstarken) Kapitän Mathias Hinzmann erneut entwischt und flankte – der Ball landete beim agilen Dribbler Siedschlag, der Pliquett mit einem Murmelball überwinden konnte. Endlich die fällige Entscheidung, musste man einfach annehmen.

Doch vollkommen unerwartet kam St. Pauli ins Spiel zurück, das heißt: Jetzt kamen sie überhaupt erst rein. Mit der ersten Torchance erzielte St. Pauli das 1:2. Algan nutzte gedankenschnell einen Patzer Sven Boys, setzte den bis dahin unsichtbaren Roman Prokoph ein, der Ex-St.-Paulianer Simon Henzler überwinden konnte. Die Kieler zogen sich nun mehr und mehr zurück und ließen den FC gewähren, der zwei Minuten vor Schluss um ein Haar den Spielverlauf auf den Kopf gestellt hätte. Das Zusammenspiel der eingewechselten Ali Kalma und Gökhan Iscan mündete in eine scharfe Hereingabe in den "Störche"-Fünfer, doch dort konnte Prokoph dem Ball keine Richtung mehr geben – jedenfalls keine, die ihm lieb gewesen wäre.

Das war es. Kiels Trainer Peter Vollmann wusste staubtrocken von einem verdienten und bis zur 80. Minute souveränen Erfolg zu berichten. Die Freude im Kieler Lager war doch recht dezent, spürbar war, dass dieser Sieg an der Förde noch nicht als vollständige Rehabilitation von der Derby-Schmach bewertet wurde. Joachim Philipkowski dagegen fand selbst in den anständigen Schlussminuten seiner Elf keinen Trost: "Zum Ende war es etwas besser, aber eine gute Viertelstunde reicht für unsere Ansprüche nicht aus. Kiel hat verdient gewonnen." Es ehrt "Pipel", dass er auch die Wartezeit vor Spielbeginn, einen mutmaßlichen Spannungsverlust, nicht als Grund für die Schwäche gelten ließ. "Daran hat es nicht gelegen." Eindruck haben auf braun-weißer Seite letztlich nur der offene Trainer und die Fans hinterlassen, die sich vom Spiel ihrer Elf nicht irritieren ließen und einen anderthalbstündigen Dauergesang anstimmten.


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