VfL Pinneberg: Brüggemann – Kocadal – Dobirr, Jung (55. Pekdemir) – Schulz, Deden (56. Fock), Kaplan, Hellmann, Williams (64. Patrin) – Hayran - Badermann SV Curslack-N.: Maack – Schümann – Franke, Blättermann – Khalili, Menger, Wyrwinski (46. Fidanakis), Theetz (77. Figge), Kruse – Spill (84. Clausen), Ulusoy Tore: 0:1 Spill (35.) Rote Karte: Brüggemann (56., Notbremse) Gelb-Rote Karte: Blättermann (45.+1, wiederholtes Foulspiel) Schiedsrichter: Krohn (TSV Reinbek), lag bei den Platzverweisen richtig, bei der Beurteilung von Zweikämpfen aber nicht immer Beste Spieler: Kaplan – Maack, Theetz Zuschauer: 120
Wenn man sieben Spiele ohne Sieg ist, dann zehrt das an den Nerven. So auch beim SV Curslack-Neuengamme. „Man hat gesehen, dass die vergangenen Wochen bei uns Spuren hinterlassen haben“, musste Torsten Henke nach dem auch für ihn erlösenden 1:0-Erfolg beim VfL Pinneberg eingestehen. Das Spiel entwickelte sich in der zweiten Hälfte für ihn und seine Spieler zu einer wahren Zitterpartie. Schuld daran waren die Curslacker zu einem erheblichen Anteil jedoch selbst. Wer so kläglich glasklare Torchancen liegen lässt, hätte sich am Ende über eine Fortsetzung der Talfahrt nicht wundern dürfen.
Mehr als eine halbe Stunde dümpelte die Partie auf schwachem Niveau vor sich hin. Einfälle oder gelungene Spielzüge gab es auf beiden Seiten nicht zu bestaunen, lediglich der ein oder andere Pinneberger Distanzschuss schreckte die Beobachter an der Fahltsweide auf. Dann kam die 35. Minute und damit die Minute des Curslacker Sturmduos Christian Spill und Onur Ulusoy: Spill passte den Ball an den Sechszehner zu Ulusoy, dieser legte ab, Spills folgender Schlenzer prallte vom Pfosten zurück zu Ulusoy, dieser legte nunmehr quer und Spill schob zur Führung für die Gäste ein. Ein perfektes Zusammenspiel der beiden Angreifer, und Treffer Nummer elf für Spill in der laufenden Saison. Kurz vor der Pause wurde es dann sogar hektisch. Dirk Hellmann kam im Strafraum der Gäste zu Fall, wurde aber sofort von mehreren Curslacker Spielern, die eine Schwalbe erkannt haben wollten, zur Rede gestellt (44.). Ob es ein Foul war oder nicht, lässt sich nicht mehr endgültig klären, Schiedsrichter Krohn verzichtete jedenfalls auf einen Strafstoßpfiff und verteilte zur Beruhigung der Gemüter lieber zwei Gelbe Karten (Hellmann, Wyrwinski). In der Nachspielzeit der ersten Hälfte ging es weiter: Der bereits verwarnte Marco Blättermann foulte an der Mittellinie ohne Not Ömür Kaplan, und darf daraufhin ein paar Sekunden eher in die Kabine als seine Kollegen – Gelb-Rot für den früheren Concorden.
Nach der Pause wurde es dann das bereits angedeutet „Nervenspiel“. Pinneberg versuchte das Spiel an sich zu reißen und hatte auch durch Torsten Jung prompt eine gute Kopfballchance. Doch Sebastian Maack parierte glänzend (52.). Vier Minuten später waren dann vorläufig nicht nur der Pinneberger Angriffsschwung, sondern auch deren Überzahlspiel wieder dahin. Den allein auf das Tor zueilenden Spill bremste der erst 18jährige Torwartdebütant Tim Brüggemann (Stammkeeper Sinanudin Omerhodzic weilte beruflich in Neuseeland) mit einem Handspiel außerhalb des Strafraums und kassierte dafür „glatt“ Rot. Was folgte, war zum Einen ein unglaublich fahrlässige Konterspiel der Gäste und zum Anderen ein - nach kurzer Verschnaufpause - weiterhin offensiv noch vorne spielender VfL. Zählbares kam jedoch nicht dabei heraus. „Wir sind entweder an unseren eigenen Unzulänglichkeiten, an Sebastian Maack oder an unserem viel zu komplizierten Spiel gescheitert“, fand Michael Fischer hinterher kritische Worte für sein Team. Die gefährlichsten Schüsse gaben Sören Badermann (61., Marco Theetz rettete auf der Torlinie), Ömür Kaplan (69.) und Sergej Schulz (87.) ab.
Das alles hätte jedoch keine Rolle gespielt, wenn Spill und Co rechtzeitig eine der „gefühlten vier oder fünf Tausendprozentigen“ (O-Ton Henke) genutzt hätten. Die Fahrkarten im Einzelnen: Spill erobert den Ball gegen Dobirr und legt quer auf Ulusoy, der den Ball über das leere Tor drischt (59.), Spill steht bereits allein vorm Tor, vertändelt aber dann doch noch gegen Kocadal (70.), Theetz setzt einen Fallrückzieher mutterseelenallein aus acht Metern über das Tor (71.), Ulusoy vertändelt einen Konter kläglich trotz Überzahl (75.) und noch einmal scheitert Ulusoy, allein vorm Gehäuse an David Fock (90.+2). Es war wirklich zum Verrücktwerden…
Stimmen:
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-N.): Es wurde Zeit, dass wir unsere Negativserie, bei der wir uns im freien Fall befunden haben, stoppen. Man hat klar gesehen, dass die Mannschaft verunsichert gewesen ist. Was ab der 40. Minute abgelaufen ist, kann für einen Trainer eigentlich nicht schlimmer sein. Erst der Platzverweis, dann mussten wir die ein oder andere brenzlige Situation überstehen, hatten aber auch gefühlte vier oder fünf tausendprozentige Konterchancen. So mussten wir bis zum Schluss zittern. Vom Kampfgeist her muss ich meiner Mannschaft heute ein Kompliment machen. Ein wenig herausheben möchte ich Sebastian Maack und Lars Franke, den wir aus der Alten Herren bis Weihnachten reaktiviert haben.
Michael Fischer (Trainer VfL Pinneberg): Es gibt Spiele, die kann man kaum erklären. Ich glaube, heute sind beide Trainer am Seitenrand fast gestorben. Was beide Mannschaften, vor allem auch der Gegner bei seinen Kontern, an Torchancen vergeben haben, geht nicht auf die berühmte Kuhhaut. Wir haben in der zweiten Halbzeit vom läuferischen und kämpferischen her alles probiert, aber mit Schönspielerei kommen wir nicht weiter. Wir befinden uns noch nicht im freien Flug, aber wenn wir so weiter machen, sind wir auf dem besten Wege dorthin.
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