Der Meister empfing den GSK bei fiesem Schmuddelwetter und fast unbemerkt von Hamburgs Fußballöffentlichkeit. Außenseiterbedingungen, so konnte man mutmaßen: Vielleicht würden die erbarmungswürdige Kulisse und das ungemütliche Nass nicht so recht den Rahmen bieten, den die Meisterelf braucht, um sich zu motivieren? Und vielleicht sollte ausgerechnet Ibrahim Kilic, der nach zweimonatiger Verletzungspause überraschend wieder für den GSK in der Startelf stand, den traditionsreichen Bau-Gelben neben dem Wetter auch die Laune vermiesen? Die Antworten auf diese Vermutungen wischt schon der obige Statistikteil beiseite. Der GSK kassierte die achte Niederlage in Folge und war gegen Victoria, man kann sagen, von der ersten Sekunde an chancenlos. Im Hinterkopf hatte Bert Ehm das dürftige 2:0 gegen Buxtehude, als er seine Spieler lobte: "Das war eine fußballerische Wiedergutmachung, die Mannschaft hat gebrannt."
Noch beim Stand von 0:0 zeichnete sich ab, dass Vicky ihren Kontrahenten deklassieren würde. "Die ersten 30 Minuten haben wir richtig Tempo gemacht", so Ehm. Viel zu viel Tempo für den GSK. Nach gerade mal zehn Sekunden traf Stephan Rahn die Latte, nach drei Minuten war es Sezgin Akgül, der die Führung auf dem Fuß hatte, und in der zehnten Minute hätte ein Volleyschuss von Sven Trimborn beinahe sein Ziel gefunden. Das 1:0 in der 17. Spielminute, Resultat einer wendigen Körperdrehung des Torschützen Ahmet Hamurcu, war längst fällig. Als nur eine Minute später Devrim Bingöl an Rahn einen unnötigen Elfer verschuldete und Antonio Ude souverän einnetzte, war die Partie gelaufen. Bei Rahns schlappem Schuss zum 3:0, den Yakup Kaya hätte haben können/sollen/müssen, kam nicht mal mehr rechte Freude auf.
Ab dem 3:0 ließ es die Victoria etwas ruhiger angehen, so dass der GSK ein, zwei schöne Ballstafetten zeigen konnte, aber niemals ernsthaft das Tor des Hausherren in Gefahr brachte. Erneut Hamurcu und schließlich der eingewechselte und das Spiel noch einmal belebende Tamer Dönmez schraubten das Ergebnis in eine Höhe, das dem Spielverlauf entsprach. Ilhan Myumyun blieb nicht viel mehr übrig, als Bert Ehm zu gratulieren. Er wusste: "Victoria ist für uns nicht der entscheidende Gegner, sondern die, die weiter unten stehen." Heikel bleibt dabei die Verletztensituation bei den Bergedorfern. Vor zwei Wochen bei Paloma hat sich nun auch noch Mannschaftskapitän Ugur Kiraz das Handgelenk gebrochen, doch der bekräftigte noch einmal, was Myumyun schon am Rande der Partie an der Brucknerstraße angekündigt hatte: dass der GSK in der Winterpause eine Handvoll Verstärkungen ins Boot holen will - für den Sturm, für die Außen und für die Manndeckung. "Wenn dann auch unsere Verletzten wieder zurück sind", so Kiraz, "spielen wie wieder den Fußball vom Anfang dieser Saison."
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