09.11.2003 Condor suchte die Schuld beim Schiedsrichter von
SC Condor – USC Paloma 0:2 (0:0)
SC Condor: Schwartz – Robaqsh – Aykurt, Gebhardt – Meuser (65. Kaack), Riechers (83, Abt), Müller (61. Behn), Ehlert, Witt – Kruppa, Yazici USC Paloma: Aschmoneit – Edelmann – Silz, Hamurcu – Morgado, Stendel, Jovic, Osinski – Zapel – Avarello (80. Schemmerling), Woike (90. Bah) Tore: 0:1 Woike (61., FE, Aykurt an Osinski), 0:2 Morgado (78.) Schiedsrichter: Vollmers (Börnsen) Zuschauer: 220 Beste Spieler: Robaqsh, Riechers – Zapel, Woike Gelbe Karten: Ehlert, Robaqsh – Hamurcu, Osinski, Stendel
Man kann bei Condors Trainer Wolfgang Reimers sehr gut unterscheiden, ob sein Lächeln aufgrund einer witzigen Begebenheit entstanden ist oder ob er damit einen Wutausbruch verhindern will. Gegen 12 Uhr mittags am Berner Heerweg diente das Verziehen der Mundwinkel eindeutig dazu, nicht völlig die Contenance zu verlieren. Ein paar Sekunden vorher hatte Schiedsrichter Ralph Vollmers etwas überraschend, aber dennoch berechtigt, auf Strafstoß für den USC Paloma entschieden. Der Anfang vom Ende für den SC Condor, der durch das 0:2 im „Vogel-Duell“ gegen die Tauben vom USC schon die fünfte Pleite auf eigenem Platz hinnehmen. Zum wiederholten Male verpassten es die Platzherrn, sich endgültig im Mittelfeld Respekt zu verschaffen. Paloma hingegen kletterte vom zehnten auf den siebten Rang.
Die entscheidenden Szenen ereigneten sich kurz nach dem Pausentee. Zweimal sollte Bülent Yazici die Hauptrolle übernehmen. Zuerst legte er eine perfekte Schwalbe im gegnerischen Strafraum hin, auf die Vollmers aber nicht reinfiel. Ganz im Gegenteil: Diese Aktion schien sich im Gedächtnis von Vollmers eingenistet zu haben, denn drei Minuten später tauchte sie wieder aus dem Unterbewusstsein auf. In einem Laufduell zwischen Palomas Stendel und Yazici stieß der USC-Spieler den Condor-Stürmer im Sechzehner um – klarer Elfmeter und eine klare rote Karte für die Notbremse. Und was machte Vollmers? Er ließ weiterspielen, was die gesamte Condor-Bank zum Herumspringen und Fluchen motivierte. Trainer Reimers wurde dann auch von Vollmers lautstark aufgefordert, sich auf die Bank zu setzen. „Dadurch werden deine Entscheidungen auch nicht richtiger“, konterte Reimers. Zehn Minuten später holte Vollmers den Elfer-Pfiff nach, jedoch auf der anderen Seite. Nach einer harmlosen Flanke wollte Aykurt den Ball wegschlagen, traf aber nur den heranstürmenden Osinski, den er übersehen hatte. Vollmers überlegte kurz und zeigte auf den Punkt, eine gerechtfertigte Entscheidung. Was sich auf der Bank der Raubvögel abspielte, kann sich jeder vorstellen. USC-Stürmer Woike zeigte sich allerdings unbeeindruckt und verwandelte eiskalt.
Beide Mannschaften mussten auf etliche Spieler verzichten. Bei Paloma fehlten Kocaman, Ehlert, Marczynski, Koch, Rodhorst und Schlichting (die letzten drei verweilen in Brasilien). Condor musste Pinar, Ollik und Konrad ersetzen. Trotzdem entwickelte sich eine ansehnliche Partie, die zwar viele Fehlpässe den Zuschauern bot, doch die kämpferische Einstellung beider Teams entschädigte für die spielerischen Mängel. Ein Übergewicht an Chancen konnte vor und nach dem Seitenwechsel Condor verbuchen. In manchen Situationen machte sich das Fehlen von Torjäger Pinar bemerkbar. Denn es fehlte häufig an dem nötigen Quäntchen Kompromisslosigkeit vor dem Gehäuse. Witt (24., 39.), Kruppa (28., Außenpfosten), Yazici (29.) und Müller (44.) hatten die Führung auf dem Fuss bzw. Kopf, scheiterten aber an ihren Nerven oder am gut aufgelegten Aschmoneit. Aber auch Paloma war offensiv produktiv. Jovic (5.), Zapel (35.) und Woike (39.) erzeugten beinahe ein Torschrei auf den Lippen der USC-Fans.
Nach der Führung der Palomaten erhöhte Condor kurzzeitig den Druck. Yazici (62.) und Aykurt (67.) hätten den Ausgleich markieren müssen, doch mit der Übernahme des Traineramtes von Ewald Reil scheint auch wieder das Glück zum USC zurückgekehrt sein. Der Kuchen war dann nach dem 2:0 durch Morgado, Vorlage von Woike, gegessen. Da änderte auch der Latten-Kopfball von Witt (81.) nichts mehr dran. Am Ende gewann Paloma glücklich, aber nicht unverdient, da man die Geschenke der gegnerischen Abwehr kaltschnäuzig annahm. Unter Reil gab es bisher in sechs Spielen immerhin vier Siege. Grund zur Euphorie ist nicht gestattet, dazu sind die Leistungen der Palomaten noch zu unbeständig. Dennoch kann über weite Strecken Ordnung und Disziplin auf dem Feld festgestellt werden. Und diese Tugenden haben noch keiner Mannschaft geschadet.
Wolfgang Reimers (Trainer SC Condor): Ich achte den Menschen und Schiedsrichter Vollmers sehr, doch heute muss ich sagen, dass er das Spiel entschieden hat. Er hätte für uns den Elfmeter geben und wahrscheinlich auch die rote Karte zeigen müssen. Dann wäre die Partie ganz anders verlaufen. Ich kann meiner Mannschaft, im Gegensatz zu den letzten Heim-Auftritten, kaum einen Vorwurf machen. Nur die Chancenverwertung war heute zu kritisieren.
Ewald Reil (Trainer USC Paloma): Ich muss meiner Mannschaft ein großes Kompliment aussprechen. Sie hat sich taktisch sehr clever verhalten, die Räume geschickt eng gemacht und wenig Torchancen zugelassen. In der zweiten Halbzeit haben wir offensiv etwas besser agiert. Insgesamt war das ein sehr guter Vortrag von uns, wenn man bedenkt, wer uns alles gefehlt hat.
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