Dass die Bedeutung eines erfolgreichen Abschneidens im Oddset-Pokal durch den Verzicht auf den Regionalliga-Antrag für die Verantwortlichen des Altonaer FC von 1893 in den vergangenen Tagen nicht kleiner geworden ist, dürfte jedem Beobachter der Hamburger Amateurfußballszene einleuchten. Wenn der „große Sport“ auf Ligaebene derzeit schon nicht erreichbar scheint, dann doch wenigstens als Tagesgast der überregionalen Berichterstattung, und zwar als hanseatische Vertreter im DFB-Pokal. Als „ganz wichtiges Highlight“ hatte AFC-Manager Jörg Franke den HFV-internen Wettstreit um die Teilnahme am Fleischtopf der Fußballmächtigen deshalb via Stadion-Postille tituliert. Nach dem 0:2 gegen den Nachbarn und Staffelrivalen vom Millerntor ist dieses Kapitel freilich schneller als gedacht, früher als erhofft ein Fall für die Aktenordner. „Eine einmalige Chance“ habe seine Mannschaft vergeben, grämte sich Trainer Torsten Fröhling angesichts der überschaubaren Konkurrenz im Teilnehmerfeld.
Gar nicht erst in Abrede stellen wollte der AFC-Coach den psychologischen Aspekt des Duells mit den Braun-Weißen vor dem Hintergrund des Punktgewinns im Oberliga-Duell der Hinrunde und erst recht nach dem jüngsten 9:0-Kantersieg über Lübeck; tippte sich dabei demonstrativ ans Haupthaar, während er mit der anderen Hand ein Weizenbierglas balancierte. „Die letzten zehn Prozent haben gefehlt. Der letzte Biss“, sagte Fröhling. Dieses vermeintliche Überlegenheitsgefühl hatte er seinen Jungs nicht austreiben können. Und wohl mangelte es auch an der noch vor zehn Tagen in Reinkultur unter Beweis gestellten Torgefährlichkeit. „Wir hätten noch ein Spiel machen können und hätten nicht getroffen“, glaubte der 41-Jährige. Das junge Team des FC St. Pauli hingegen demonstrierte, was Fröhling gerne auf der anderen Seite gesehen hätte. Zwar nicht immer spielbestimmend, aber letztlich mit der höheren Anzahl an Einschussgelegenheiten ausgestattet, wartete die Millerntor-Reserve bis zur Schlussphase und langte dann zu, sicherte sich damit den Einzug in die Runde der letzten acht Mannschaften.
„St. Pauli hat uns den Schneid abgekauft und verdient gewonnen“, kommentierte der Coach der 93er. Welchen Verlauf die Begegnung wohl genommen hätte, wenn Mathias Hinzmann in der 17. Minute nicht geistesgegenwärtig auf der Torlinie geklärt hätte, als Altonas Jacob Sachs Schlussmann Fabian Lucassen bereits passiert hatte? Oder wenn Patrick Westphal wenig später bei einem Kopfball etwas genauer gezielt hätte und das Pauli-Gehäuse nicht derartig knapp verfehlt hätte? Doch das war es wohl, was Fröhling meinte, als er die eigene Torlosigkeit für mindestens weitere 90 Minuten prognostizierte. Auf der Gegenseite machten es in der ersten Hälfte Serhat Yapici (25.), Roman Prokoph (31., 45.) und Sercan Konal (38.) auch nicht besser, als sie in aussichtsreicher Position den überzeugenden AFC-Torwart Oliver Hinz zu überwinden suchten.
Nach dem Seitenwechsel plätscherte die Partie lange gemächlich vor sich hin, was wiederum dem FC St. Pauli gelegen zu kommen schien. Denn die zuvor teils beobachtete AFC-Vorherrschaft litt darunter, die Gäste hatten nun mehr vom Spiel. Und zwar nicht unbedingt in Form der besseren Torgelegenheiten. In der 49. Minute versuchte sich noch einmal Prokoph aus kurzer Distanz, dann waren Sachs (57.) sowie Michael Starck (58.) innerhalb weniger Augenblicke an der Reihe, ehe man sich auf einen Waffenstillstand geeinigt zu haben schien. Erst besagte Treffer in der Schlussphase durchbrachen die sich tatsächlich nur sporadisch dem oft bemühten Begriff des Pokalfights nähernde Harmonie. Gökhan Iscan hatte sich den Ball nach einem Freistoßpfiff des souveränen Unparteiischen Matthias Anklam gut 18 Meter vor dem AFC-Kasten zurechtgelegt, lief an und zirkelte das Spielgerät mit der Querlatte als Bande ins Tor. Altona verstärkte nun noch einmal die Bemühungen und provozierte derartig einen Konter der Braun-Weißen, welchen Ömer Sismanoglu mit einem gefühlvollen Schuss in den Winkel zum 0:2 drei Minuten vor dem Ende abschloss.
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