Zwar wird an der Hoheluft als Saisonziel der Meistertitel ausgegeben, doch tatsächlich hat die Ehm-Elf schon das erreicht, was wirklich zählt: die Berechtigung zur Teilnahme an der Regionalliga-Aufstiegsrunde mit zusätzlichen Spielen und Zuschauern und einer vermutlich dadurch möglichen Sonderprämie. So brauchte der Spielverlauf auch nicht weiter zu verwundern, obwohl die Gelb-Blauen heute auf der Hoheluft mit einem seit Jahrzehnten nicht mehr dagewesenen Ereignis konfrontiert wurden. Eine rund 20 Mann umfassende Fangruppe hatte sich auf der Tribüne eingefunden und unterstützte die heimische Mannschaft mit zwei selbstgenähten Fahnen und lautstarken, bisweilen auch witzigen, Gesängen. Natürlich handelte es sich dabei nicht um die paar Männeken im höchst fortgeschrittenen Alter, die sich stets nahe der gegnerischen Mannschaftsbank aufzuhalten pflegen, und an allem, was Gäste und Schiedsrichter betrifft, etwas auszusetzen haben. Nein, die in luftiger Höhe waren junge Leute, die vom Profifußball erst einmal genug und sich deshalb Amateure gesucht haben, die noch ein Ziel vor Augen ihr Eigen nennen sollten und deren Platz gut erreichbar ist. Die victorianische Vereinsführung jedenfalls kann eigentlich nur glücklich sein über diese Bereicherung auf ihrer Anlage und sollte zu der Gruppe Kontakt pflegen.
Nach dieser langen Vorgeschichte ist der Spielverlauf trotz der sechs Treffer, die das Markanteste auf dem Rasen darstellen, schnell erzählt. Eine große, aber knapp vergebene Chance in den Anfangsminuten für die Ehmianer, ein überweg gedroschener Freistoß von Roger Stilz von der Strafraumbegrenzung und kurz darauf ein Konter der Borwegler durch Davide Pedroso-Bussu. P-B zu Martin Marcinkiewicz, der sieht, dass Florian Ludewig zu weit vor seinem Kasten postiert ist, und überlobt ihn gekonnt aus 25 Metern. Nur sieben Minuten später in Minute 36 ist es der – heute sehr einsatzfreudige – Antonio Ude, der eine Hereingabe von der rechten Seite zum Ausgleichtreffer nutzt. Kurz vor dem Pausenpfiff wiederum im Gegenstoß Ude mit guter Übersicht. Den mitlaufenden Ahmet Hamurcu sehend und ihn uneigennützig und präzise bedienend ist die eine Sache, dessen erfolgreicher Torschuss die andere.
Nach zwei vergebenen hoffnungsvollen Situationen von Zami Khalil auf der einen, und von Hamurcu auf der anderen Seite, ist es dann wiederum Ude, der die Blicke auf sich zieht. In der 68. Minute gelingt es ihm, mit großen läuferischen Einsatz einem VfL-Defensor den Ball abzunehmen, und danach Keeper Zakaria Chergui auszuspielen und zum 3:1 zu vollstrecken. Die Partie scheint entschieden. Doch die altbekannte Überheblichkeit auf Seiten der Hohelufter macht sich mal wieder breit, die dann auch Jonah Asante veranlasst, das Spielobjekt zu vertändeln. Um Schlimmeres zu verhüten, hält er Mahir Jernane am Trikot fest. Den folgerichtigen Elfmeter verwandelt P-B sicher. Als Referee Timm schon im Begriff zu stehen scheint, dass Schlusssignal ertönen zu lassen, fast sich der zur Halbzeit eingewechselte Thomas Froelich nochmals ein Herz, zieht aus gut 20 Metern ab und hat Erfolg, da ganz Vicky nur dem Leder hinterher schaut. Das 3:3 kommt zwar nach dem Verlauf der Torfolge überraschend, erscheint dem Berichterstatter aber dennoch nicht unverdient.
Vielleicht hatte man beim SCV vor dem Spiel keinen Blick auf die Rückrundentabelle geworfen. Das wird man aber inzwischen getan und festgestellt haben, dass die 93er dort mit 14 Punkten aus sechs Spielen hinter dem SC Condor auf Platz 2 zu finden sind, und damit weiterhin vor ihrem heutigen Widerpart liegen, der es lediglich auf bislang 13 Punkte gebracht hat. So gesehen, kann man mit dem Resultat doch eigentlich bei den Hoheluftern zufrieden sein? Oder wollten sie sich mit dem spät zugelassenen Ausgleichtreffer heute gar für das sommerliche und einmalige FCN-Erlebnis bedanken?
Punktspiel-Statistik aus der Sicht des Gastgebers: 18 Spiele - 9 Siege - 5 Remis - 4 Niederlagen - 35:27 Tore.
Stimmen:
Daniel Sager (Trainer VfL 1893): Anfangs war Vicki klar überlegen. Wir sind nicht in unser Spiel gekommen. Nach unserem glücklichen Tor war die Halbzeitführung für unseren Gegener auch verdient. Dann kamen wir aber besser ins Spiel bis zu unserem dummen Fehler. So bin ich mit dem 3:3, da Vicky versäumt hat, den Sack zuzumachen, sehr zufrieden.
Bert Ehm (Trainer SC Victoria): Nach unserer 3:1-Führung, die auch 5:1 hätte heißen können, ist das Ergebnis natürlich bitter. Doch wir müssen damit leben und werden es auch verkraften.
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