Ostermontag hatte Ohe-Coach Jan Schönteich seinen alten Freund und Weggefährten Peter Martens zu dessen 50. Geburtstag überrascht und nach Sylt entführt. Diese „Geiselnahme“ hat anscheinend bei der gesamten BU-Truppe nachhaltige Spuren hinterlassen, wie anders ist sonst nach dem grandiosen 5:1 aus der Vorwoche bei Concordia, wo man nach zwanzig Minuten schon mit 3:0 führte, ein 1:4 (ebenfalls nach knapp zwanzig Minuten) zu erklären? Die launische Diva der Hamburg-Liga machte jedenfalls mal wieder ihrem Ruf alle Ehre und zusammen mit dem 5:1 aus dem Hinspiel darf sich - nach Meister Vicky - nun auch Voran Ohe ein 9:2 an die Fahne heften.
Das Spiel war noch keine 30 Sekunden alt, da zeigte Oliver Lindemann mit einem fulminanten Schuss aus 35 Metern seinen Nebenleuten bereits, was heute auf dem Speiseplan stand: Barmbeker ! Die Oher von Beginn an wie entfesselt, besonders über die anfällige linke Abwehrseite der „HSVer“ wurde eine gefährlich Szene nach der anderen initiiert. Schon nach fünf Minuten die frühe und verdiente Führung für die Hausherren: Heiko Tetzlaff köpfte einen von Mike Kudling getretenen Freistoß in die Maschen. Und ehe sich die Gäste von diesem Schock erholt hatten, schlug „Sushi-Bomber“ Steven Vo nach toller Vorarbeit von Michael Meyer zum 2:0 zu. So mancher Zuschauer rieb sich verwundert die Augen: War das wirklich ihre Mannschaft, die in den letzten drei Heimspielen zusammen mal gerade auf zwei Tore (und null Punkte) gekommen war, die hier nun so ein Feuerwerk abbrannte? Doch noch wollte sich die Martens-Elf nicht geschlagen geben und ziemlich unvermittelt schlug Goalgetter Markus Hasenpusch via Kopfball zu: Nur noch 1:2 nach 17 Minuten. Sofort tobte Schönteich an die Seitenlinie um seine Mannen lautstark anzufeuern: „Köpfe nicht hängen lassen, Ohe ihr führt noch !“ Selim Aksu hörte auf seinen Chef, nahm den Kopf hoch, verlängerte mit selbigem den Ball auf den langen Pfosten und Matthias Heidrich, in seiner ersten Partie seit sechs Wochen wieder im Einsatz, schob aus kürzester Entfernung zum 3:1 ein (22.). Jubilar Peter Martens hatte sich noch gar nicht ganz beruhigt, schon klingelte es nur 60 Sekunden später nach einer Traumkombination Lindemann-Kudling-Vo erneut im Kasten. Die sangesfreudigen Oher „Keerls“ hatten das Hans-Heinrich-Hackmack-Stadion inkl. des „Barmbeker Pöbels“ genauso fest im Griff, wie ihre Mannschaft die Anfield-Kicker.
Doch BU zeigte durchaus Moral und hätte Philipp Stamer nach schlimmen Patzer von Tetzlaff den Ball aus 20 Metern nicht nur an die Latte, sondern ins Tor gesetzt (28.) und wäre Hasenpusch wenige Minuten später nicht aus fünf Metern an Torhüter Gorden Wilkens gescheitert (tolle Fußabwehr), hätte das Spiel möglicherweise sogar noch eine Wendung nehmen können. In der zweiten Halbzeit hatte Schönteich die Prioritäten vor allem auf eine stabile Abwehrleistung gelegt, im Spiel nach vorne kam es nur noch selten zu gefährlichen Szenen: Kudling mit herrlicher Direktabnahme nach Flanke von Steven Vo (51.) und Lindemann aus zwanzig Metern halblinks an den Pfosten (73.), mehr gibt es nicht zu berichten. Auf Barmbeker Seite findet sich sogar nur eine nennenswerte Szene auf dem Notizzettel: Sieben Minuten vor dem Ende flankte der zu diesem Zeitpunkt bereits in den Sturm beorderte Söhren Grudzinski auf Stamer, aber dessen Kopfball strich knapp über die Latte. So blieb es beim verdienten Sieg des Weißen Balletts (jedoch vielleicht ein Tor zu hoch ausgefallen) und eine Durststrecke von 20 Wochen (!) konnte beendet werden. Apropos Durst: Auch in der Wette um die Kiste Jamaika-Rum hat Schönteich die Nase nun wieder deutlich vorn. Aber den wechselhaften Barmbekern ist noch alles zuzutrauen. Nächste Woche kommt zum Beispiel Meister Victoria Hamburg an die Anfield. Mal sehen, was nach 1:6, 5:1 und dem heutigen 1:4 in der logischen Kette als nächstes Ergebnis folgt.
Stimmen:
Peter Martens (Trainer HSV Barmbek-Uhlenhorst): In der ersten Halbzeit waren wir im Tiefschlaf, Ohe dagegen gnadenlos effektiv: Vier Schüsse aufs Tor, vier mal war er drin. In der zweiten Halbzeit haben wir zwar Moral gezeigt, aber es ist nichts dabei herausgekommen.
Jan Schönteich (Trainer FC Voran Ohe): In der Form habe ich das lange nicht gesehen. Endlich mal wieder ein schnelles 1:0, das kommt unserem Spiel zu Gute und hat uns in der Hinrunde so stark gemacht. Man hat heute gesehen, wie wichtig Heidrich für unser Spiel ist. Er hatte zwar nur Luft für 14 Minuten, aber allein seine Präsenz macht viel aus. Endlich können wir personell wieder aus dem Vollen schöpfen, besonders Olli Lindemann ist eine ganz große Verstärkung. Ich hoffe, das Spiel heute hat unsere Blockade gelöst und wir können uns wieder den Respekt aus der Hinrunde verschaffen.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.