Es lief die vierte Minute der Nachspielzeit als die Emotionen am Rande des Platzes überkochten. Flaschen flogen auf das Spielfeld und eine Werbebande wurde von aufgebrachten AFC-Anhängern aus der Verankerung getreten. Buhmann für die Fans war Schiedsrichter Henze, der gerade mit Jasmin Bajramovic den dritten Altonaer Spieler des Feldes verwiesen hatte. Auch wenn alle Platzverweise vertretbar waren hatte der Unparteische nicht gerade seinen besten Tag erwischt. So verwehrte er den Gästen mindestens einen klaren Elfmeter und tat wenig um die ruppige Gangart der Heimelf im zweiten Durchgang einzudämmen.
Doch blicken wir zurück. Altona begann stark und schnürte die sehr defensiv ausgerichteten Elmshorner sofort in der eigenen Hälfte ein. Arkadius Trochowski (5.) und Uwe Sokolowski (11.) hatten erste gute Möglichkeiten. Die verdiente Führung erzielte schließlich Andres Urbszat mit einem schön um die Mauer herumgezirkelten Freistoß. Auch danach blieb der AFC am Drücker, ohne sich jedoch die ganz grossen Torchancen zu erspielen.
Im zweiten Abschnitt wurde der Druck auf das Tor von Raspo noch einmal erhöht. Die Einwechselung von Jurek Rohrberg für den wieder enttäuschenden Trochowski wirkte sich belebend für das Angriffsspiel der Prohn-Elf aus. Gleich nach Wiederanpfiff dann die schon erwähnte Situation. Sokolowski wurde in bester Schußposition unsanft von den Beinen geholt, doch der Elfmeterpfiff blieb aus. Noch einmal Sokolowski (60.) und der eingewechelte Christoffer Meinke (64.) hatten die Vorentscheidung auf dem Fuß. Und etwas sehr seltenes und kostbares gab es auch zu bewundern. Jürgen Tunjic' Kopfball war die erste Torchance für Raspo, allerdings auch kein Problem für Oliver Hinz (66.). Altona schien auf dem Weg zu einem lockeren Auswärtssieg zu sein ehe Sokolowski die Nerven versagten. Nach einer erneut elfmeterverdächtigen Situation im Strafraum ließ er sich dazu hinreißen dem am Boden liegenden Florian Ludewig einen Tritt zu verpassen. Eine Dummheit für die er sich nach dem Spiel zwar beim Opfer entschuldigte, die aber seiner Mannschaft einen Bärendienst erwies. Elmshorn witterte die Chance und nach einem Preßschlag zwischen Hinz und Tunjic gelangte der Ball zu Mario Buder, der in das verlassene Tor köpfen konnte. Der Spielverlauf war damit auf den Kopf gestellt. Und kurz darauf sah es so aus als sollte es noch schlimmer für die Gäste kommen. Inmitten einer Spielertraube, die im Anschluß an ein Foulspiel an einem Altonaer entstanden war schubste David Laczkowski einen Gegenspieler, der daraufhin theatralisch zu Boden ging. Wieder sah sich der Unparteiische veranlasst den roten Karton zu zücken. Die Schlußminuten überstanden die Gäste aber schadlos weil Raspo auch in zweifacher Überzahl nicht viel einfiel.
Ein ärgerlicher weil vermeidbacher Punktverlust für den Tabellenzweiten, der in den kommenden Spielen auch noch auf Sokolowski verzichten muß. Die Sturmmisere bei Altona nimmt somit immer drastischere Züge an. Denn während der vergangenen Woche wurde auch der Vertrag mit Gerrit Gerber nach Differenzen mit der sportlichen Leitung aufgelöst. Neuverpflichtungen im Offensivbereich sind also wahrscheinlich. Ein möglicher Kandidat für die vakante Position des Torjägers ist Tobias Dehne - an der Griegstrasse durch seine 28 Tore in der Aufstiegssaison noch in allerbester Erinnerung.
Bild mit freundlicher Erlaubnis des Webmasters von www.raspo-elmshorn.de. Dort gibt es (unter "Rückblick") weitere Fotos vom Spiel.
Stimmen:
Andreas Prohn (Trainer Altona 93): In der ersten Halbzeit haben wird ordentlichen Fußball gespielt und haben gut über die Flügel kombiniert. Nur im Angriffszentrum waren wir nicht so präsent. Durch den ersten Platzverweis sind wir dann aus dem Konzept gekommen. Trotzdem möchte ich mich bei meiner Mannschaft für ihren vorbildlichen Einsatz bedanken. Selbst mit zwei Mann weniger auf dem Platz haben wir keine weiteren Torchancen zugelassen. Wir gehen hier als moralischer Sieger vom Platz. Zum Schiedsrichter möchte ich nichts sagen.
Eugen Igel (Trainer Raspo Elmshorn): Vor dem Spiel wäre ich mit einem 1:1 hochzufrieden gewesen. In der ersten Halbzeit war der AFC die bessere Mannschaft. Aus der Überzahl haben wir für meine Begriffe zu wenig gemacht, obwohl ich noch zwei offensive Leute gebracht habe. Da war noch Verunsicherung zu spüren.
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