Sperber: Möhring – Wigger, Gebhardt (46. Cjetkovic), Schönzart, Radsack – Wichmann, Grünert, Andersch (56. Yusufi), Henkel, Burhorst – Chabrak (64. Reinhold) St. Pauli: Lucassen – Rammel, Hinzmann, Drobo-Ampen, Pfützenreuter – Browarczyk, Konal, Mbidzo – Jankowski (58. Yilmaz), Prokoph (69. Kalma), Sismanoglu Tore: 0:1 Browarczyk (10.), 0:2 Sismanoglu (38.) Schiedsrichter: von Glischinski (Eilbek), hatte keine Mühe mit der fairen Partie; Beste Spieler: Möhring, Wigger – Rammel Zuschauer: 500 (davon 470 zahlende)
Eigentlich war alles für eine Pokalüberraschung angerichtet am Heubergredder: Wie einst in den Siebzigern musste die Polizei die Zufahrtstraße zum Stadion des Traditionsklubs und jetzigen Landesliga-Aufstiegsaspiranten SC Sperber absperren, denn über 500 Fußballfans pilgerten zum Oddset-Pokal-Viertelfinalspiel gegen die zweite Mannschaft des FC St. Pauli. Und doch war der große Traum schnell ausgeträumt, denn ein frühes Browarczyk-Tor (10.), nach Klasse-Vorarbeit von Ömer Sismanoglu, der die SSC-Abwehrspieler Nils Wigger und Jan Schönzart quasi auf dem berühmten Teller austanzte, ließ den Bezirksligisten in der Folge weitestgehend in Ehrfurcht erstarren. "Wir haben es eigentlich über die gesamten 90 Minuten nicht geschafft, den Respekt vor dem Oberligisten abzulegen und haben viel zu oft viel zu überhastet agiert", zeigte sich Sperber-Coach Knut Aßmann nach dem Abpfiff zu Recht ein wenig enttäuscht von seiner Elf.
Vielleicht wäre sogar was gegangen, wenn die Jungs vom Heubergredder ab der 20. Spielminute, als sie sich ein wenig vom Druck der St. Paulianer befreien konnten, zu einem durchaus möglichen Treffer gekommen wären. Aber als Gästekeeper Fabian Lucassen in der 34. Minute Probleme mit einem Eckball von Dennis Grünert hatte, diesen nicht festhalten konnte, bekam der vor der Pause noch recht auffällige Fabian Andersch nicht genug Druck hinter seinen Kopfball, so dass Lucassen in letzter Sekunde seinen Fehler wieder gut machen konnte.
Mut gefasst durch diese Szene, versuchte Grünert es nur eine Minute später per Fernschuss ein zweites Mal, doch sein Geschoss ging genauso schnell am Tor vorbei, wie die gefühlte Drangperiode der Hausherren. Als dann auch noch nach einer Ecke das 2:0 (38.) für Braun-Weiß durch Sismanoglu fiel, stand der zweite Halbfinalist (neben Curslack-Neuengamme) quasi bereits fest. Bezeichnend, dass sich Pauli-Coach Joachim Philipkowski über den Treffer sogar noch freuen konnte, denn sein Kommentar war vielsagend: "Ich glaube es war erst das zweite Tor nach einem Eckball, das wir in dieser Saison erzielen konnten!"
Viel Freude hatte "Pipel" danach nämlich nicht mehr. Treffender als seine Analyse kann auch der Schreiber dieser Zeilen die zweite Hälfte kaum wiedergeben: "Nach der Pause war es ein ganz schwaches Spiel, in dem wir nur noch das Ergebnis verwaltet haben. Aber im Pokal zählt nicht schön oder schlecht spielen, sondern weiterkommen - und das sind wir!"
Dass auch - oder gerade - die zahlreichen Sperber-Fans von ihrer Elf enttäuscht waren, lag vor allem daran, dass die Aßmann-Elf keinen Mut bewies und die gegnerische Hälfte zur Tabuzone erklärt hatte. Im zweiten Abschnitt standen wenige St. Pauli-Chancen und drei Abseitstore keinem annähernd gefährlichen Angriff der Hausherren gegenüber. "So kann man natürlich nichts werden. Ich bin schon ein wenig enttäuscht über die Emotionslosigkeit meiner Elf nach der Pause. Für ein Pokalspiel war es eine erschreckend langweilige zweite Hälfte", analysierte Sperber-Trainer Aßmann absolut nüchtern und korrekt, um abschließend doch noch positive Worte zu finden: "Allerdings kann ich meiner Mannschaft nicht vorwerfen, nicht gekämpft zu haben, und mit dem nackten Ergebnis gegen einen Oberligisten können wir gut leben!"
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