VfL-Manager Jürgen Domzalski schüttelte den Kopf, wusste zuerst gar nicht, was er sagen sollte. Es war gerade Halbzeit in Buxtehude. Die 93er lagen verdient mit 0:1 hinten und das lag nicht an der Stärke der Platzherren, sondern viel mehr an der fehlenden Einstellung und Leistung der Gäste. Dieser Umstand führte zur Unruhe bei Domzalski, der von einer Frechheit dann doch sprach, als ihm die Worte einfielen. Sein Trainer Daniel Sager hatte auf dem Weg zur Mannschaft den Tunnelblick aufgesetzt und überlegte sich wohl seine Strategie für die Kabinenpredigt. Es wurde sehr laut, berichtete Sager im Anschluss des 3:1-Erfolges über seinen Monolog in Richtung der Spieler. „Ich habe auch gesagt, dass ich wegen dieser ersten Halbzeit unwohl fühle, Trainer dieser Mannschaft zu sein“, wählte Sager eine ziemlich unkonventionelle Ansprache. Es schien, als hätte ihm die Leistung seiner Elf die Schamesröte ins Gesicht getrieben. „Ich wollte die Jungs an der Ehre packen und musste handeln.“ Sager handelte und das gleich drei Mal. Drei Wechsel folgten zur Pause. So etwas kommt nicht aller Tage vor und ist dann meistens als Zeugnis eines verheerenden ersten Abschnitts zu erklären. Nach dem Motto: Wenn ich gekonnt hätte, wären sieben, acht oder neun Männer draußen geblieben. Es gehen aber leider nur drei.
Koschnick und Antoniou traf es stellvertretend für viele andere Spieler des VfL. Und eben auch Pedroso-Bussu, immerhin mit weitem Abstand bester Torjäger der Borgwegler, musste sich umziehen. Der „Königsmord“ war allerdings gerechtfertigt. Pedroso-Bussu wirkte gelangweilt, lustlos, gewann gefühlte null Zweikämpfe und sorgte für genauso viel Gefahr. Mit seinen Auswechslungen lag Sager im Nachhinein richtig. Williams räumte im defensiven Mittelfeld besser auf, sorgte mit eine geschickten Grätsche für den Ballgewinn vor dem 2:1, Jernane vernaschte den Buxtehuder Holz auf dem Flügel und legte mustergültig zur Entscheidung auf. Von der Auswechslung Pedroso-Bussus profitierte am meisten Marcinkiewicz, der die beiden ersten Treffer der 93er markierte und sichtlich mehr Freiheiten genoss.. Froelich, der unter der Woche gegen Pinneberg das Remis rettete, sorgte für Tor Nummer drei. Der Sieg war aufgrund der zweiten Halbzeit verdient, da die Gäste noch mehrere Möglichkeiten teilweise kläglich vergaben und generell den technisch besseren Fußball boten. Wenn man davon überhaupt reden kann, da das Niveau dieser Auseinandersetzung sich am untersten Level orientierte.
Die Buxtehuder waren vor der Pause zwar auch schwach, aber nicht ganz so schwach wie der Kontrahent. Gerade Angreifer Greco mühte sich unentwegt, hatte allerdings mit unglaublich unpräzisen Zuspielen und einem indisponierten Mitstreiter namens Schön zu kämpfen. Von einem geordneten Aufbauspiel konnte insgesamt beiderseits kaum die Rede sein. Chancen gab es nicht wegen gekonnten Angriffsaktionen, sie waren vielmehr die Folge absonderlicher Abwehrkunststücke, die bis auf den sehenswerten Nachschuss von Greco, der in der Anfangsphase zudem die Latte traf, nicht genutzt worden. Die Niederlage machte so manchem BSV-Spieler nach dem Schlusspfiff bewusst, dass der Abstieg in die Landesliga nicht mehr zu vermeiden ist. Sie lagen auf dem Feld, schauten in die Leere des Himmels. Aber ganz neu dürfte die Erkenntnis für die Buxtehuder nicht sein, dass die Qualität für diese Staffel einfach nicht reicht. So einfach können Erklärungen im Fußball sein.
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