13.04.2008 Eine Legende kehrt zurück von Andreas Killat
präsentiert:
SC Condor – Niendorfer TSV 0:1 (0:1)
SC Condor: Ziegenbalg - Twardawa, Jakubowsky, Rohbaqsh, Behn (75. Riechers) – Szyszkowski (53. Riebe), Müller, Griesch – Schwoy – Abshagen, Griese (68. Alao-Fary) Niendorfer TSV: Wolgast – Westphal, Herbert, Kramer – Natusch, Galloway, Gehrke, Tepsic – Avarello (61. Yamrali) – Jakobs (88. Semtner), Wittiber (79. Erdmann) Tore: 0:1 Natusch (31.) Schiedsrichter: Jan Sieler (GW Harburg): Fand keine klare Linie; ermahnte einerseits sehr viel (zu viel), gab dann andererseits wieder viele Gelbe Karten. Harmlose Fouls pfiff er ab, durchaus robustere Zweikämpfe (wie z.B. von Wittiber vor dem 0:1) ließ er laufen Beste Spieler: keiner – Tepsic, Natusch Zuschauer: 156
Christian Woike, derzeit verletzter Stürmer des SC Condor, traute seinen Augen nicht: Knapp zwei Stunden vor dem Anpfiff kam ihm Niendorfs Stürmerlegende Carsten Wittiber mit Sporttasche entgegen. „Du kommst hier nicht rein“, so Woike scherzhaft, „Ich trage die Tasche doch nur für jemand anderen“ lautete die launige Antwort von Wittiber. Nach vier Spielen ohne Torerfolg wollte Gästecoach Carrel Segner ein Zeichen setzen und seine Mannschaft wachrütteln. „Carsten wird im Team respektiert, für ihn sind die anderen bereit, sich unterzuordnen. Und so was brauchst Du im Abstiegskampf“ fügte Segner an. Auch eine neue Taktik hatte er seiner Truppe mit der Dreier-Abwehrkette verschrieben. Die erste Halbzeit ging - auch dank dieser Maßnahmen - fast folgerichtig klar an die Gäste. Nur zweimal waren die Raubvögel im Anflug auf den gegnerischen Strafraum: Markus Schwoy setzte sich schön über links durch und passte auf den mitgelaufenen Marcel Abshagen, doch der brachte das Kunststück fertig, den Ball aus vier Metern weit über das Tor zu semmeln (22.). Die andere Szene ereignete sich kurz vor dem Seitenwechsel, als sich Malte Griese – ebenfalls über links - an allen Abwehrspielern vorbei dribbelte und vom Fünfmeterraum zurück auf den am Elfmeterpunkt lauernden Mike Griesch passte, doch der zögerte eine Millisekunde zu lange und wurde von Eduardo Avarello im letzten Moment entscheidend gestört, so dass der Ball haarscharf am Tor vorbei strich (40.).
Ansonsten dominierten die Gäste das Geschehen. Immer wieder flankte der heute sehr emsige Sven Tepsic in den Strafraum und einer von vier gefährlichen Kopfbällen fand dann am Ende auch sein Ziel. Zunächst waren zweimal Wittiber (10./30.) und auch Galloway (14.) erfolglos im Bemühen aufs (statt übers) Tor zu köpfen, aber in der 31. Minute setzte sich Wittiber zweikampfstark und robust gegen Christoph Jakubowsky durch – das hätte so mancher Schiedsrichter sicher abgepfiffen – passte dann auf Tepsic und dessen Flanke fand den am langen Pfosten postierten Ole Natusch, der keine Mühe hatte, Torhüter Timm Ziegenbalg zur umjubelten Führung zu überwinden. Die Wachablösung im Condor-Tor hat dabei etwas tragische Gründe: Nach 10 Jahren beim SC Condor und kurz vor dem sowieso geplanten Abschied von der Fußballbühne muss Sven Ollik unfreiwillig und vorzeitig seinen Platz zwischen den Pfosten räumen. Eine Bandscheibenwölbung (die auf den Spinalkanal drückt) verursacht starke Schmerzen beim Torwart-Oldie, der jedoch hofft, wenigstens noch einmal für ein Abschiedsspiel fit gemacht werden zu können. Physiotherapeutin Miriam Nack wird ihr Bestes geben. Oder Ollik erkundigt sich bei Woike, wie das mit dem Trampolin so läuft.....
In der zweiten Hälfte konnte man das Bemühen, dem Spiel eine Wende zu geben, bei der Heimmannschaft deutlich erkennen. Allein es fehlten die (spielerischen) Mittel. Insbesondere das Auslassen der vielen Standardsituationen erinnerte teilweise an den Verschwendungsskandal bei Unicef. Jeder wollte und durfte mal, aber egal ob Schwoy, Griesch oder Riebe, alle Bälle landeten meterweit über oder neben dem Tor. „Das muss wohl an den Schuhen gelegen haben“ so der ironische Kommentar von SCC-Trainer Matthias Bub. Außer gefühlten acht Gelben Karten (meist wegen Meckerns) passierte bis auf zwei Szenen nicht mehr viel: Ziegenbalg lenkte einen Schuss von Gerrit Jakobs mit einer sehenswerten Parade über die Latte (51.) und sechs Minuten vor dem Ende hatte sich Torschütze Natusch über außen gut durchgesetzt, doch sein Zuspiel in die Mitte fand keinen Abnehmer. Die Segner-Schützlinge konnten damit die doppelte Pleite (1:2 und 1:3) aus dem Vorjahr gegen Condor ausmerzen und nach dem 3:1-Hinspielerfolg auch auswärts dreifach punkten.
Statistik aus Sicht des Gastgebers: 12 Spiele: 5 Siege – 3 Remis – 4 Niederlagen 24:23 Tore
Stimmen:
Carrel Segner (Trainer Niendorfer TSV): Für meine Mannschaft ein lebensnotwendiger Sieg heute, über das Niveau des Spiels wollen wir uns aber lieber nicht unterhalten. Meine Mannschaft ist zu „brav“ und braucht mehr charakterstarke Typen, wir mussten handeln. Mit der Reaktivierung von Wittiber haben wir ein Zeichen gesetzt, die Hintergründe bleiben intern. Es ist schwierig, einige Spieler im Abstiegskampf wieder in die Spur zu bekommen. Heute war aber ein guter Anfang.
Matthias Bub (Trainer SC Condor): Wir haben eine Phase zu fassen, in der ich mich anscheinend daran gewöhnen muss, dem Gegner zu gratulieren. In der ersten Halbzeit hatten wir zwei ganz ordentliche Chancen, aber zu wenig Engagement gezeigt. In der zweiten Hälfte haben wir ein bisschen mehr Gas gegeben. Die Mannschaft hat sich bemüht, aber kaum richtige Chancen rausgearbeitet. Am Ende stehen wir wieder mit leeren Händen da. Wir müssen uns dringend stabilisieren und in den letzten sieben Spielen noch mal punkten. Auch wir brauchen mehr Typen. Einen haben wir schon: Söhren Grudzinski (BU) kommt zur neuen Saison zu uns.
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