Wer wie der Berichterstatter im Oktober des vergangenen Jahres Zeuge des Hinspiels beider Mannschaften war, wird heute ein wenig enttäuscht die Hoheluft verlassen haben. Hatte er doch vor sechs Monaten ein begeisterndes Kampfspiel auf hohem Hamburger Niveau zu sehen bekommen, an deren Ende die seinerzeitigen Gäste über ihren knappen 1:0 Erfolg schier aus dem Häuschen gerieten. Heute hingegen 60 Minuten lang nichts dergleichen, ausgenommen die beiden Fangruppen. Hatten die Oher anfangs noch die Gegengerade als ihr vorübergehendes Domizil gewählt, zogen sie in der Halbzeitpause auf die Tribüne und lieferten dort dem victorianischen "Nordkaos" ein emphatisches Gesangs- und Trommelduell.
15 Minuten lang ist es schon beinahe Sommerfußball, was der Zuschauer zu sehen bekommt. Vicky tut gerade das Nötigste, um nichts anbrennen zu lassen, und den Reinbekern gelingt rein Garnichts. Danach die erste erwähnenswerte Möglichkeit für Roger Stilz, der aber total verzieht. Sechs Minuten später kann Keeper Gordon Wilkens einen Flachschuss von Sezgin Akgül nur abprallen lassen, doch der nachsetzende Stefan Westbrock verpasst. In Minute 26 ist es Stephan Rahn, der im Strafraum den Ball nicht unter Kontrolle bringen kann, allerdings ist Roger Stilz zur Stelle und schiebt flach zum Führungstreffer ein. Danach gelingt es auch endlich den Oher Aggressoren die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Doch weder der Ball von Selim Aksu, noch der Distanzschuss von Oliver Lindemann mögen Felix Sager im SCV-Gehäuse sonderlich zu fordern, erst recht trifft diese Feststellung auf das Schüsschen von Dennis Carl nach 36 Minuten zu.
Symptomatisch für die spielerische Verfassung der Gäste an diesem Abend ist die 50. Minute. Dennis Carl setzt aus 25 Metern zu einem geraden Gewaltkick an, der dann im Seitenaus nahe der Eckfahne landet. Einige Zeigerumdrehungen später ist es Stilz, der den letztsaisonalen "Fußballer des Jahres" (lang ist es her) vortrefflich bedient, der aber befördert das Leder aus spitzem Winkel über das lange Dreieck. Schon besser ist da "Rahners" Eckball genau auf den Kopf von Timo Möbius, und von dort zum 2:0 weitergeleitet. Das 3:0 fast zwangsläufig. Diesmal ist es Ahmet Hamurcu, der eine Hereingabe vom Elfmeterpunkt im Wilkens-Gehäuse versenkt. Danach fast noch einmal Möbius, bevor der eingewechselte Oher Michael Meyer einen Header noch kurz vorm Überschreiten der Linie unschädlich machen kann. Fast noch der vierte Treffer, allein Rahns Freistoß trifft lediglich die Latte und gleichsam in den Schlusspfiff hinein knallt er die Kugel aus sieben Metern in den Abendhimmel.
Wie schon beim Hinspiel verfolgten wieder die Meiendorfer Jens Malcharczik (Vorsitzender und Manager) sowie Harry Gigar (Obmann) das Geschehen auf dem Rasen. Als sie zehn Minuten vor dem Abpfiff die Anlage verließen, taten sie dies in der Gewissheit, dass sie an diesem Wochenende die Ehm-Elf jedenfalls nicht von der Tabellenspitze verdrängen können. Der FC Voran wird es in seinen letzten vier Spielen mit den auf den Plätzen 16 bis 18 Positionierten zu tun haben und müsste sich eigentlich nur noch vor dem VfL Pinneberg fürchten, dessen Coach gleichfalls dem Spielgeschehen beiwohnte. Da müsste es schon mit dem Teufel zugehen, sollten die Reinbeker ihr erstrebtes Saisonziel, das mit einen Platz im ersten Tabellendrittel vorgegeben war, nicht auch erreichen.
Stimmen:
Jan Schönteich (FC Voran Ohe): Bei einem 0:3 muss ich nicht mehr groß philosophieren, dass es vielleicht auch etwas anders hätte laufen können. Wir hatten es zwar vor, hier etwas zu reißen, und aus einer gesicherten Abwehr schnell nach vorne zu spielen und uns Chancen zu erarbeiten. Aber dann hätte heute einiges zusammenkommen müssen und wir hätten unsere Chancen, von denen ich zwei klare gesehen habe, nutzen müssen. Aber wir hätten in der zweiten Halbzeit auch abgeschossen werden können, und ich bin froh, dass das nicht passiert ist.
Bert Ehm (Trainer SC Victoria): Ich finde, dass die Oher 60 Minuten zu einem guten Spiel beigetragen haben. Besonders aber muss ich mal den Schiedsrichter loben, der die Dinge richtig gut laufen ließ. Meine Mannschaft hat mir in der zweiten Halbzeit so gut wie lange nicht mehr gefallen. Sie war willig, laufstark und hat attraktiv nach vorne gespielt. Das Ergebnis drückt unsere Überlegenheit aus, womit die Sache abgetan ist.
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