Harburg: Özkök – Wiessner (55. P. Tocha), D. Meyer, Bojic, Eryüce – T. Meyer (80. Yildiz), Gillich, Kyrmanidis, K. Tocha (90. Hesse) – Yildirim, Davis Meiendorf: Böhmer – Kirbach, Schäfke, Thoele, Weigel (30. Stühmer) – Mau, Anders, Ciosanski (51. Flores) – Cetinkaya – Gürel, Roschlaub Tore: 0:1 Mau (1.), 0:2 Gürel (4.), 1:2 K. Tocha (11.), 2:2 K. Tocha (16.), 3:2 K. Tocha (26.), 4:2 Yildirim (48.), 4:3 Cetinkaya (63.), 4:4 Flores (65.), 5:4 K. Tocha (82.) Schiedsrichter: Barabas (Condor) Zuschauer: 180
Sie können sich gerne zwicken oder kneifen, das Ergebnis stimmt. Es ist die volle Wahrheit: Grün-Weiss Harburg besiegt den haushohen Favoriten, ach was, den wolkerkratzerhohen Favoriten aus Meiendorf mit 5:4. In Worten: Fünf zu vier. Held des Tages war Karol Tocha, der im ersten Durchgang einen blütenweißen, lupenreinen Hattrick fabrizierte, um mit dem entscheidenden neunten Treffer acht Minuten vor dem Ende für das Endergebnis zu sorgen. Die größte Freude gab es wahrscheinlich aber nicht in Harburg, sondern beim SC Victoria. Durch ihren Erfolg am Vortag gegen Voran Ohe wuchs der Vorsprung auf fünf Zähler an, den der MSV nicht verkürzen konnte. „Bei noch vier Spielen sind fünf Punkte Abstand zu viel. Wir haben die Meisterschaft heute einfach weggeschenkt“, ärgerte sich MSV-Trainer Lutz Göttling über alle Maßen und schickte indirekt schon mal Glückwünsche Richtung Hoheluft. Die Sektflaschen dürfen dort kalt gestellt werden.
Man muss kein Hellseher sein, um sich vorstellen zu können, wie es zur Halbzeit in der Meiendorfer Kabine aussah und welche Lautstärke herrschte. „Ich bin selten so laut geworden“, meinte Göttling, dessen Mannschaft nach vier Minuten eigentlich schon wie der sichere Sieger aussah. Mau und Gürel hatten den Tabellenzweiten eindeutig in Front gebracht. Jeder Favorit lechzt bei so einem Spiel nach einem frühen Tor (oder zwei), damit man auf keinen fall irgendwann nervös wird, je länger es 0:0 steht. Besser ging es also nicht. Der Kuchen war demnach gegessen, alle Messen waren gesungen, der Drops gelutscht und der Sack zugemacht. So dachte wohl jeder. „Danach sind wir mit einer Arroganz aufgetreten, das kann ich nicht begreifen. So viel Hochmut gibt es gar nicht“, fand Göttling den Grund für das Unglaubliche, welches sich danach ereignen sollte. Tocha brauchte gerade mal eine Viertelstunde, um die Niederlage, bei der nur noch die Frage offenblieb, wie hoch es denn ausgehen würde, in die Sensation der Sasion zu verwandeln. Als Folge der drei Tore musste Gegenspieler Weigel seinen Platz auf dem Feld räumen. Es war wohl mehr als ein gebrauchter Tag für den Meiendorfer gewesen. Harburgs Coach Rainer Beth war vor allem mit der charakterlichen Einstellung seiner Mannschaft zufrieden. „Ich muss den Jungs ein großes Kompliment machen. Wir haben letzte Woche in Barmbek neun Stück bekommen, damit muss ein Team erstmal fertig werden. Schade ist natürlich, dass uns der Sieg im Endeffekt nichts bringen wird.“ Genauso wie für Rugenbergen und Buxtehude kann für die Harburger schon morgen der Abstieg auch rechnerisch feststehen.
Die Ansprache zur Halbzeit muss die Meiendorfer eher verängstigt haben. Kaum auf dem Platz traf GWH-Torjäger Yildirim und schraubte das Ergebnis in die Höhe. Für ein paar wenige Minuten zeigte der Favorit aber dann seine Klasse. Cetinkaya und der eingewechselte Flores egalisierten und schürten die Hoffnung, dieses verrückte Spiel doch nochmals drehen zu können. Denkste! Tocha vollendete sein Werk und bewegte Göttling zu einem abschließendem Urteil. „Das war eindeutig eine Charakterfrage!“ Wie er diese wohl beantwortete, dürfte jedem klar sein.
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