Um es vorweg zu nehmen: 1.) Ja, Anel Besic spielte heute wieder mit andersfarbenen Leggins und 2.) Nein, es gab keine Tumulte und die Polizei war auch nicht erforderlich.
Aber GSK hatte etwas zum drüber Ärgern: Über sich selbst! Was hatte die Mannschaft für Riesenchancen in der Anfangsphase – und ließ sie ungenutzt! Einen schnell ausgeführten Freistoß schoss Alexander Reich am fast leeren VfL-Gehäuse vorbei (12.) und Ugar Ali Yasar schob sich blitzschnell in eine Rückgabe von Marc Albrecht zu Torwart Zakaria Chergui, doch sein Heber ging über Keeper und Tor ... Stattdessen traf der VfL: Freistoß Davide Pedroso-Busso – Tor! Der Kerl hat ein Mordspfund, wenn er den Ball richtig trifft. GSK-Keeper Darko Lejic brauchte hier keine Anstalten zu machen den versuchen zu halten.
Zwei Ex-Mannschaftskollegen gegeneinander: Ilias Antoniou (VfL) und Alexander Reich (GSK).
Noch vor der Halbzeit (39.) musste VfL-Keeper Chergui das Feld verlassen – er hatte sich bei einer tollen Parade eine Oberschenkelverletzung zugezogen. Für ihn nahm Marvin Hockauf zwischen den Pfosten der 93er Platz. Und nach der Pause hatte der VfL wieder den besseren Start: Zunächst köpfte Kai Koch am GSK-Tor vorbei (49.), dann gelang Marc Albrecht das 2:0 für die Winterhuder - durch die Beine von Keeper Lejic. Da schien schon alles gelaufen. Doch es kam anders: Während der verletzte Torhüter Zakaria Chergui am eigenen Gehäuse vorbeihumpelte, musste er mit ansehen, wie Andre Lohfeld das 1:2 für GSK erzielte. Blöd nur, dass Lohfeld im Kader des VfL steht. Aber ein schönes Tor war es trotzdem. "Das ist ganz klar im Fünfer gewesen, wenn unser Keeper da ruft, fällt kein Eigentor", ärgerte sich Chergui über seinen Ersatzmann. Zu Recht irgendwie ...
Kadir Öztürk, Melih Medoglu und Thomas Froelich
Aber die erneute Entscheidung stand in der 62. Minute auf dem Plan: Martin Marcinkiewicz traf zum 3:1 für den VfL, nachdem Davide Pedroso-Bussu sich schön über rechts durchgesetzt hatte, Kai Koch die Flanke in der Mitte geschickt passieren ließ, und Marcinkiewicz mit einem satten Schuss in die Maschen traf. Drei Minuten später fast eine Kopie der Spielszene: Wieder hatte Pedroso-Bussu sich über rechts stark durchgesetzt, sogar GSK-Keeper Darko Lejic schon ausgeschaltet, wieder kam der Pass zu Koch, doch diesmal wollte der VfL-Stürmer selbst verwandeln und schoss den auf der Linie stehenden Kadir Öztürk an. "Ich hab den gar nicht gesehen und mich selbst erschrocken, dass der da stand", so Koch später. Entscheidung? Wie bitte? Nein! Denn statt des 4:1 durch Koch, fiel im direkten Gegenzug das 2:3 durch Bayram Celik und rüttelte damit die Hausherren noch einmal richtig wach. Koch wurde dagegen ausgewechselt. "Es sollte aber keine Strafauswechslung sein", so sein Trainer Daniel Sager, "Kai hat viel getan und heute für die Mannschaft gearbeitet."
Am Rande sitzend, war Koch dann machtlos, als ein Eckball in der 78. Minute in den VfL-Strafraum segelte, per Kopf verlängert wurde und Melih Medoglu aus Abseitsposition das 3:3 markierte. Abseitsposition? Fast. Eher so gar nicht Abseits, denn auf der Linie klebte VfL-Mittelfeldspieler Philipp Koschnick und hob das Abseits damit auf – korrekter Treffer und Riesenjubel beim GSK.
Fast wäre Celik sogar noch das 4:3 gelungen, und der VfL hätte sich darüber nicht beschweren dürfen, doch Keeper Hockauf war in der 83. Minute zur Stelle.
"Ich hoffe dieser eine Punkt hilft uns", sagte Daniel Sager nach dem Schlusspfiff, kritisierte seine Mannschaft aber wegen der leichtfertig verschenkten zwei Punkte. Optimismus dagegen auf der anderen Seite: "Wenn man gegen so eine konterstarkte Mannschaft ein 1:3 noch aufholt, dann ist das ein Erfolg", sagte GSK-Manager Seweryn Malyk und fand lobende Worte für den Unparteiischen. Schiri Michael Helms kam ganz aus Sittensen angereist, war jedoch schon vor einigen Wochen angesetzt worden, so dass seine Ansetzung überhaupt nichts mit den Vorfällen vom vergangenen Dienstag zu tun gehabt hatte. Dass alles ruhig blieb, hatte Seweryn Malyk erwartet. Aber wer auch nicht? GSK hat sich am Dienstag daneben benommen, sie werden sich deshalb sicherlich am Mittwoch beim Verbandsgericht dafür ihre Schelte abholen und hoffentlich daraus gelernt haben. Laut Malyk wurde ein Spieler, der am Dienstag gewalttätig geworden war, bereits vereinsintern gesperrt.
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