30.04.2008 Im Vorhof zum DFB-Pokal von
Es ist der Vorabend des Hamburger Pokalhalbfinals. Der SV Curslack-Neuengamme empfängt den großen Bezirksrivalen Bergedorf 85 im Vorhof zur großen Fußballbühne: Dem Sieger winkt die Teilnahme am DFB-Pokal, vorausgesetzt der Wedeler TSV erreicht gegen St. Paulis Zweite nicht das Finale oder kann sonst eben dort aus dem Weg geräumt werden. Die DFB-Pokal-Teilnahme jedenfalls, so hört und liest man, brächte dem möglichen Teilnehmer rund 70.000 Euro ein – und wer weiß, vielleicht sogar eine Liveübertragung im Pay-TV. Premiere hat sich schließlich ab der Saison 2008/2009 die Rechte gesichert.
Grund genug, aufgeregt zu sein – an diesem Vorabend. Doch die Stimmungslagen der Protagonisten an der Seitenlinie unterscheiden sich. Während Rüdiger Schwarz seine Aufregung hörbar nicht verbirgt und in seiner zehnten Bergedorfer Trainersaison sehnsüchtig auf die dritte Pokalfinalteilnahme seiner sich dem Ende nähernden Amtszeit hofft, sieht Curslacks Torsten Henke den Dingen, die da kommen werden, gelassen entgegen: "Mir geht´s gut! Klar bin ich morgen angespannt, aber die Aufregung hält sich noch in Grenzen" berichtet Henke. "Die Erwartungshaltung an uns ist nicht so groß."
Nun hat der SVCN bislang auch noch nicht am eigenen Leib das Flair des DFB-Pokals zu spüren bekommen, während die Bergedorfer das Fieber kennen, das sie dieser Tage mal wieder gepackt hat. Das letzte Mal waren die "Elstern" im August 2003 mit von der Partie, und die Nominierung Sven-Arne Kleins, nach wie vor für den Allgemeinen Sportverein am Ball, unter die Schützen zum "Tor des Monats" in der ARD-Sportschau, wird für Klein und den ganzen Verein unvergesslich bleiben. Der Endstand von 1:6 gegen Wolfsburg – ach, nun ja, was soll´s! Vielleicht bringen die Curslacker den Bergedorfern auch Glück. Wie 1975, als einem 3:0-Pokalerfolg am Deich in Runde sieben des Verbandspokals die Qualifikation für den Bundespokal folgte. Und dort schließlich ein 1:6 gegen Fortuna Köln. Sieben Jahre später dann, 1982, folgte das legendäre Pokalmatch gegen die Bayern, das erst in der Verlängerung 1:5 verloren wurde. Und 1992 hatten die "Elstern" Bayer Leverkusen zu Gast, dem man sich nach regulärer Spielzeit, aber achtbar, 1:3 beugen musste.
Das waren große Pokaltage. Tage wie sie auch der SVCN in seine Vereinsgeschichte aufnehmen möchte. Klar. Doch betont Henke, dass am Gramkowweg kein Duell auf Augenhöhe stattfinden werde: "Der Klassenunterschied ist sichtbar – in Bezug auf Athletik, Tempo und Zweikampfstärke." Und er zählt, nach den herausragenden Akteuren des Gegners befragt, den halben Kader auf. Reincke. Koßatz. Tokösz. Melich. Savelsberg. Nadj. Brown. Curslack hat Respekt vor seinem Gegner und die Außenseiterrolle ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen, zumal Stabilisator Marcel Schmidt nicht spielberechtigt ist. Doch spürt man auch: Die Deichkicker fühlen sich in ihrer Außenseiterrolle behaglich wohl.
Den Bergedorfern scheint dagegen mulmig zumute zu sein. Rüdiger Schwarz sagt, bereit fünf Euro ins Phrasenschwein zu werfen: "Es entscheidet sich alles in einem Spiel, also kann auch alles passieren." Am Gegner beeindruckt ihn die mannschaftliche Geschlossenheit: "Die spielen genau das, was sie können." Die tabellarisch wenig bedeutungsvollen Oberligaspiele der letzten Wochen nutzte Schwarz, um dem einen oder anderen seiner Stützpfeiler eine Regenerationspause zu gönnen, während sich der SVCN in der Knochenmühle des Abstiegskampfs mühte. Doch als sich Curslack in einen Lauf spielte, verloren die "Elstern" etwas den Faden. "Mittwoch wird sich zeigen", zittert sich Schwarz dem Spiel entgegen, "was wichtiger ist: der Rhythmus oder die Erholung."
Hafo.de wird es Ihnen am späten Mittwochabend sagen und berichtet ausführlich vom Gramkowweg.
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