Nach 90 Minuten bestand auf dem Jacob-Thode-Platz allgemeiner Konsens, ein Spiel von wirklich gutem Hamburg-Liga-Format gesehen zu haben. Dabei konnte sich schließlich eine hervorragend auftretende Norderstedter Elf bei einem keinesfalls enttäuschenden und lange Zeit durchaus gleichwertigen gastgebenden Kontrahenten völlig verdient, auch vom Ergebnis her, durchsetzen.
Bereits in den ersten Spielminuten sorgen auf der einen Seite der Norderstedter Mahmut Yilmaz, auf der Gegenseite Cem Müller mit einem knapp das Ziel verfehlenden Flachschuss für Raunen unter dem Tribünendach. Kurz danach ein mustergültiger Steilpass von Müller auf Ali Arslan, der aber damit nichts rechtes anfangen kann. Nach 20 Minuten darf sich Andreas Krohn den Ball in der 20-Meter-Distanz zum Freistoß zurecht legen, doch anders als zuletzt gegen Niendorf streicht die Kugel knapp über den Kasten von Dennis Schultz. Danach verzieht Arslan ein Zuspiel von Oliver Wroblewsky und der Kick von Florian Pries streicht über die Querlatte. Zehn Minuten vor dem Pausenpfiff muss sich Keeper Schultz gewaltig strecken, um die Kugel von Marius Flatken zu entschärfen, dann ist es Maik Grabow, der mit einem verlängerten Müller-Kopfball für Aufregung im 16er der Garstedter sorgt. Wer in Erwartung des Pausenpfiffes sich schon zum Würstchengrill absetzt, um beizeiten in den Genuss eines der qualitativ hochwertigen Bratlinge zu gelangen, versäumt allerdings etwas. Nämlich den Freistoß von Flatken auf Krohn und dessen Weiterleitung auf den zweiten Pfosten, wo Mustafa Hadid präsent ist und das Spielobjekt über die Linie zum 0:1 drückt. Fast sogar noch der zweite Treffer, als der Hüter des Halstenbeker Gehäuses einen hohen Ball total falsch einschätzt und erst im allerletzten Moment den heranstürmenden Yilmaz daran hindern kann, schon zu diesem Zeitpunkt, alles klar zu machen.
Dafür muss zehn Minuten nach dem Wiederanpfiff aber Philip Timm sorgen, indem er eine Flatken-Flanke in den Maschen der Platzherren versenkt. Danach sorgen Dennis Gersdorf mit einem Fallrückzieher, Yilmaz mit einem Flachschuss, Flatken mit einem Kopfball und schließlich Hadid für weitere sehenswerte Szenen der Garstedter. Nahezu UI-Cup-Format hat der Volley-Kracher von Krohn, den Wroblewsky noch soeben für seinen machtlosen Goalie auf der Torlinie entschärfen kann. Doch machtlos sind alle Berndt-Schützlinge zwei Minuten vor dem Ende, da Krohn einen von Flatke kommenden, zuvor ruhenden Ball, per Kopf unter das Quergestänge befördert.
Hätten die Krauszianer die ganze Saison über so gespielt, wie an diesem Sonntagnachmittag, sowie in ihren letzten sechs vorhergegangenen Begegnungen, wäre sicherlich kein Einträchtiger auf die Idee gekommen, auf eine Meldung der Mannschaft zur Aufstiegsrunde gen vierten Level zu verzichten. Den Halstenbekern hingegen fehlt rein theoretisch trotz ihrer 44 Punkte immer noch ein winziges Pünktchen, um sich des Klassenerhaltes ganz sicher zu sein. Doch Zittern über die spielfreien Pfingsttage erscheint trotzdem nicht angebracht. Dazu hat die Mannschaft in der ersten Halbzeit einfach zu gut gespielt, um diesen Zähler nicht noch in einer der drei ausstehenden Begegnungen vereinnahmen zu können.
Stimmen:
Marco Krausz (Trainer Eintracht 03 Norderstedt): Ich meine, dass wir Mitte der ersten Halbzeit das Spiel ganz gut in den Griff bekommen haben und danach auch nicht ganz unverdient in Führung gegangen sind. Aus eigener Erfahrung weiß ich aber, wie schnell sich hier das Blatt in Halstenbek wenden kann, und dass man wirklich erst gewonnen hat, wenn das Spiel abgepfiffen ist. Aber wir haben es geschafft, in der zweiten Halbzeit, souverän aufzutreten und überdies gezeigt, dass wir keinesfalls gewillt sind, nur um die „Goldene Ananas“ zu spielen. Sieben Siege in Folge, so meine ich, hat noch keine HH-Liga-Mannschaft vor uns in dieser Saison geschafft, und das sollte für uns auch ein Grund sein, einmal zu feiern.
Oliver Berndt (Trainer SV Halstenbek-Rellingen): Das Ergebnis geht eindeutig in Ordnung, nachdem wir es nicht geschafft hatten, in der ersten Halbzeit in Führung zu gehen. Später gelang es uns auch nicht, bei Standardsituationen die vorgesehene klare Zuordnung einzuhalten. So haben wir die Norderstedter auf die Siegerstraße gebracht. Mir ist es auch heute nicht gelungen, von der Seite her auf die Mannschaft Einfluss zu nehmen. So müssen wir also erst einmal mit der bitteren Niederlage leben.
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