09.05.2008 93 und 96 II trennen sich schiedlich, doch nicht ganz friedlich von Peter Strahl
Altonaer FC 93 – Hannover 96 II 1:1 (0:0)
Altona 93: Hinz – Ansorge, Siedschlag, Warnick, Westphal (78. Candir) – Völzke, Hanke, Röhr – Hoose (55. Richter), Tunjic, Sachs Hannover 96 II: Golz (5. Jensen) – Hahne, Hofmann, Marheineke, Rausch – Zizzo, Bikmaz (65. Ojigwe), Schulz, Krebs – Montabell (82. Ernst), Moslehe Tore: 1:0 Richter (56.), 1:1 Moslehe (88., wdh. Foulelfm.) Besondere Vorkommnisse: Hinz hält Foulelfmeter von Moslehe (85.), der aber wiederholt wurde. Schiedsrichter: Sönder (Ellerbek), seine Entscheidungen scheinen richtiger gewesen zu sein, als mancher Zuschauer es wahrhaben wollte. Beste Spieler: Sachs - Moslehe Zuschauer: 758
Wer zuletzt, wie der Berichterstatter, Condor versus GSK Bergedorf in der Hamburg-Liga miterleben musste, konnte sich in der Adolf-Jäger-Kampfbahn wie im Fußballhimmel fühlen, was die spielerischen Fähigkeiten und Leistungen der 22 Kicker betraf. Unter den Augen von HFV-Neu-Präsident Dirk Fischer und denen des Bundesligatrainers Dieter Hecking spielte sich, insbesondere in der ersten Halbzeit, ein technisch gutes, aber auch schnelles und kampfbetontes Spiel ab, das nach 90 Minuten schließlich mit einem beiden Seiten gerecht werdenden Remis abgepfiffen wurde.
Eröffnet wird die Veranstaltung mit einem Paukenschlag. Bereits nach zwei Minuten muss 96 II-Keeper "Richy" Golz – vielen noch aus HSV-Zeiten bekannt – beweisen, dass er noch nichts verlernt hat. Einen Kopfball von Patrick Westphal aus kurzer Distanz lenkt er sehenswert über die Querlatte. Drei Minuten später allerdings schon das abrupte Ende für den sympathischen Sportsmann. Außerhalb seines Strafraumes kann er einem Altonaer Aggressor nur in die Schussbahn rutschen. Mit einem vermutlichen Muskelriss muss er sich danach sofort in ärztliche Behandlung geben und seinen Platz an Morten Jensen abtreten. Die anfängliche Überlegenheit der Platzherren gibt sich aber nach und nach. In Minute 25 setzt ein leichtsinniger Rückpass von Stefan Siedschlag Ali Moslehe in Szene, doch Oliver Hinz verhindert einen Rückstand. Danach verpasst Jürgen Tunjic auf der linken Seite nur knapp das Gehäuse und Hendrik Völzke schießt zunächst Keeper Jensen an und trifft im Nachschuss den Pfosten. Ein Fehler von Philipp Röhr lässt wieder die Jungspunde aus der niedersächsischen Landeshauptstadt gut aussehen, während Hendrik Hahne dem einköpfbereiten Jacob Sachs in die Quere kommt. Kurz vor dem Pausenpfiff erneute Gefahr auf beiden Seiten: Doch weder findet sich ein hannoverisches Bein für die scharf hereingegeben Kugel von Fabian Montabell, noch gelingt es Sachs, nach anschließendem Gegenstoß den Gästegoalie zu überwinden.
In den zweiten 45 Minuten verfehlt Sachs nach einem Zusammenspiel mit Jürgen Tunjic das Ziel nur um ein Geringes, bevor der gerade auf den Platz gekommene Stefan Richter seinen Kopfball zunächst an die Latte setzt, den Abpraller dann aber im gegnerischen Tor zum 1:0 versenkt. Danach aber scheinen die 93er die Anweisung zu bekommen, fortan auf Halten des so schwer erkämpften Vorsprungs zu spielen. So bekommen die Hannoveraner zwangsläufig eindeutiges Oberwasser, nur die anfangs recht unsicher wirkende Defensivabteilung der 93er steht jetzt sicher. Die Fröhlinge treten nur noch mit schnellen Gegenstößen in Erscheinung, wie Westphal, der am Keeper scheitert, Stephan Hanke, dessen Kopfball überweg zischt und Tunjik, welcher ein Zusammenspiel mit Sachs nicht erfolgreich beenden kann. Schlussendlich (eine neudeutsche herrlich blödsinnige Wortschöpfung) aber werden die Bemühungen der Gäste mit Hilfe der Adolf-Jäger-Nachfahren belohnt. An der Strafraumgrenze ist es Hanke, der seinen Gegenspieler Henrik Ernst zu Boden streckt. Nach Inaugenscheinnahme des Tatortes zeigt der Kieler Referee auf den ominösen Punkt. Nach endlosen Debatten über die genaue Platzierung der Marke und deren bodenmäßige Beschaffenheit läuft Moslehe an… aber Oliver Hinz ist in der richtigen Ecke und hält. Nur die Altonaer Freude ist kurz. Nach einem Hinweis des Assistenten lässt Herr Sönder wohl zu Recht wiederholen (siehe auch Altonaer Fanseiten), und diesmal trifft Moslehe. Herausragendes Merkmal der nur noch wenigen zu spielenden Minuten sind die Debatten ob dieser Entscheidung auf und neben dem Rasen. Doch wer GSK vs C-N vor zwei Wochen gesehen haben sollte, dem sind schon ganz andere Dinge untergekommen.
Alles in allem ein gerechtes Ergebnis, das den "status quo ante" weitgehend unverändert lässt. Der Abstand von sechs Punkten zwischen beiden Teams und Altonas dritter Platz bleiben erhalten, die Bergmann-Elf hingegen kann auf den sechsten Platz (der gegenwärtige Rang 5 ist belanglos) abrutschen, sofern es im Nachholspiel am Pfingstmontag zwischen Oldenburg und Cloppenburg einen Sieger geben wird. Nur für Pauli II ist das heutige Ergebnis möglicher Weise misslich. Sie, die die 93er am kommenden Sonnabend an der Waidmannstraße erwarten, dürfen nun nicht mehr auf einen Gegner hoffen, der sein Ziel schon fast erreicht hat und deshalb dort möglicher Weise mit gebremstem Erfolgsdrang antreten wird.
Stimmen:
Andreas Bergmann (Trainer Hannover 96 II): Die Situation mit dem Elfmeter kann ich nicht so recht nachvollziehen. Der erste war wohl berechtigt, was aber zum zweiten führte, eriß ich nicht. Doch ich bin wohl der letzte, der zum Schiedsrichter läuft, um ihn zu verhindern. Wir sind jedenfalls hoch zufrieden, mit einem Punkt nach Hause fahren zu können.
Torsten Fröhling (Trainer Altona 93): Wir haben einen Punkt geholt und Hannover 96 auf sechs Punkte Abstand gehalten. Die Mannschaft hat wieder stark gespielt und gekämpft gegen einen Gegner, der auch mit Lizenzspielern angetreten ist, die sich in Anwesenheit ihres Bundesligatrainers ja auch beweisen wollten. Trotzdem hat sie wieder ihre Chancen nicht genutzt, denn schließlich hatten wir einige Hochkaräter. Das muss ich an ihr bemängeln. Wenn der Elfmeter nicht gewesen wäre, hätte es vielleicht einen anderen Treffer gegen uns gegeben. So wollen wir trotzdem mit dem Punkt zufrieden sein, Pfingsten feiern und uns dann auf das Spiel gegen den FC St Pauli freuen.
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