„Zuletzt haben wir immer ziemlich parallel mit dem HSV gespielt“ meinte Condor-Pressechef Helmut Bielfeldt vor dem Spiel. Soll heißen: Viele Heimniederlagen und zwischendurch ein Auswärtssieg (in Rostock bzw. VfL 93). Angesichts des gestrigen 7:0-Erfolgs der Stevens-Schützlinge durfte man auf Condor-Seite also mit einer gewissen Erwartungshaltung ins Spiel gehen. Doch daraus wurde nichts. Ganz im Gegenteil: Die Gastgeber präsentierten sich ähnlich „motiviert“, wie der Karlsruher SC. Und hätten die Marienthaler im zweiten Durchgang nicht zwei bis drei Gänge zurückgeschaltet, wäre es wahrscheinlich ein ähnliches Debakel geworden.
Von Beginn an dominierten die Gäste das Geschehen, während man bei der Bub-Elf den Eindruck gewinnen konnte, einige Spieler haben Mühe, sich wach zu halten. Schon nach fünf Minuten sorgte eine einstudierte Standardszene für Gefahr vor dem Raubvögel-Gehäuse: Paul Janke legte einen Freistoß quer zu Mathias Pornhagen, der aus gut 20 Metern einen mächtigen Kracher losließ, aber in Timm Ziegenbalg mit fantastischer Glanzparade seinen Meister fand. Doch nur zwei Minuten später war er machtlos: Wieder Janke auf Pornhagen (nach Eckball) und dessen gefühlvoller Kopfball senkte sich ins lange Eck zur verdienten Cordi-Führung. Überhaupt die Standards: Jede Ecke, jede Freistoßflanke sorgte für Gefahr in einer Abwehr, die einen eher an die berühmten potemkinschen Dörfer erinnerte. In der 14. Minute bereits die Vorentscheidung: Ein missglückter Schussversuch des heute sehr lauffreudigen und kopfballstarken Steffen Harms landete rechts außen am Fünfmeterraum bei Sebastian Clausen, der mit einem sehenswerten Kopfball-Lupfer über Torhüter Ziegenbalg hinweg zum 2:0 vollendete. Von den Gastgebern war bis drei Minuten vor dem Halbzeitpfiff nichts zu sehen, dann setzte sich Marcel Abshagen auf der linken Seite gut durch und seine präzise Hereingabe wurde von Andreas Riechers, der den verletzten Marcel Müller vertrat, ans Lattenkreuz gehämmert.
In der zweiten Halbzeit verwaltete der SC Concordia gekonnt das Ergebnis, ließ Ball und Gegner laufen und tat nicht mehr als nötig. Die Zuschauer konnten sich wahlweise am schönen Wetter, einer Bratwurst oder einer frisch gezapften Hopfenkaltschale erfreuen, das Spiel hingegen gab nur noch wenig Anlass hierzu. Nach dem Mike Griesch auf Höhe der Mittellinie am Ball vorbei rutschte, war der heute sehr starke Patrick Smereka über rechts auf und davon, scheiterte aber etwas überhastet an Ziegenbalg (49.). Danach wieder gut 30 Minuten Sommerfußball, ehe Harms nach Vorarbeit von Mirko Schulz den Endstand herstellte (78.).
Mit fünf Heimniederlagen in den letzten sechs Spielen geht die „Jubiläumssaison“ (25 Jahre Verbandsliga – mit kleinen Unterbrechungen - seit dem Aufstieg 1983) für den SC Condor äußerst unbefriedigend zu Ende. Die Concorden hingegen – bereits 1953 erstmals auf Hamburg höchstem Level spielend - dürfen weiterhin mit Platz 3 liebäugeln. Das „Finale“ um den Bronze-Rang können Sie, liebe hafo.de-Leser, am kommenden Freitagabend im Marienthal verfolgen, wenn die Klobedanzer auf die Seriensieger aus Norderstedt treffen.
Andreas Klobedanz (Trainer Concordia Hamburg): Ich bin sehr froh, dass wir hier heute gewinnen konnten, das gelingt einem nicht oft. Obwohl es für beide Teams ja um nichts mehr geht, habe ich zumindest von uns eine sehr gute erste Halbzeit gesehen. Wir sind gut ins Spiel gekommen, haben aber leichtfertig einige Chancen verstolpert. In der zweiten Halbzeit hat meine Mannschaft mehr als nur einen Gang zurückgenommen, aber Condor war heute wohl nicht in der Lage, das auszunutzen. Ein hochverdienter Sieg für uns.
Matthias Bub (Trainer SC Condor): In der Tat ein hochverdienter Sieg für Cordi, aber wir haben es ihnen auch sehr leicht gemacht und ohne Herz und Gegenwehr gespielt. Das sah aus wie ein Vorbereitungsspiel. Über die gefühlvollen Flanken bzw. gefährlichen Standards von Paul Janke hatten wir vorher ausführlich gesprochen und dann liegst Du nach einer Viertelstunde trotzdem 2:0 hinten. Ich bin ehrlich gesagt froh, wenn die Saison vorbei ist. Wir hatten viel Schatten und nur wenig Licht. Die letzten beiden Spiele wollen wir noch ordentlich über die Bühne bringen, nächste Saison werden wir wieder eine andere Condor-Mannschaft sehen.
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