Jetzt kann man auch nachrechnen, womit sich Peter Pietrusska ohnehin längst abgefunden hatte: "Der Klassenerhalt stand für uns nicht mehr im Raum." Rugenbergen ist also abgestiegen, die Hamburg-Liga war eine Nummer zu groß. Pietrusskas Spielfazit ist gleichzeitig das Fazit einer ganzen Saison: "Im Endeffekt waren wir zu harmlos." Neben dieser Harmlosigkeit im Angriff wurde Rugenbergen in Bergedorf die Schwäche bei Standards zum Verhängnis. Die vermutlich kleinste Mannschaft der Hamburg-Liga geriet bei jedem Freistoß, jeder Ecke und letztlich sogar bei einem langen Einwurf ins Schwimmen. Der SVR braucht dringend einen kopfballstarken Mann im Abwehrzentrum. Zwischen den Strafräumen präsentierte sich Rugenbergen aber tadellos und trug seinen Teil zu einem ordentlichen Grandplatzspiel bei.
Zu Beginn waren die Gäste gar die aktivere Mannschaft und wären fast in Führung gegangen: Danijel Peric legte nach einer Viertelstunde für Henning Hülsebusch auf, der das Leder aus 16 Metern knapp am von Yakup Kaya gehüteten Tor vorbei wuchtete. Aus dem Spiel heraus konnte der GSK nur selten gefährlich werden. Einmal rettete Yalcin Ceylani in höchster Not vor Ibrahim KIlic (33.), sonst war da nicht viel. Doch eben diese Chance war der Auftakt einer ganzen Serie bester Möglichkeiten für den GSK. Doch Kilic vergab mehrfach spektakulär: Einmal mit einem Drehschuss, dann mit einem Volleyschuss. Manndecker Koca hatte kurz vor und kurz nach der Pause Riesen-Kopfballchancen, aber auch die strichen hauchdünn am Tor vorbei. Eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis der GSK Rugenbergens Hilflosigkeit bei Standards ausnutzt, dachte man, doch nachdem Kilic erneut an Ceylani scheiterte (61.), schienen dem ehemaligen Torjäger und dessen Kollegen der Glaube an das erlösende Tor etwas verloren zu gehen. Das lange Zeit druckvolle Spiel des GSK ließ nach und Rugenbergen eröffneten sich Räume und Torgelegenheiten. Doch Artur Frost und Robert Dettlaff vergaben ihre Konterchancen (68., 73.) und Daniel Brehmer zeigte nur einmal, dass er eigentlich ein richtig Guter ist, aber Kaya parierte Brehmers Freistoß-Hammer (70.).
Doch Bergedorfs angenehm dezenter "Dirigent" an der Seitenlinie, Murat Sipahi, versuchte auf die Mannschaft einzuwirken: "Ruhig bleiben – irgendwann kommt die Gelegenheit." Und sie kam. Sipahi hatte zuvor einen ganz besonderen Joker aus dem Ärmel gezogen: den etatmäßigen Torwart Darko Lejic. Der Hüne sollte für noch mehr Verwirrung bei Standards sorgen. Diese Rechnung ging auf, auch wenn Lejic nicht direkt am Tor des Tages durch Öner Ocak beteiligt war. Nachdem eine Ecke in höchster Not geklärt werden konnte, reagierte Koca schnell: Dessen langer Einwurf konnte vom ansonsten starken Peric nicht geklärt werden und Ocak staubte ab (78.). Fünf Minuten später hätte Lejic alles Klar machen müssen, doch er vergab freistehend. Rugenbergen löste den Libero auf und ging volles Risiko – doch der GSK konnte den verdienten Sieg über die Runden bringen.
Das Niendorfer 2:0 dämpfte schließlich die Freude über den eigenen Sieg, doch eins ist klar: Der GSK bleibt im Rennen. Das Restprogramm gegen BU (A) und Meiendorf (H) deutet auf Abstieg hin, doch wer weiß. Gerade die Elf von der Barmbek-Anfield ist launisch und im Guten wie im Schlechten unberechenbar. Rugenbergen spielt mit Condor (H) und Norderstedt (A) nur noch um die Goldene Ananas, hat aber heute, wo einiges auf dem Spiel stand, verdeutlicht, dass es keine Wettbewerbsverzerrung betreibt und Spiele abschenkt. Nicht jede Mannschaft lässt die Saison so anständig ausklingen…
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.