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30.05.2008 "Heimspiel in Nordhorn" von
 Eintracht Nordhorn - Altona 93 FC 2:4 (1:3) Nordhorn: Verheyden – Baysoy (83. Rehbock), Vrielmann (46. Bensch), Ende, Rattelsdorfer – Schulz, Milosevic – Peschke, Novaku, Arend – Nacar (44. van den Driessche) Altona 93: Kalaycioglu – Ansorge, Warnick, Siedschlag, Westphal – Völzke (61. Hoose), Brück, Röhr – Starck (73. Oduro-Opuni), Tunjic (55. Kunkel), Sachs Tore: 1:0 Arend (10.), 1:1 Starck (19.), 1:2 Tunjic (23.), 1:3, 1:4 Sachs (42., 62.), 2:4 van den Driessche (82.) Schiedsrichter: Heitmann (Wagenfeld), unauffällig, aufmerksam, tadellos. Beste Spieler: van den Driessche – Röhr, Sachs Zuschauer: ca. 250 Altona ließ in der ehemaligen Textilstadt Nordhorn eine berauschende Saison ausklingen und stürmte zur Vizemeisterschaft. Seit Herbst des letzten Jahres begeistert die Elf von der Griegstraße. Trainer Torsten Fröhling lässt technisch versierten, schnellen und direkten Angriffsfußball spielen, der selbst Auftritte von sportlich geringerer Bedeutung zum Erlebnis macht. 70 mitgereiste Anhänger hatten das Stadion am Heideweg akustisch fest in der Hand und jubelten und tanzten zu vier schönen Altonaer Toren. Doch die einst so spielstarken Grafschafter sind nur noch ein Schatten früherer Tage. Über viele Jahre standen die Nordhorner in der Oberliga Nord für gehobene Spielkultur, aber auch wenn Shefqet Lajci seit seinem Dienstantritt im Winter die Nordhorner stabilisieren und vom letzten Tabellenplatz ein paar Sprossen höher führen konnte, Glanz kann diese Mannschaft – immerhin Sieger des Niedersachsen-Pokals – nicht verbreiten. Im Gegenteil: Heute machte es die Eintracht dem AFC leicht. Aber siehe da, Nordhorn ging früh durch Danny Arends Kopfball in Führung (10.); Oliver Peschke hatte schön geflankt. Keine zehn Minuten später der Ausgleich durch Michael Starck, dem ein dilettantischer Abwehrfehler von Bastian Schulz vorausging. Schulz führte den Ball im eigenen Sechzehner am Fuß und hatte alle Zeit der Welt über den von ihm geplanten Befreiungsversuch nachzudenken. Die Idee, die ihm nun kam, war unfassbar schlecht. Die Ausführung noch schlechter: Er lupfte den Ball zentral in die Zone direkt vor dem eigenen Strafraum, wo Philip Röhr, gewohnt resolut, Schulzens falschem Zauber ein Ende machte, sich das Leder schnappte und zum vollendenden Starck durchsteckte. Die Führung, nur vier Minuten später, verdiente sich der AFC dann aus eigener Kraft: Jakob Sachs, Woche für Woche immer wieder Jakob Sachs, weht über die rechte Seite heran und flankte aus vollem Lauf dahin, wo Jürgen Tunjic gewöhnlich steht. Der Kopfball von Tunjic zur 2:1-Führung war ebenso sehenswert wie die Vorarbeit – ein wunderschönes Tor! Als sich nach 40 Minuten Hayko Kalaycioglu gegen den auf Wiedergutmachung sinnenden Schulz auszeichnen konnte und kurz darauf Sachs das 3:1 markierte (42.), war das Spiel schon zur Pause entschieden. Die komplette Nordhorner Defensive hatte sich von einem langen Diagonalpass Starcks aushebeln lassen, so dass Westphal, der klug auflegte, und Sachs allein vor dem bemitleidenswerten Jean Philipe Verheyden auftauchten. Während die Gastgeber die Pause dringend brauchten, um sich zu sortieren, wird den 93ern die Auszeit gut getan haben, um sich abzukühlen. Es war ein tropisch warmer Tag und der AFC spielte in langärmligen schwarzen Trikots. Über die Hälfte der Spieler lief zudem mit falschen Rückennummern auf, was selbst den schwungvoll-jovialen Nordhorner Stadionsprecher verwirrte. Torschütze Starck lief zum Beispiel mit der „6“ statt der „23“ auf, Tunjic mit der „24“ statt der gewohnten „17“ und, und, und. Fröhling klärte auf: „Nach dem St.-Pauli-Spiel haben viele Spieler ihre Trikots an die Fans verschenkt, so dass wir keinen kompletten Auswärts-Satz mehr haben.“ Die Trikots zollen also dem Feiermarathon der letzten Wochen Tribut, die Mannschaft aber nicht, die auch nach der feststehenden Qualifikation für die Regionalliga nicht nachgelassen hat. Im Wesentlichen reichte gegen die Eintracht aus Nordhorn allerdings eine routinierte Leistung ohne großen Aufwand zu betreiben. So geriet Fröhling über das Spiel nicht gerade ins Schwärmen. „Mit dem Spiel bin ich nicht zufrieden, wir haben viel falsch gemacht“, aber seine gute Stimmung konnte dies nicht trüben. „Auch wenn wir heute nicht gut waren, Hochachtung vor dieser Mannschaft! Es macht Spaß, hier Trainer zu sein.“ Zur zweiten Halbzeit muss nicht viel gesagt werden, Altona verwaltete die Führung locker und Sachs legte nach schicker Vorarbeit des 20 Sekunden zuvor eingewechselten Talents Benny Hoose zum 4:1 nach. Auf Nordhorner Seite brachte van den Driessche ein wenig Schwung in die Offensive, und eben der stellte nach 82 Spielminuten den Endstand von 2:4 her. Zuvor hatte Kalaycioglu noch einmal Gelegenheit, sich gegen einen Freistoß von Zoran Milosevic auszuzeichnen (80.), das war´s. Noch ein Blick zurück, auf den siebten Spieltag. Da setzte es eine ernüchternde Niederlage gegen damals selbst kriselnde Wilhelmshavener, der AFC dümpelte auf Platz 11 der Tabelle, der offensive Stil vergangener Tage schien unter dem neuen Übungsleiter dahin. Fröhling stand in der Kritik von Presse und Anhängerschaft, vielleicht nicht ganz zu Unrecht. Doch ausgerechnet in diesem trostlosen Wilhelmshaven-Kick sieht Fröhling rückblickend das Schlüsselerlebnis dieser Saison. Damals habe sich, schwärmt Fröhling, der Mannschaftsgeist gezeigt. „Nach diesem Spiel haben sich alle gegenseitig aufgebaut, jeder war für den anderen da. Das 1:0 bei Henstedt/Rhen“, einem spielerisch dürftigen Ach-und-Krach-Erfolg übrigens, „war in dieser Phase ganz wichtig.“ In der Woche drauf holte der AFC dann zum ganz großen Befreiungsschlag aus – dem phänomenalen 7:3 gegen Cloppenburg. Das war die Nagelprobe für Fröhlings neues Drei-Spitzen-System, mit dem der AFC ab nun die Zuschauer begeisterte. Fröhling formuliert es so: „Ich habe gemerkt, die musst du laufen lassen.“ Er hatte mit dieser Erkenntnis den Schlüssel zur optimalen Entfaltung dieser Mannschaft. Sachs und Kollegen spielten ab nun, vor allem auf der AJK, befreit auf. „Wir hatten ja 16 neue Spieler, und ich selbst war ja auch neu. Wir mussten uns kennenlernen und aneinander gewöhnen, aber meine Jungs haben schnell dazu gelernt und verstanden, was ich von ihnen will.“ Auch vor den Herausforderungen, die die Regionalliga an seine Mannschaft stellen wird, ist Fröhling nicht bange: "Mit der Mannschaft, die wir haben und dem, was wir noch auf die Beine stellen, werden wir auch in der Regionalliga mithalten können." Ob Flügelflitzer Sachs dann noch an Bord sein wird, ist noch nicht klar: "Um Jakob kämpfen wir noch. Doch selbst wenn wir Jakob verlieren, sonst aber die Mannschaft zusammenhalten können, werden wir das verkraften. Jeder einzelne ist nur so gut wie die Mannschaft, die ihm ermöglicht zu glänzen." |
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