02.06.2008 Rückblick: Zeugnisvergabe zum Abschluss der Saison von
Die Tränen sind wohl noch nicht trocken, die angekündigte Bacardi-Flasche dagegen wohl leer. Ein Abstieg bringt auch die härtesten Männer zum Weinen und lässt die Spieler gedankenvoll auf den Rasen sinken. Besonders bitter ist so ein Abschied am letzten Spieltag. Die Buxtehuder, Rugenbergener und die Harburger wussten schon seit langem, wohin die Reise geht. Der VfL Pinneberg hatte letzte Woche die Chance gegen den direkten Konkurrenten aus Niendorf. Doch dieses müde 0:0 auf eigenen Platz, dieses 1:7 in Niendorf in der Hinrunde, dieses 1:2 in der 96. Minute in Meiendorf, dieses 1:3 bei sich mehr minder ausruhenden Ohern, dieses 2:4 und 0:1 gegen Bergedorf, diese ganzen Ergebnisse schafften genügend Argumente, dass es am Ende für die Truppe von Michael Fischer nicht reichte. Denn eins ist nach dem letzten Spieltag klar: Nicht nur Dänen, sondern auch Tabellen lügen nicht. Niendorf war zwar kein einzigen Punkt, aber eben ein paar Tore besser in dieser Saison. Und die Niendorfer bewiesen Nervenstärke, holten sieben Zähler aus den letzten drei Spielen und dürfen somit verdient auch nächste Saison in der Hamburg-Staffel, ach ne, die heißt ja dann gar nicht mehr so, also in der Oberliga Hamburg kicken. Ob Pinneberg in der näheren Zukunft wieder aufsteigen wird, hängt von zwei, drei Variablen ab. Vielleicht brauchen sie gar nicht wieder aufzusteigen, sie bleiben einfach drin, weil Victoria durch die Relegationsrunde marschiert, was in Hamburg nur wenige dem Meister zutrauen. Wenn das nicht klappt, würden höchstwahrscheinlich viele Stammspieler den VfL verlassen. Denn alleine die Integrationsfigur Fischer wird nicht langen, um jeden zu überzeugen, statt gegen Lurup, Bergedorf und Meiendorf lieber gegen Nienstedten oder Teutonia 05 anzutreten. Ein Neuaufbau wird schwer.
Die Niendorfer konnten sich retten, da sie die schon sorglosen 93er vom VfL mit 3:1 besiegten. Ob das auch geklappt hätte, wenn der VfL hätte punkten müssen, bleibt mal dahingestellt. Trotzdem müssen sich die Niendorfer fragen, warum sie am letzten Spieltag auf einen Doppelpack von Gerrit Jakobs angewiesen waren. Vom Kader her wäre eine bessere Platzierung nicht nur möglich gewesen, sondern wohl auch Pflicht.
Nicht zu vergessen, die beiden Siege von Pinneberg und Niendorf schickten die Bergedorfer, 1:2 gegen Meiendorf, direkt in die Landesliga. Der GSK ist aber spätestens letzte Woche abgestiegen, als sie in Barmbek vor dem Abpfiff den Platz verließen und damit auch zeigten, dass sie nicht mehr daran glauben, sportlich die Klasse halten zu können. Das Ergebnis des erstaunlich schnell tagenden Sportgerichts war eindeutig und richtig. Drei Punkte und 3:0-Tore für BU. Auch beim GSK darf man gespannt sein, in welche Richtung sich der Verein bewegen wird. Das Beispiel Örnek dürfte warnend genug sein.
In Buxtehude sind es derzeit auch schon dreizehn Abgänge, der dortige Neuaufbau fällt also etwas epochaler aus. Das 2:3 gegen Voran Ohe demonstrierte zum Abschluss deutlich, wie die Saison verlief. Nur ein Torjäger mit dem Namen Greco und meistens ein Tor schlechter als der Gegner. Den letzten Sieg gab es Mitte März, seit dem konnten die Nitschke-Schützlinge neun Partien nicht mehr gewinnen. Das 1:2 gegen Norderstedt (29. März) war der letzte Knochenbrecher für die junge Truppe aus Niedersachsen.
Ansonsten standen am letzten Spieltag Abschiede von Trainern und/oder Spielern und die etwas relaxte Defensivhaltung im Vordergrund. Der Meister von der Hoheluft gewann durch ein Tor in der letzten Minute von Stephan Rahn mit 4:3 in Curslack, wobei es wohl eher darum ging, die Torjägerkanone auf beiden Seiten nochmals anzugreifen. Aber weder Antonio Ude noch Christian Spill, jeweils zwei Treffer, kamen an Martin Protzek von Halstenbek-Rellingen heran, der sich beim 3:2 gegen Concordia ebenfalls doppelt in die Torjägerdatei eintrug und somit die Kanone in die eigene Vitrine holte. Herzlichen Glückwunsch! In den Kampf um diese Trophäe konnte Markus Hasenpusch nicht mehr so richtig eingreifen, beim 0:0 beim SC Condor blieb er folgerichtig torlos.
Buchholz kam nach einem 0:2-Rückstand gegen Paloma zumindest noch zu einem Unentschieden. Norderstedt setzte sich zwar spät, aber nicht zu spät und dann auch relativ klar mit 4:1 gegen den Absteiger aus Rugenbergen durch.
Die Saison ist also quasi vorüber, nur Victoria muss nachsitzen und kann sich und auch den Pinnebergern zu einer positiven Versetzung verhelfen. Am Ende der Rückrunde gibt es wie in der Schule Zeugnisse, wobei die Noten nicht immer mit dem Tabellenplatz übereinstimmen müssen.
Victoria: 1 -, würdiger Titelträger, eindrucksvolle Offensive, mit leichten Schwächen nach der Winterpause, das Minus würde bei einem Aufstieg natürlich wegfallen.
Meiendorf: 1-, so stark hätte man den MSV nicht erwartet, Göttling leistete mit seiner jungen Mannschaft hervorragende Arbeit, nur die Auswärtsfahrten nach Harburg und Altenwerder trübten das Bild.
Norderstedt: 2-, die Eintrachtler waren eigentlich als erster Kontrahent für die Victorianer vorgesehen, ließen aber über zwei Drittel der Saison jegliche Konstanz vermissen. Das Ende mit zehn Siegen aus elf Spielen versöhnte jedoch.
Concordia: 3- (daheim), 1- (auswärts), die Marienthaler waren auswärts bärenstark und schwer zu bespielen. Wurde aber der eigene Rasen betreten, wurden die fehlenden spielerischen Mittel auffällig. Die Tordifferenz von plus eins bei den Heimspielen sagt alles.
Voran Ohe: 2, der Aufsteiger ärgerte die „Großkopferten“ bis zur Winterpause gehörig an der Spitze, der Einbruch kam mit dem Winter. Die fehlende Breite im Kader verhinderte mehr, aber es war gute Spielzeit für die Reinbeker.
Barmbek-U.: 2-, eine schwierige Entscheidung, eine drei plus wäre auch gerecht. Zuerst wurde BU als Geheimfavorit gehandelt. Doch Maciejeweski ging, Bankowski verletzte sich, schon rutschte man in die Nähe der Abstiegszone, aber der „alte“ Hasenpusch spielte eine seiner besten Spielzeiten.
Buchholz: 2, nachdem der Klassenerhalt feststand, fehlte ein wenig die Spannung bei den Niedersachsen, davor präsentierte sich die Titze-Elf taktisch und defensiv unglaublich geschickt, profitierte von den Hünen in der Abwehr, dem quirligen Künkel vorne, sowie dem treffsicheren Siemes.
Halstenbek: 3-, ein versöhnlicher Abschluss für den aufhörenden Trainer Oliver Berndt, Nachfolger Selcuk Turan sollte sich mal um die Defensive und die Heimstärke kümmern, 71 Gegentore sind nicht gerade wenig und sechs Heimsiege nicht gerade viel. Protzek wurde aber dennoch Torschützenkönig.
Paloma: 3, eine höchst solide Saison, der Nicht-Abstieg stand relativ früh fest. Eine gute Abwehrleistung, mit 41 Gegentoren besitzt man den viertbesten Wert der Staffel. Nur in der Offensive hapert es und nun geht auch noch Thiemo Kieckbusch.
Condor: 4, meine Güte, was für eine Achterbahnfahrt der Raubvögel. Zu Beginn ein Abstiegskandidat, in der Mitte ein Aufstiegskandidat (u.a. 3:0 gegen Vicky) und danach wieder unterirdisch. Vor allem gegen die Kleinen ließ man viele Federn.
VfL 93: 2-, Trainer Daniel Sager musste fast eine neue komplette Mannschaft aufbauen und einen furchtbaren Start hinnehmen. Das Team zog sich an den Toren von Davide Pedroso-Bussu wieder hoch. Und als der nicht traf kamen Martin Marcinkiewicz und Tomasz Froelich. Gute Arbeit!
Curslack-N.: 3-, Pokal-Halbfinalist, dort aber fast historisch mit 0:7 unterlegen. Ein hervorragender Start konnte lange Zeit nicht bestätigt werden. Erst im Laufe der Rückrunde kamen die Deichkinder wieder auf die Spur.
Niendorf: 4, zu Beginn konnte man den Eindruck bekommen, dass die Partnerschaft von Trainer Carrel Segner und dem NTSV nicht lange halten würde, doch beide Parteien fanden zueinander. Die Neuankömmlinge in der Winterpause hätten auch besser einschlagen können. Eine Energieleistung brachte am Ende das Erreichen des Minimalziels.
Pinneberg: 4, schon der Klassenerhalt der letzten Saison war mehr oder minder eine Überraschung gewesen. Das Geld sitzt halt in Pinneberg nicht mehr so locker. Der VfL verpasste den Klassenerhalt durch eigenes schludriges Verhalten in wichtigen Spielen, insofern ein unnötiger Abstieg, der ja noch verhindert werden kann.
Bergedorf: 5, zuerst war der neutrale Beobachter sichtlich erfreut. Eine spielstarke Truppe, gepaart mit einem unangenehmen Grandplatz und mit dem gewissen Etwas im Angriff (Kilic). Doch nach starkem Beginn neigte sich die Kurve im sportlichen und auch außerhalb des Platzes nach unten. Das Hick-hack um Durak Demir, die damit verbundene Frage nach dem wahren Trainer, die Vorkommnisse gegen Curslack und in Barmbek warfen ein sehr schlechtes Licht auf ein Team, das sportlich den Abstieg hätte vermeiden können.
Rugenbergen: 4-5, wenn man ehrlich ist, war nicht mehr drin. Die Mannschaft kämpfte, sie rackerte und ackerte, doch es fehlte im Angriff und generell im offensiven Bereich die nötige Durchschlagskraft, um auch mal gegen Gegner Punkte zu holen, gegen die man es eigentlich nicht erwartet.
Buxtehude: 5, Stürmer Maurizio Greco kam zu spät in das Team. Ansonsten reichte schlichtweg die Qualität des Kaders nicht aus, um ein gewichtiges Wörtchen um den Klassenerhalt mitzusprechen.
Harburg: 5-6 (gegen Meiendorf: 1), die Harburger mussten in dieser montäglichen Rubrik schon einiges einstecken. Sie wurden früh für zu leicht befunden und das waren sie dann auch. 109 Gegentore lassen keine Argumente zu. Immerhin sorgten die Grün-Weissen für die Sensation der Saison, als sie den Meiendorfern beim 5:4 die letzten Titelhoffnungen stahlen.
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