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15.06.2008
Fußball aus dem Jahr 3000 von Andreas Killat


präsentiert:


FC Oberneuland – SC Victoria Hamburg 7:2 (3:1)

FC Oberneuland: Faquiryar – Mouaya, Ibelherr, Kolm, Yücel (89. Löffler) – Lee, M. Aktas, Jeon, Guemari – Sembolo (82. Behrens), Ndedi-Mboma (87. Ö. Aktas)
SC Victoria Hamburg: Ludewig – Ucan (46. Aktan), Pomorin, Westbrock, Möbius – Ude, Stilz (65. Tunjic), Trimborn (55. Eybächer), Akgül – Rahn, Hamurcu
Tore: 1:0 Jeon (19.), 1:1 Stilz (33., FE), 2:1 Guemari (36.), 3:1 Sembolo (44.), 4:1 Ndedi-Mboma (47.), 5:1 Ibelherr (49.), 5:2 Ude (67.), 6:2 M. Aktas (69., FE), 7:2 Behrens (88.)
Schiedsrichter: Stefan Schempershauwe (Germania Wolfenbüttel): Pfiff sehr genau, aber nicht kleinlich. Jederzeit Herr der Lage. Gut!
Beste Spieler: Das gesamte Oberneuland-Team hat sich eine 1+ verdient, Sembolo sogar eine 1 mit Sternchen – Vicky war bemüht. Trotz des hohen Ergebnisses daher Gesamtnote 4. Für Akgül und Pomorin eine 3.
Zuschauer: 650

Zwischen 13:11 Uhr und 13:19 Uhr war die Partie für Victoria schon fast gelaufen. In diesen acht Minuten versuchte sich Jonah Asante nach seinem Trainingsunfall vom Donnerstag, wo er unglücklich umgeknickt war, für die Begegnung warm zu machen. Doch die Schmerzen waren zu groß. Nach Jasmin Bajramovic fiel also auch der zweite Innenverteidiger aus, und das ausgerechnet gegen die begnadete Offensivabteilung aus Oberneuland. Trainer Bert Ehm zog daraufhin Stefan Westbrock in die Viererkette ab und brachte mit dem vom Stadionsprecher liebevoll und feminin als Antonia Ude angekündigten Stürmer einen neuen Mann in der ansonsten unveränderten Sieger-Elf aus Gifhorn. Unverändert? Ach nein, zur Überraschung vieler Anwesenden stand Florian Ludewig für Matchwinner Felix Sager im Tor. Manager Horst Kracht und Bert Ehm sagten dazu unioso: „Das war vorher so abgesprochen, jeder macht zwei Partien“.

Das erste Mal Innenverteidigung tut noch weh ...
Stefan Westbrock mit guten Spiel, hier gegen Francky Sembolo


Von Beginn an entwickelte sich ein abwechslungsreiches Spiel mit zahlreichen Chancen auf beiden Seiten, wobei die Oberneuländer ganz klar erkennbar die technisch und individuell auf jeder Position besser besetzte Elf stellten. Aber Vicky versteckte sich nicht, im Gegenteil: Eine frühe Führung wäre möglich gewesen. Doch erst scheiterte Ude nach schönem Zuspiel von Sven Trimborn (4.), dann zeigte Keeper Mansur Faquiryar seine ganze Klasse gegen den Kopfball von Mark Pomorin nach Freistoßflanke Stephan Rahn (12.). Dann wurden die Zuschauer an den 19.08.1989 erinnert und wurden Zeuge eines ähnlich spektakulären Treffers wie damals von Klaus Augenthaler (1:0 in Frankfurt): Der Südkoreaner Chang Lee sah, wie sich Vicky-Torhüter Ludewig an der Strafraumgrenze herum tummelte, und nahm daraufhin kurz hinter der Mittellinie stehend aus rd. 50 Metern (!) Maß und versenkte das Leder mit einer fantastischen Bogenlampe zur 1:0-Führung in den Winkel (19.). Marke Tor des Jahres! Die Ehm-Schützlinge steckten diesen Nackenschlag jedoch schnell weg und Trimborn hätte fast im Gegenzug den Ausgleich erzielt, doch sein strammer Schuss wurde im letzten Moment zur Ecke abgefälscht (21.). Diesen gab es dann in der 33. Minute: Nach dem Rahn klar zu Boden gerissen wurde, verwandelte Roger Stilz den fälligen Elfmeter bombensicher.

Die Bremer ließen sich nicht lange bitten und starteten sofort wieder gefährliche Gegenangriffe. Cesar Ndedi-Mboma wuchtete aus wenigen Metern einen Kopfball Richtung Gästegehäuse, aber Ludewig parierte glänzend (35.), doch nur eine Minute später war der umjubelte Ausgleich schon wieder Geschichte: Adel Guemari verwandelte einen Freistoß aus 20 Metern direkt via Innenpfosten zum 2:1. Eine Szene jagte die nächste und so hatte auch Vicky wieder seine Chance: Nach Eckball von Sezgin Akgül, der heute viel über die linke Seite versuchte, erwischte Pomorin den Ball leider nicht voll und Faquiryar konnte den Kopfball entschärfen und sofort den Konter einleiten. Der alles überragende Francky Sembolo spielte Slalom mit der Victoria-Abwehr und verwandelte wunderschön zum vorentscheidenden 3:1 (44.). Sein sechster Treffer (!) in der Relegation, der Mann spielt garantiert nicht mehr lange in der 4. Liga.

Die zweite Halbzeit ist trotz zahlreicher Tore schnell erzählt: Oberneuland strotzte dank der beiden Treffer kurz vor der Pause vor Selbstvertrauen und in Verbindung mit der zweifelsohne vorhandenen Klasse jedes einzelnen Spielers gab es am Ende ein böses Erwachen für Vicky. Dabei hatte Horst Kracht nach dem von ihm persönlich beobachteten Spiel der Oberneuländer gegen Gifhorn (7:2) noch gemeint: „So was passiert uns hier garantiert nicht“. So kann man sich irren. Der FCO legte los wie die berühmte Feuerwehr und nach dem Doppelschlag von Ndedi-Mboma (47.) und Ibelherr (49.) zum 5:1 war die Partie natürlich entschieden. Torhüter Ludewig konnte insgesamt geschätzte weitere zehn 1:1-Situationen für sich entscheiden, immer wieder tauchten sich durch die Abwehr tänzelnde Gegenspieler vor ihm auf.

Ausgestiegen! Ahmet Hamurcu zieht gegen Christopher Kolm den Kürzeren


Es würde den Rahmen sprengen, hier alle Szenen zu beschreiben und so wollen wir nur der Chronistenpflicht nachkommen: Nach schöner Vorarbeit von Akgül „verkürzt“ Ude zum 2:5 (67.), fast im Gegenzug wird Lee gefoult und der heute etwas theatralische Mahmut Aktas hämmerte den fälligen Elfmeter zum 6:2 unter die Latte (69.). Ein paar Minuten später zog Aktas in Erinnerung an das 1:0 aus gut 35 Metern ab, aber diesmal parierte Ludewig hervorragend. Den 7:2-Schlusspunkt setzte der eingewechselte Mike Behrens in der 88. Minute nach einer spielerischen Traumkombination über vier Stationen. Fazit: Den „One-Touch-Fußball“ der Oberneuländer gilt es neidlos anzuerkennen. In dieser Form spielen die Mannen aus dem reichen Villenviertel jedoch erst seit dem der vierte (!) Trainer der laufenden Saison, Mike Barten, das Zepter schwingt (Mitte April), sonst wäre alles andere als eine Platzierung unter den Top Five der Tabelle eine Überraschung gewesen. Pech für Vicky und die anderen Relegationsteilnehmer, dass der Bremer Verband den Tabellenneunten melden durfte. Für Bert Ehm und seine Victoria bleibt die Erkenntnis, heute eindrucksvoll demonstriert bekommen zu haben, wie es wohl in der neuen Regionalliga zugehen wird. Nächstes Jahr startet Vicky den nächsten Versuch, der Titel-Hattrick ist nämlich das erklärte Ziel (siehe Trainerstimmen). Das Spiel am kommenden Mittwoch gegen den VfL Oldenburg kann damit zur Geburtstagsparty für Stephan Rahn umfunktioniert werden, denn sportliche Bedeutung hat es nicht mehr.


Stimmen:

Bert Ehm (Trainer SC Victoria Hamburg):
Glückwunsch nach Oberneuland zum hochverdienten Sieg. Leider haben sie die Tore immer genau zum richtigen Zeitpunkt kurz vor und nach der Halbzeit gemacht, die haben uns richtig weh getan. Zum Teil waren auch sehr unglückliche Dinger dabei, das nagt natürlich am Selbstvertrauen. Wir haben nachher nur noch zugeguckt und die Zweikämpfe nicht mehr angenommen, das dritte Tor darf einfach nicht fallen, da ist unsere gesamte Hintermannschaft von einem Gegenspieler ausgespielt worden. Insgesamt haben wir uns aber zumindest die erste Halbzeit gut verkauft und uns auch Chancen herausgespielt, es gibt also keinen Grund zu jammern. Ich hoffe, dass einige Spieler aus dieser Partie etwas mitnehmen, das war heute ein ganz anderer Schnack, als in der Hamburg-Liga. Da wollen wir nächstes Jahr wieder Meister werden!


Mike Barten (Trainer FC Oberneuland):
Ich hatte meine Mannschaft ausdrücklich gewarnt, Vicky nicht zu unterschätzen und in der ersten halben Stunde hat man auch gesehen, warum. Nach dem 1:0 sind wir zu nachlässig gewesen, den Foulelfmeter kann man geben. Der erste richtige Spielzug von uns war eigentlich die Szene zum 3:1. Die zweite Halbzeit haben wir mit zwei Paukenschlägen begonnen, danach war die Partie natürlich entschieden, 21 Tore in vier Spielen sind unglaublich. Ich gehe davon aus, hier als Trainer weiterzumachen, aber jetzt wird erst mal gefeiert.


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