Oha, Condor… Mal ehrlich, im Sportpark Oldenfelde haben doch eigentlich alle gedacht, dass die schwache Saison 2007/2008 der Vergangenheit angehört. Doch nach den Eindrücken des Saisonauftakts ist das wahre Gesicht des SC Condor nicht mehr das jener einstmals so spielstarken Mannschaft aus dem oberen Tabellendrittel. Vieles, was letztes Jahr schon schief lief, ging auch diesmal in die Hose. Wie viele Schüsse vor den Bub, äh Bug, brauchen die Raubvögel noch? Matthias Bub muss schnell den Schalter umlegen, sonst gibt es für seine Schwarz-Gelben auch gegen Bergedorf und Concordia an den kommenden Spieltagen sowie im Pokal gegen den USC Paloma nicht viel zu erben. Er wird sich kaum aus der Ruhe bringen lassen, das widerspräche seinem Naturell, aber Bub weiß, dass es keinen Sinn macht, den abwesenden Stützen Heiner Twardawa (verletzt) und Marcel Müller (Flitterwochen) nachzutrauern, zu denen sich heute schon in der Anfangsviertelstunde Marcel Abshagen mit Wadenzerrung gesellte. Er wird den Finger in die Wunde legen, die da heißt: Defensivverhalten. "Das war zu einfach wie wir die Gegentore zugelassen haben. Das Umschalten in den Rückwärtsgang hat heute gar nicht geklappt!"
Hinzu kam, dass die Hintermannschaft der Raubvögel sich vom energischen Einsatz der Curslacker Sturmspitzen, die keinen Ball verloren gaben, verunsichern ließen. So wie Sascha Kleinschmidt vor dem 0:1, als er den eigenen Kasten verließ, um eine Flanke von Christopher Kock abzufangen. Eigentlich ein leichtes für den viel versprechenden Neuzugang von BU. Doch bedrängt von Christian Spill ließ er den Ball fallen, so dass Nils Pichinot abstauben konnte.
Das war der erste von drei Streichen des herausragenden Pichinot. Der 18-Jährige scheute keinen Zweikampf und glänzte über die gesamte Dauer seines ersten Punktspieleinsatzes im Herrenbereich mit Torgefahr. Mal staubte er ab, mal netzte er wuchtig ein, mal zog er aus der Distanz ab, mal hechtete er mit dem Kopf voran zum Ball – und immer wieder setzte er Sturmpartner Christian Spill in Szene. Zugute kommt dem Sturmtalent dabei seine ungewöhnlich starke Physis: Er ist schnell und unheimlich robust – und kennt den direkten Weg Richtung Tor. Ähnliche Vorzüge zeichnen ja auch den altbewährten Torjäger Spill aus. Doch anstatt sich auf den Füßen zu stehen, profitieren die beiden voneinander: So spielstark wie beim SC Condor sieht man Spill nicht alle Tage! "Stimmt, wir sind uns teilweise sehr ähnlich", sagte Spill, "deshalb muss jeder von uns in beide Rollen schlüpfen – die des Torjägers und die des Vorbereiters. Mit Pichinot kann ich jetzt auch mal auf die Flügel ausweichen und weiß: In der Mitte ist noch einer, der treffen kann."
Natürlich konnte Torsten Henke mit der "guten Mannschaftsleistung" seines Teams zufrieden sein. Dass der junge Pichinot nun sogleich in den Schlagzeilen stehen wird, ist dem besonnenen Trainer spürbar suspekt, doch ist Curslack ohnehin nicht das Umfeld, in dem schnell die Bodenhaftung verloren geht. Henke wird auch Pichinot helfen, diesen Senkrechtstart richtig einzuordnen. Das Team weiß ohnehin: So spektakulär dieses 5:2 klingt – es ist nur ein erster Schritt gegen den Abstieg.
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