USC Paloma: Dröge – Stendel, Engl, Francke, Osinski – Savelsberg, Jovic, Kwame, Richter (84. Gottschalk) – Sülün (80. Aydin), Akyol (62. Metin) SC Vorwärts/Wacker Billstedt: Koch – Zwiewka, Bogunovic, Liebermann, Reichenbach – Taneli (84. Scholtan), Kreutzer, Mokaddem – Carrion Gaona, Juckel (76. Umoru), Gerdan Tore: 1:0 Sülün (55.), 1:1 Juckel (71.) Schiedsrichter: Michael Zibull (Heidgrabener SV): Verschaffte sich mit vier Gelben Karten innerhalb von zehn Minuten Respekt. Eine ordentliche Leistung. Beste Spieler: Sülün - Carrion Gaona, Taneli Zuschauer: 230
Die Anwohner an der Brucknerstraße und der näheren Umgebung wurden am frühen Sonntagvormittag recht unsanft aus dem Schlaf gerissen: Vorwärts/Wacker Billstedt war zu Gast und wohl selten ging es so lautstark auf dem Jonny-Rehbein-Platz zu, worüber sich nach dem Spiel auch USC-Coach Frank Hüllmann etwas verwundert zeigte. Fast jede Aktion, jedes Foul, jede Unterbrechung wurde von Spielern beider (!) Mannschaften lautstark kommentiert, doch einer toppte sie alle: Gäste-Trainer Alexander Schäfke. Erregt, wie das berühmte HB-Männchen, echauffierte sich Schäfke besonders in der ersten Halbzeit über fast jede Entscheidung des Schiedsrichters, wobei dieser mit seinen frühen Gelben Karten lediglich die Hektik aus dem Spiel nehmen wollte, was ihm übrigens auch gut gelang. Schäfkes Stimme jedenfalls ist mit einer erstaunlichen Dezibel-Anzahl ausgestattet, das wird man nun auch im Stadtpark bestätigen können.
Ähnlich forsch ging der Aufsteiger auch auf dem Platz zur Sache: Mutig mit drei Spitzen beherrschte der Gast die erste Halbzeit, ohne dabei allerdings den wieder genesenen Frank Dröge im USC-Tor ernsthaft in Gefahr bringen zu können. Der sehr auffällige Oswaldo Carrion Gaona aus Peru sorgte über die rechte Seite immer wieder für Wirbel, so auch in der 27. Minute, als er erst sehr elegant Sven Francke überlupfte und dann auf das Tor zustürmte und erst in letzter Sekunde vom mit nach hinten geeilten Baris Sülün (fair) abgegrätscht wurde. Auch Paloma hatte seine (eine) Chance: Philipp Richter kam nach einer Ecke aus gut 18 Metern frei zum Schuss, der wohl auch seinen Weg ins Ziel gefunden hätte, aber auch hier war ein Stürmer in der Abwehr helfend zur Stelle: Matthias Juckel hielt seinen Schädel in den strammen Schuss und verhinderte Schlimmeres (39.).
Zu Beginn der zweiten Halbzeit nahm sich Wacker eine kleine Auszeit und Paloma war sofort zur Stelle. Dirk Savelsberg setzte sich auf der rechten Seite schön durch und passte nach innen, Alexander Bogunovic säbelte über den Ball und der hinter ihm lauernde Sülün erzielte aus der Drehung die etwas überraschende Führung (55.). Doch die Moral der Billstedter stimmte, sofort wurden Gegenmaßnahmen ergriffen: Carrion Gaona scheiterte mit einem gefühlvollen Freistoß an Dröge (58.), dann unterlief Oliver Engl ein haarsträubender Abspielfehler in die Beine des eben genannten Peruaners, der erstklassig auf Erhan Gerdan weiterleitete und die Wacker-Fans machten sich bereits fertig zum Jubeln, aber Gerdan verzog aus fünf Metern kläglich (67.). Doch nur vier Minuten später war es dann soweit: Nach einer Ecke war erst Dröge zu zögerlich und dann bekam die USC-Abwehr den Ball einfach nicht weg. Juckel sagte Danke und staubte aus vier Metern zum verdienten Ausgleich ab. Und hätte Carrion Gaona sieben Minuten vor dem Ende mit seinem fulminanten Schuss nicht nur die Latte getroffen (die wackelt bestimmt immer noch), dann hätte der erfrischend auftretende Aufsteiger sogar drei Zähler mit nach Hause nehmen können. Doch wie sagt schon ein alter Kinderreim: „Hätte-hätte-Fahrradkette“. Und so fand Hüllmann das Ergebnis am Ende auch gerecht, „weil jede Mannschaft nur ein Tor geschossen hat“. Dieser Logik kann sich auch der Autor dieser Zeilen nicht entziehen.
Stimmen:
Alexander Schäfke (Trainer SC Vorwärts/Wacker Billstedt): Ich bin ein bisschen unzufrieden mit dem Ergebnis. Vor dem Spiel hatte ich ein paar Bedenken: Paloma unbequemer Gegner, Uhrzeit, Grandplatz...aber die erste Halbzeit haben wir sehr ordentlich gespielt. Nach der Pause hatten wir zehn schlechte Minuten, ein Fehler, ein Tor. Aufgrund des Spielverlaufs hätten wir hier auch gewinnen können. Gerdan semmelt den Ball aus fünf Metern zehn Meter daneben, da muss wohl ein Grandkorn im Weg gewesen sein und kurz vor Schluss Carrion Gaona an die Latte....von daher bin ich ein wenig unglücklich, dass es nur zu einem 1:1 gereicht hat.
Frank Hüllmann (Trainer USC Paloma): Das 1:1 geht schon deshalb in Ordnung, weil jede Mannschaft nur ein Tor geschossen hat. Die erste Halbzeit war sehr unruhig, soviel Gebrülle und Geschreie kennen wir hier nicht, das war sehr ungewöhnlich, so was habe ich schon lange nicht mehr in der Hamburg-Liga erlebt. Das Spiel war deswegen auch katastrophal in der ersten Halbzeit. Zweite Hälfte wollten wir das viel souveräner angehen, ohne soviel zu Brüllen und mehr mit Fußball spielen und das hat auch ganz gut geklappt. Beim Tor für uns hat Sülün endlich mal ein wenig „geahnt“, was passieren könnte und auf den Fehler spekuliert. Danach haben wir zu viele Ecken und Freistöße zugelassen und Billstedt wurde immer gefährlicher und am Ende haben wir etwas Schwein gehabt. Aber wir haben jetzt vier Punkte, letztes Jahr hat das ganz lange gedauert. Von daher bin ich nicht so unglücklich.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.