18.08.2008 Rückblick: Der Suche nach dem Rhythmus auf der Spur von
Rhythmus. Ein schönes Wort, gerne genutzt, um die Kenntnisse der Rechtschreibung zu prüfen. Wer das zweifache „h“ erwähnt und auch das „y“ nicht vergisst, hinterlässt einen fast intellektuellen Eindruck. Der Begriff drückt aus, dass eine regelmäßige Abfolge von Mustern vorherrscht. Dies wird gerne dann von Trainern benutzt, wenn der Saisonbeginn ansteht. „Wir müssen unseren Rhythmus finden.“ So heißt es vor der Saison. Nach einem kleineren oder größeren Fehlstart wird auch gerne gesagt, dass „wir den Rhythmus noch nicht gefunden haben.“ Es folgt meistens der Zusatz, dass „die Automatismen noch nicht greifen.“ Diese Sätze werden vor allem von den sportlichen Leitern genutzt, die einer Mannschaft vorstehen, die im oberen Drittel des Tableaus erwartet wird. Und gerade deswegen freuen sich die Underdogs der Ligen in den ersten Spieltagen auf die Auseinandersetzungen mit den angeblich Großen der Zunft. Das Motto lautet: Zu Anfang haben wir noch eine Chance. Später gibt es auf die Nuss. Wann dieses „später“ eintritt, nach sechs oder siebzehn Spieltagen, ist wissenschaftlich noch nicht lokalisiert worden. Und müssen Abstiegskandidaten nicht auch ihren Rhythmus finden? Oder haben die ihn schon per se in der Vorbereitung bei den zahllosen Vorbereitungsspielen im Gepäck verstaut? Und wenn es so unmöglich scheint, gegen den Favoriten am 23. Spieltag anzutreten, warum spart man sich nicht die Mühe? Und warum gewann dann GW Harburg kurz vor dem Abpfiff der letzten Saison gegen Meiendorf (5:4! Sorry liebe Meiendorfer, es wirkt immer noch so unglaublich irreal!)? Ja, ja, werden jetzt die Verfechter der Rhythmus-Theorie entgegnen, Neuzugänge müssen integriert, neue Spielsysteme einstudiert werden, und, und, und. Aber auch das gilt für die Minderbemittelten der Liga genauso.
Den Aufhänger für diese Zeilen lieferte Lurups Trainer Oliver Dittberner relativ ungewollt, als er nach der Frage, warum das Offensivspiel gegen Victoria so unglaublich spärlich ausfiel, unter anderem damit antwortete, dass die Saison ja noch relativ jung sei. Wäre nachgebohrt wurden, das Wort Rhythmus wäre bestimmt gefallen. Frühe Spieltage schließen gute Leistungen jedoch nicht aus. An diesem Wochenende waren schon deutlichere Tendenzen zu erkennen. Insbesondere Curslack-Neuengamme befindet sich mal wieder in ausgezeichneter Frühform. 5:2 bei Condor und eine Woche später wird das nächste Hamburger Urgestein in seine Bestandteile zerlegt. Zwar nicht über die gesamte Spielzeit, aber doch reichten die zweiten 45 Minuten aus, um aus einem 0:1 gegen Barmbek noch ein atemberaubendes 5:1 zu kreieren. Die Grundschulmathematik hilft dem Betrachter relativ schnell, damit die Torausbeute auf zehn fixiert wird. Ein starker Wert für gerade mal zwei Spieltage! Die Curslacker stellen die einzige Mannschaft dar, die bisher zweimal gewonnen hat und noch im Oddset-Pokal vertreten ist. Zwar kann Bergedorf ebenfalls noch auf die gleiche Anzahl von Punkten kommen, aber da war irgendetwas in Aumühle! Lag wahrscheinlich am Rhythmus!
Egal, die Wiedergutmachung gelang den „Elstern“ im ersten Ornithologie-Duell (noch so ein Wort, bei dem man im Buchstabier-Wettbewerb scheitern kann. Die Jungs aus dem Bereich der Vogelkunde sollten es aber können!) der Saison gegen die „Raubvögel“. Mit einem sehr, sehr frühen Doppelpack war das Vogelfutter schnell gegessen und Condor muss sich schon wieder mit einem Fehlstart anfreunden. Acht Gegentore, null Punkte, na dann mal herzlichen Glückwunsch! Die anderen Piepmätze der Oberliga kamen gegen den Aufsteiger aus Billstedt nicht über eine Punkteteilung hinweg. Die „Tauben“ von Paloma führten zwar, aber Vorwärts-Wacker zeigte schon zum zweiten Mal, dass sie sich in der Liga wohlfühlen. Davon ist der andere Aufsteiger aus Egenbüttel noch ein wenig entfernt. Es war alles hergerichtet. 1500. Punktspiel der Vereinsgeschichte, die Heimpremiere in der Saison stand auf dem Plan und Uetersens Trainer Peter Ehlers musste seine Wettschulden einlösen und als Stadionsprecher fungieren. Dass Uetersen auf Egenbüttel am Mittwoch im Pokal trifft, soll nicht unerwähnt bleiben. Also der Tisch war gedeckt, die Gäste geladen, doch die erinnerten sich an die Vorwoche. Da feierte Halstenbek den Einstand seines Trainers Selcuk Turan und auch da waren die Gäste von Paloma eingeladen, um mit ihnen lustige Sachen zu treiben. Am Ende lachten nur der USC. Das fanden die Leute von HR gar nicht lustig und sagten sich, dann machen wir auch Egenbüttels Party kaputt. Gesagt, getan, Müller, Marquardt und Rohparwar versauten den SCE-Einstand mit ihren drei Treffern, was zu der Aussage von Egenbüttels Trainer Ralf Palapies führte, dass „wir noch in den nächsten Wochen viel lernen werden.“ Der Oberliga-Rhythmus scheint dort noch nicht gesichtet worden zu sein.
Eine bärenstarke Vorstellung legte Meiendorf hin, welches seinen Schabernack mit Voran Ohe trieb. Die waren mit den vier Gegentoren noch gut bedient und durften sehr schnell erfahren, dass es trotz eines 2:0 zum Auftakt gegen Concordia noch wesentlich schwerer in der zweiten Saison werden kann. Dieses gerade aufgeführte Concordia legte einen beachtlichen Fehlstart hin. Neuzugang und „enfant terrible“ der letzten Jahre Berkan Algan sorgte zwar für eine beinahe beruhigende 2:0-Führung gegen Buchholz, doch am Ende trafen Siemes und in der Nachspielzeit Tuncay per Elfmeter für die 08er. So mancher führte es auf die Schiedsrichterleistung zurück, andere suchten die Schuld bei sich selber. „Wir haben uns einfach zu doof angestellt“, lässt sich Algan zitieren. Eine Spitzenmannschaft darf einem eventuell schwachen Schiedsrichter keine Möglichkeit geben, durch eine angebliche Fehlentscheidung dem Spiel eine Wende geben zu können. Ein böses Wiedersehen gab es für den VfL 93. Trainer Daniel Sager sagte noch vor ein paar Tagen, dass es überhaupt gar keine Probleme zwischen den Borgweglern und dem Ex-93-Stürmer Pedroso-Bussu gäbe. So soll es auch sein, aber wie viele Tore hätte der DPB-Express erst geschossen, wenn sich die beiden Parteien im Schlechten getrennt hätten? So waren es nur drei bei einem 7:1-Sieg, der erahnen lässt, in welche Richtungen es für die Zweite des FC St. Pauli und die Jungs von Trainer Sager gehen wird.
Zum Schluss kommen wir zu zwei Mannschaften, die augenscheinlich noch nicht ihren Rhythmus gefunden haben. Meister SC Victoria verlor unglücklich und auch ein wenig unverdient beim SV Lurup mit 0:1. Aber hätte, hätte, Fahrradkette. Es nutzte nichts, die aktivere Mannschaft gewesen zu sein, mehr Ballbesitz gehabt zu haben oder sich zumindest ein paar Chancen herausgespielt zu haben. Die Optik sprach in einem schwachen Spiel für Victoria, das Ergebnis jedoch für Lurup. Und last but not least soll noch ein Beispiel dafür herhalten, dass es zu Anfang vielleicht doch für die Kleinen einfacher ist, Punkte oder sogar Siege bei den Großen zu entführen. Niendorf siegte in Norderstedt mit 3:1. Die Eintracht wird sich im Februar in Niendorf revanchieren dürfen. Wird aber schwer. Es ist der erste Spieltag nach der Winterpause. Der Rhythmus, sie wissen schon!
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