25.08.2008 Rückblick: Schublade auf, Schublade zu von
Die Saison ist nun knappe drei Spieltage alt und die Frage nach dem Rauskommen aus den Startlöchern kann in Ansätzen kurz vor der „englischen“ Woche beantwortet werden. Und da wir Deutschen angeblich gerne in Schubladen denken, werden die Vereine in eben diese eingeordnet. Da wäre die…
Schublade: "Same procedure as every year"
„Wir kämpfen um den Klassenerhalt!“ So hieß es am 13. August des letzten Jahres. Vier Spieltage und vier Siege waren vorbei und Curslacks Trainer Torsten Henke hatte nichts Besseres zu tun, als über den Abstiegskampf zu reden. Recht sollte er behalten, denn Curslack stürzte in den kommenden Wochen ab, musste lange in der Rückrunde um den Verbleib zittern. „Wir wissen das richtig einzuschätzen und schielen nicht nach Höherem“, lässt sich Henke ein gutes Jahr später zitieren. Der Mann hält nichts vom Träumen. Diese Rubrik schon: Drei Siege, fünfzehn Tore und mit Christian Spill (6) und Nils Pichinot (5) die beiden besten Torjäger, das sind beeindruckende Zahlen. Wenn man das hochrechnet wird Curslack mit 102 Punkten und einem Torverhältnis von 170-40 Meister, Spill holt sich mit 68 Buden die Krone. Da kann Pichinot mit circa 54 Treffern nicht mithalten.
Schublade „Oben schon mal festgesetzt“
Die Favoriten St. Pauli II und Bergedorf zeigten in den ersten Wochen vernünftige bis sehr gute Leistungen. Die St. Paulianer gewannen bei bisher starken Niendorfern mit 2:0, Hinzmann und Pedroso-Bussu trafen. Bergedorf dominierte in Barmbek und siegte hochverdient mit 3:1. Auch die leichte Unruhe durch den plötzlichen Weggang von Dennis Theißen konnte die „Elstern“ nicht aufhalten. Die Darbietung im ersten Durchgang war eines Titelanwärters würdig. Auch der SV Lurup findet sich schnell in der neuen Liga zurecht. Das Anfangsprogramm mit Meiendorf, Victoria und Voran Ohe war schwierig genug. Da kann man ganz schnell mit nur einem oder zwei Zählern auf den hinteren Bänken im Bus Platz nehmen. Doch Lurup holte ein verdientes Unentschieden beim MSV, besiegte mit einem Egal-wie-1:0 den Meister und gewann auch noch in Reinbek, und das nach Rückstand.
Schublade „Recht ordentlich oder auch zufriedenstellend genannt“
Die Norderstedter ließen in der letzten Saison gerade zu Beginn viel zu viele Punkte liegen, sodass ihr furioser Endspurt, zehn Siege in elf Spielen, kaum noch relevant war. Ganz ähnlich schien es diese Spielzeit auch wieder loszugehen. Das 1:0 beim VfL 93 gelang erst in den Schlussminuten, gegen Niendorf blamierte sich die Eintracht beim 1:3 vor heimischem Publikum ein wenig. Beim Meister Victoria sah es lange Zeit nicht nach einem Erfolgserlebnis aus, da die Victorianer dem ersten Tor um Einiges näher waren. Aber Glück und gute Defensivarbeit ebneten den Weg zum 1:0-Erfolg.
Schublade „Erfreulich oder besser geht es ja beinahe gar nicht“
Die Buchholzer werden schon ein wenig komisch aus der Wäsche geschaut haben, als der Spielplan herauskam. Bergedorf und Meiendorf zu Hause, dazwischen ein Auftritt beim SC Concordia. Jammern ist aber nicht und so holten die Niedersachsen nach der Verlegung der Bergedorf-Partie im Marienthal ein glückliches Pünktchen und nun besiegte das Titze-Team den Vize-Champion aus Meiendorf mit 2:0. Taktische Disziplin und der Mut zum Angriffsspiel wurde vom Buchholzer Trainer Thomas Titze gelobt. Kommt einem irgendwie aus dem letzten Jahr bekannt vor. Auswärtsreisen in die Nordheide sind also weiterhin mit Vorsicht zu genießen. Einen bisher guten Eindruck hinterließ Aufsteiger Vorwärts-Wacker Billstedt, welches im Duell der Aufsteiger den SC Egenbüttel in seine Schranken verwies. Fünf Punkte und noch keine Niederlage können sich durchaus sehen lassen.
Schublade „Das hätte auch besser laufen können“
Letzte Woche war es Meiendorfs Trainer Lutz Göttling gewesen, der die Meisterschaft als Ziel zu verkündete. Man darf es niemanden übel nehmen, Meister werden wollen, wenn er im Vorjahr Zweiter geworden ist. Doch solche Worte und Sätze werden natürlich dann aus der Schublade (!) geholt, wenn verloren wurde. Meiendorf musste nicht nur das verdiente 0:2 in Buchholz hinnehmen, sondern flog unter der Woche sogar auf eigenem Grund und Boden noch aus dem Pokal. Zumindest hieß das Altenwerder dieses Mal Barmbek-Uhlenhorst und spielt in der gleichen Klasse, was das Ausscheiden dennoch nicht schöner macht. Mit vier Punkten aus drei Spielen steht der MSV in der Liga ebenfalls nicht überragend da. Das Gleiche kann man, muss man aber nicht, für Voran Ohe gelten lassen, wobei die Reinbeker drei statt vier Zähler einheimsten. Auch hier darf das schwere Anfangsprogramm durchaus als Motiv für zwei Niederlagen (in Meiendorf, gegen Lurup) herhalten. Die herausragende Hinrunde 07/08 wird wohl keine Fortsetzung finden.
Schublade „Am Abgrund zum Fehlstart“
So richtig will die Saison für den Titelverteidiger von der Hoheluft noch nicht losgehen. Immerhin kamen gegen Norderstedt zur Premiere der umgebauten Heimstätte fast 500 Zuschauer, nicht schlecht. Nur die Punkte werden nicht mehr. In Niendorf fehlten schon fast zu viele Prozente zur Höchstform, in Lurup unterlag man unglücklich und auch gegen Norderstedt setzte es die erste Heimpleite in der Liga seit über fünfzehn Monaten. Im Mai 2007 entführte Concordia beim 0:1 (Tor durch Sven Reymann) drei Punkte. Der Reymann Norderstedts heißt Sascha Kremer und markierte den Siegtreffer Mitte der zweiten Halbzeit. Victoria muss schnell zur alten Leistungsstärke finden, ansonsten fährt der Meisterzug ohne den amtierenden Meister los. Vorne im Sturm gab es ein Wechselspielchen. Antonio Ude versucht sein Glück in Elmshorn. Schon bei der Niederlage in Lurup wunderten sich die SCV-Verantwortlichen, warum Ude nicht zuschaute. Jetzt wissen sie es. Dafür hat sich Sezgin Akgül zurückgemeldet. Sein Gastspiel bei Vestel Manisaspor war wohl nicht so erfolgreich.
Schublade „Man konnte damit rechnen“
Dass Niendorf, Paloma und der VfL 93 nicht Meister werden oder zumindest Curslack heißen und somit immer wie ein HB-Männchen aus der Sommerpause kommen, war jedem klar. Insofern liegt bei allen Vereinen kein Fehlstart vor. Auch wenn Paloma am Freitag doch schon sehr deftig unter die Räder kam. Das 0:5 beim VfL 93 war in dieser Höhe sicherlich nicht eingeplant. Niendorf holte zwar in Norderstedt einen Sieg, aber daheim gab es gegen St. Pauli II die zweite Heimpleite der Saison. Wahrlich kein Beinbruch, die nötigen Punkte müssen woanders her. Der VfL 93 rehabilitierte sich für das 1:7-Desaster gegen St. Pauli II und führte gegen die Palomaten schon nach vier Minuten mit 2:0. Wo die Reise für BU hingehen wird, ist noch nicht richtig abzusehen. Ein wenig wechselhaft präsentierte sich die Martens-Elf im bisherigen Verlauf. Ein Pflichtsieg gegen Egenbüttel, eine vernünftige Halbzeit in Curslack, gefolgt vom Untergang in Curslack, die kleine Sensation in Meiendorf, der klare Leistungsunterschied im ersten Durchgang gegen Bergedorf um mit einer kämpferische zufriedenstellenden Halbzeit ein Debakel gegen die 85er zu verhindern. Eine Fieberkurve wie eine Sinuskurve, immer schön auf und ab.
Schublade „Guten Tag, Fehlstart mein Name“
Ist natürlich irgendwie gemein. Für die Absage am Sonntag konnten die Condoraner und die Concorden nichts, aber die magere Punkteausbeute aus den Spielen davor verantwortet diese Schubladisierung. Peinlich wurde es am Wochenende für Halstenbek-Rellingen. Beim 1:5 gegen Curslack brachen viele Dämme. Die zweite heftige Heimklatsche sollte die Alarmglocken durch schnellstens zum Bimmeln bringen, zumal Torjäger Martin Protzek das Weite suchte. Denn Curslack und Paloma sind normalerweise Mittelmaß in der Liga und genau die Art von Gegner, die man schlagen sollte, wenn der Abstieg vermieden werden sollte. Der Fehlstart kann noch ganz andere Konturen annehmen, die nächsten beiden Gegner heißen St. Pauli II und Bergedorf, jeweils auswärts. In Egenbüttel wird nach einer gewissen Aufstiegseuphorie gesucht. Nach drei Niederlagen gegen BU, HR und SCVWB ist diese wohl schon wieder abgereist oder gar nicht erst richtig angekommen.
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