Eigentlich sollte dieses Spiel für den Meister ein Selbstgänger sein. Doch die gelb-blaue Niederlage am vergangenen Freitag gegen die Norderstedter Eintracht und der gleichzeitige klare 5:0 Erfolg der Borwegler gegen die Barmbeker Palomaten ließen denn doch einige Zweifel aufkommen, ob die Sager-Elf wirklich so chancenlos sein würde,
Diese Zweifel werden dann auch bestärkt, als die nachträgliche Neuerwerbung der 93er aus dem Osten unserer Republik, Kevin Franz, gleich in der Anfangsminute einen Distanzschuss abgibt, der nur um Haaresbreite sein Ziel verfehlt. Danach sind es aber die Platzherren, die das Spielgeschehen weitgehend in die Gästehälfte verlegen. Doch wie schon zuletzt gegen die Garstedter erweisen sich die Hohelufter – zunächst noch ohne den arbeitstechnisch verhinderten Stephan Rahn und auch ohne den auswärts weilenden Roger Stilz - als ausgesprochen zielunsicher. Insbesondere Stephan Westbrock stellt erneut unter Beweis, dass er, obwohl gelernter Stürmer, im Angriff irgendwie fehl am Platze zu sein scheint. Doch eine überraschende Aktion von Jan Melich sorgt bereits nach zehn Minuten für den Führungstreffer. Wohlüberlegt schlenzt er das Leder über den zu weit vor seinem Tor postierten Zakaria Chergui unter die Latte. Danach beginnt ein Nieselregen das an einigen Stellen schon gar nicht mehr – wie noch vor einer Woche – so grünende Grün rutschig zu machen. Aytac Ermann, Sezgin Akgül, Timo Möbius und immer wieder Westbrock schaffen es nicht, das Ziel zu treffen oder an Chergui vorbeizukommen, obwohl mittlerweile die 93er einer Defensivkraft verlustig gegangen sind. Erst das 2:0 durch Erman nach einem langen Pass von Jan Melich ist geeignet, das Unbehagen von Coach Bert Ehm zunächst ein wenig abklingen zu lassen.
Auch den zweiten Spielabschnitt eröffnen die Stadtpark-Insassen mit einem gefährlichen Knaller aus größerer Entfernung und verstecken sich nicht, scheitern jedoch danach beim Versuch, die Heimwehr vor größere Probleme zu stellen. So überlassen die zehn Aufrechten ihrem Gastgeber genügend freien Raum zu eigenen Aggressionshandlungen. Folglich kann der Spezialist für ruhende Bälle und zwischenzeitig eingewechselte Rahn, mit zwei Eckstößen, einmal von links, dann von rechts, Akgül bedienen und ihn die Kugel über die Linie dreschen lassen. Und schließlich gelingt dem Remigranten gar noch der Hattrick zum Endstand von 5:0, für den er sich wiederum bei "Rahner" und dessen Anspiel bedanken kann.
5:0 gewonnen, 0:5 verloren. Alles gleicht sich aus im Leben, können sich "Dommi und Danny" trösten. Was ein solches Ergebnis aber für Vicky wirklich wert ist, muss sich am kommenden Sonntag, 15:00 Uhr, an der Waidmannstraße gegen Pauli II erweisen.
Stimmen:
Daniel Sager (VfL 93): Wer unser Spiel am vergangenen Freitag gesehen hat und das von heute, muss sich in zwei verschiedenen Welten gefühlt haben, auch wenn es verschiedene Gegner gewesen sind. Wie das Ergebnis zustande kommt, ist mir ein Rätsel. Obwohl es ja eine ganz junge Truppe ist, kann ich mir diesen Leistungsabfall nicht erklären. Glückwunsch an Vicky, verdient gewonnen, für uns eine Nummer zu kurz.
Bert Ehm (Trainer SC Victoria): Nach den beiden unglücklichen 0:1-Niederlagen wollten wir richtig Gas geben. Aber wieder haben wir in der ersten Halbzeit viele Torchancen verdonnert. Ein ganz unglücklicher Tag für Stefan Westbrock, der viel zu viel Ballverluste hatte, ein guter Tag hingegen für den kleinen Aytac Erman, der 70 Minuten zeigen konnte, was er drauf hat. In der zweiten Halbzeit war ich mit meiner Mannschaft überhaupt nicht mehr zufrieden. Wir haben gefühlte 71 Fehlpässe gespielt, klein, klein und Bälle weg, und hätten zwar nicht unbedingt mehr Tore zu schießen brauchen, aber einfach schöner Fußball spielen und uns wieder Selbstvertrauen holen können. Das ist uns nicht gelungen. Die Tore sind mehr reingekullert, und Stephan Rahn hat nicht begriffen, dass er im Mittelfeld spielen soll. Er ist einfach vorne stehen geblieben. Das ist zwar heute trotzdem gut gegangen, aber gegen Gegner, die mit uns auf einer Höhe sind, kann das ins Auge gehen. Wir müssen also folglich noch viel an unserer Spielweise arbeiten. Mit Sankt Pauli haben wir natürlich eine Knackaufgabe vor der Brust, und die wollen wir dann auch mit weniger Fehlpässen angehen. Das hoffe ich jedenfalls.
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