„Also wenn es hier heute nach den Torchancen gegangen wäre, dann hätte Norderstedt das Spiel gewinnen müssen“, wusste Lurups Coach Oliver Dittberner nach dem Abpfiff ganz genau, wie viel Glück – aber auch Geschick – seine Elf beim 3:2-Sieg gegen die Eintracht hatte. Den Großteil des Glücks benötigte seine Mannschaft bereits vor der Pause, denn seine Elf fand quasi die gesamten ersten 45 Minuten kein Mittel gegen die ballsicheren und kombinationsstarken Gäste. „Da waren wir viel zu weit von den Leuten weg und haben einfach viel zu viel zugelassen“, zeigte Lurups Übungsleiter die Knackpunkte auf der Pressekonferenz völlig korrekt auf.
Aber nicht nur Glück stand dem SVL zur Seite. Keeper Marcel Kindler musste spätestens nach 29 Minuten sein ganzes Können aufbieten, um einen Kopfball von Dennis Gersdorf in Weltklasse-Manier unschädlich zu machen. Zuvor waren bereits Mustafa Hadid (10.), Mahmut Yilmaz (12.) und Sascha Kremer (19.) entweder am bärenstarken Luruper Torhüter oder aber am eigenen Unvermögen – aussichtsreich postiert – gescheitert. So kam es, wie es oft kommt, wenn zu viele Chancen nicht verwertet werden: Quasi wie aus heiterem Himmel nutzten die Hausherren ihre erste Standardsituation (und damit auch Torchance), als Jurek Rohrberg einen Freistoß von Kasper von Wensierski zur absolut unverdienten Pausenführung (38.) einköpfte. „Genau so ene Szene haben wir vorab an der Taktiktafel besprochen. Ich zeige Ihnen das gern noch in der Kabine“, machte Eintracht Coach Marco Krausz auf der Presskonferenz deutlich, dass er mit dem Abwehrverhalten und der Zuordnung bei dem Treffer überhaupt nicht einverstanden war.
Und es hätte noch dicker kommen können, denn kurz vor dem Halbzeitpfiff traf Norderstedts Mahmut Yilmaz seinen Gegenspieler Marten Pfahl, der sich eminent kampfstark präsentierte, bei einem Laufduell mit dem Ellenborgen so unglücklich am Kehlkopf, dass dieser einige Zeit benötigte, um wieder frei atmen zu können. Da sich die Szenerie abseits des eigentlichen Geschehens abspielte, hatten sowohl der Referee als auch seine Assistenten nichts von dieser durchaus als „Tätlichkeit“ wertbaren Aktion mitbekommen.
Und obgleich Norderstedt mit elf Akteuren weiter spielen konnte, ließ das Leistungsvermögen in der Folge deutlich nach. Das lag zum einen natürlich am frühen und sicherlich frustrierenden 2:0 durch Pfahl (47.) und zum anderen daran, dass die Ballsicherheit und das Kombinationsspiel vom SV Lurup nun deutlich eingeschränkt wurden. Die Hausherren standen deutlich kompakter und brachten sich lediglich immer wieder mal durch einfache Abspielfehler im Spielaufbau selbst in Gefahr. Als Sascha Kremer nach einem solchen Fehler von Matthias Ribeau für das 2:1-Anschlusstor (60.) sorgte, keimte sogar noch einmal Hoffnung beim Norderstedter Anhang auf, doch fünf Minuten später wurde diese, mit dem vierten Saisontor von Kasper von Wensierski, bereits wieder im Keim erstickt. Sehenswert war bei diesem „Tor des Monats“ vor allem die Klasse-Linksflanke des eingewechselten erst 17jährigen Milos Vukicevic, die Lurups Goalgetter eiskalt und abgeklärt per Kopf verwertete. Weitere fünf Minuten später war es dann Eintracht Keeper Sven Barth, der ein weiteres Wensierski-Tor per Prachtparade verhinderte.
Marco Krausz gab sich aber noch nicht geschlagen und wäre nach taktischer Umstellung von Vierer- auf Dreierabwehrkette fast noch mit einem Punkt belohnt worden, denn nach dem erneuten Anschluss durch Mustafa Haddid (88.) hätte Mahmut Yilmaz in der Nachspielzeit eigentlich noch den Ausgleich erzielen müssen. Aber auch das leere Tor, dem überragenden Marcel Kindler im Luruper Tor hatte er bereits das Nachsehen gegeben, traf der sonst so abgezockt auftretende Yilmaz an diesem Nachmittag nicht. Oliver Leinroth konnte seinen Schuss mit letzter Müh von der Torlinie „kratzen“. Entschuldigend sei angemerkt, dass Yilmaz die letzten Minuten verletzt auf dem Platz stand, weil das Wechselkontingent der Eintracht bereits erschöpft war.
„Wir haben in der zweiten Hälfte deutlich besser gestanden und viel ruhiger im Spielaufbau agiert. Trotzdem müssen wir nach dem 3:1 noch mehr Ruhe einbringen, sonst geht so was zukünftig auch mal schief“, zog SVL-Trainer Dittberner gewohnt sachlich Bilanz, wohlwissend, dass ihm mit dem urlaubenden Jean-Piere Carallo und dem Langzeitverletzten Manuel Kaladic (Kreuzbandriss) Spieler fehlten und fehlen, die genau das Profil mitbringen, um solche Spiele sicherer nach Hause zu fahren!
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