Pinneberg: Barth – Kebbe, Lust, Müller – Hermberg, Tepsic (ab 58. Gregori), Arifi, Krause, Schwoy – Bankowski, Rückert Meiendorf: Böhmer – Lüttkenhaus, Roschlaub, Mau – Krohn, Berwecke, Kramer (ab 46. Breutel), Meyer (ab 76. Chau), Lund – Smith, Galloway Beste Spieler: Barth – Berwecke, Smith Tore: 0:1 Roschlaub (41.), 0:2 Galloway (69.), 0:3 Smith (75.) Schiedsrichter: Petersen (Germania Breklum) Zuschauer: 200
Bernd Wehmeyer dürfte seine Freude gehabt haben. Als Gast im Pinneberger Stadion I wurde der Teammanager des Hamburger SV nämlich Zeuge einer beeindruckenden Vorstellung des Meiendorfer SV. In der Hauptrolle: Ausgerechnet ein ehemaliger HSVer, nämlich David Berwecke, einst in der Jugend und im Amateurteam der Rothosen am Ball. Insbesondere dem nur 1,65m kleinen Mittelfeldrenner war es zu verdanken, dass die Gäste nach der Torflut gegen Husum am vergangenen Wochenende erneut stark aufspielten und folgerichtig die drei zu vergebenen Zähler aus der Kreisstadt entführten. Ob Wehmeyer seine Beobachtungen und die überzeugende Leistung des 21-jährigen Berwecke wohl Amateur-Trainer Thomas Doll mitteilen wird? Dass die Vorstellung manches Meiendorfers höheren Ansprüchen genügte, stand außer Frage.
Zunächst allerdings hatte der MSV das nötige Glück, nicht bereits nach drei absolvierten Minuten in Rückstand zu geraten. Beide Teams ließen sich nicht lange bitten, sondern eröffneten die Partie mit jeweils einem hallenden Paukenschlag. VfL-Angreifer Robert Bankowski traf die Unterkante der Latte, der Ball tropfte jedoch ins Feld zurück und zwar eindeutig vor der Torlinie. Im direkten Gegenzug tauchte Stefan Kramer urplötzlich mutterseelenallein vor dem Pinneberg Kasten auf, zog direkt ab, musste letztlich aber die reaktionsschnelle Parade von Keeper Sven Barth, der die Kugel zur Ecke entschärfte, akzeptieren. Ein verheißungsvoller Auftakt einer Begegnung, in der anschließend fast ausschließlich der Gast die Vorschusslorbeeren der Anfangsminuten rechtfertigte. Körperlich und geistig zumeist mindestens einen Schritt schneller als die Hausherren und im gesamten Bewegungsablauf eindeutig ausgereifter und flexibler übernahm die Stolina-Elf die Initiative. Der VfL hingegen wirkte gehemmt, aus dem Mittelfeld fehlten Unterstützung und Zuarbeit für die Sturmspitzen Bankowski und Rückert. Ganz anders auf der Gegenseite. Die Offensivkräfte Terry Galloway und vor allem sein pfeilschneller Nebenmann Olufemi Smith entfachten gehörigen Wirbel im diesmal nicht sattelfesten Pinneberger Abwehrverbund und schufen somit optimale Voraussetzungen für das Entstehen hochklassiger Chancen.
Erneut Kramer mit einem Schuss von der Strafraumgrenze (18.) und Smith nach erstklassiger Vorlage Berweckes, dessen Sololauf zuvor keiner der fünf zu Statisten degradierten Pinneberger stoppen konnte (36.), ließen die aussichtsreichsten Gelegenheiten ungenutzt. Die Hausherren durften sich beim mehrfach hervorragend abwehrenden Schlussmann Sven Barth bedanken. Dessen beherztes Eingreifen gepaart mit Meiendorfer Fahrlässigkeit hielt die Platzherren zumindest vom Ergebnis her auf Augenhöhe. Dennoch, ein Pinneberger Treffer war zwar zwischenzeitlich nach Bankowskis Kopfstoß (37.) möglich, wäre aber trotz verstärkter Bemühungen des VfL zum Ende der ersten Hälfte unverdient gewesen. Zumal der MSV just in der kleinen VfL-Drangperiode zuschlug und nach feiner Einzelleistung des Verteidigers Nils Roschlaub die 1:0-Führung erzielte (41.).
Unverändertes Bild nach dem Seitenwechsel. Meiendorf kontrollierte, gestattete den Gastgebern zwar größere Spielanteile, ohne allerdings das Heft aus der Hand zu verlieren. Im Gegenteil: Zu jedem Zeitpunkt hatte man das Gefühl der gelb-schwarzen Überlegenheit, Frank Stolinas Team schien mitunter lediglich einen Gang zurück geschaltet zu haben und sich gänzlich auf eine ökonomische Verfahrensweise beschränkt zu haben. Wiederum aber blieb die endgültige Entscheidung zunächst aus, erst in der 69. Minute untermauerte Galloways 2:0 das, was ohnehin schon längst alle ahnten: Und zwar, dass der Gast gewinnen würde, wenn nichts unvorhersehbares mehr geschehen sollte. Vergessen war eine weitere hundertprozentige und wiederum vergebene Möglichkeit des Meiendorfer Angreifers aus der 50. Spielminute.
Pinnebergs Defensive befand sich spätestens jetzt in Auflösung begriffen, ermöglichte nicht zuletzt durch individuelle Patzer weitere simple Vorstöße der Gäste. Bester Beleg: Das 3:0 des starken Olufemi Smith, von Norman Lund in Szene gesetzt, der wiederum von einer Nachlässigkeit Benjamin Hermbergs profitierte. Insgesamt also ein deutlicher und überlegener Meiendorfer Sieg. Schon erstaunlich, welche positive Wendung das Auftreten der MSV-Akteure nach dem durchaus durchwachsenen Saisonbeginn mittlerweile genommen hat. Das Pinneberger Stadion I hingegen scheint mittlerweile den Nimbus der uneinnehmbaren Festung erst einmal los zu sein.
Stimmen:
Frank Stolina (Trainer Meiendorfer SV): Ich denke, dass wir verdient gewonnen haben. Für uns war wichtig, dass wir den Anschluss nach oben behalten. Wir hatten gute Möglichkeiten, hätten frühzeitig das Spiel entscheiden können. Wir hatten etwas mehr Spielwitz, waren etwas spielstärker. Was das Spiel nach vorne betraf, war Pinneberg nicht so ideenvoll wie wir. Uns zeichnet im Moment aus, dass wir viele Tore schießen. Man hat heute gesehen, dass wir viele Varianten und gute Spieler in der Offensive haben, die zurzeit wirklich gut drauf sind.
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