USC Paloma: Aschmoneit – Edelmann – Silz, Hamurcu – Morgado, Stendel, Osinski, Schemmerling (46. Rodhorst) – Zapel – Avarello (58. Koch), Woike SC Sperber: Voss – Hundhausen – Keeler, Reiher – Sedeghi, Blaack, Iden, Kammerhoff, Andersch – Thamm (77. Rahbari), Bankowski Tor: 0:1 Sedeghi (56.) Schiedsrichter: Draeger (Bramfeld) Zuschauer: 210 Beste Spieler: Silz – Voss, Sedeghi Gelbe Karten: Hamurcu, Silz, Osinski - Keeler, Iden Rote Karte: Koch (70., Tätlichkeit) - Hundhausen (70., Tätlichkeit) Besonderes Vorkommnis: Sperbers Denis Aksu, in Zivil neben der Bank sitzend, wurde nach einer Handgreiflichkeit gegen Koch der Anlage verwiesen
Fußball scheint wirklich eine Kopfsache zu sein. Anders ist es nicht zu erklären, dass eine Mannschaft wie der USC Paloma, gespickt mit erfahrenen Spielern, auf eigenem Platz gegen das Schlusslicht der Tabelle, dem SC Sperber, den Kürzeren zieht. Eine in diesem Sport weitverbreitete Untugend, das Unterschätzen, hatte sich in den Köpfen der Palomaten verankert. Schon letzte Woche im Pokal gegen Hanseat (3:0) waren leichte Tendenzen zu vernehmen. Da nutzte auch das Warnen von Trainer Ewald Reil in den letzten Tagen nichts. Das Unterschätzen des Gegners kostete den Platzherrn die paar Prozentpunkte an Leistungsfähigkeit, die man eigentlich besser als der Kontrahent ist. Sofort wurde es eine ausgeglichene Veranstaltung, an deren Ende Sperber gewiss nicht unverdient die Oberhand behielt und seine starken Leistungen auswärts mal wieder bestätigte.
Der USC fand von Beginn an nicht ins Spiel und konnte kaum Druck aufbauen. Ob es daran lag, dass Trainer Ewald Reil mit Rodhorst, Schlichting und Koch die drei „Brasilianer“ auf der Bank parkte, blieb eine unbeantwortete Frage. Die drei Stammspieler waren vor gut zwei Wochen für zehn Tage außerplanmäßig nach Brasilien gereist und konnten jeweils eine gesunde Gesichtsfarbe vorweisen. Sperber konnte natürlich auch nicht spielerisch überzeugen, doch die Grundordnung und die Einstellung stimmte. So besaß man keine Probleme, die Geschichte offen zu gestalten, ohne dabei große Möglichkeiten zuzulassen oder selber zu erspielen. So mussten die 210 zahlenden Zuschauer eine trostlose erste Hälfte hinnehmen, die noch nicht mal mit Unfairness oder Hektik kokettieren konnte. Es passierte halt fast gar nichts. Nur zwei kleine Chancen ließen den Atem ansatzweise ins Stocken geraten. Nach einem Schuss von Woike landete der Nachschuss von Zapel am Außennetz (4.). Auf der Gegenseite verfehlte ein Fernschuss von Iden das Gehäuse um einen Meter (42.).
Spielerisch wurde die zweite Hälfte keinesfalls sehenswerter. Doch Sperber merkte, dass mit etwas mehr Zielstrebigkeit ein dreifacher Punktgewinn im Bereich des Möglichen lag. Gesagt, getan: Nach einer Ecke von Andersch war es der starke Sedgehi, der schneller als alle anderen schaltete und zur Führung einnetzte. Nach diesem Rückstand zeigte sich, dass Paloma trotz der letzten Erfolge noch keine Mannschaft darstellt. Ein Aufbäumen war nicht zu vernehmen. Einzelne Spieler waren eher damit beschäftigt, sich verbal miteinander anzulegen (u.a. Aschmoneit und Rodhorst). Auch scheint ein Kopf, ein sogenannter Leitwolf noch nicht ausgemacht zu sein. Zapel, der zwar nicht enttäuschte, aber auch nicht das Heft in die Hand nahm, machte zwar seinen Mund auf, doch so richtig erreichte er seine Kollegen nicht. Ein kurzer Ruck ging durch das Team, als Goalgetter Koch eingewechelt wurde. Dieser hatte auch sofort die beste Chance, aber seinen Kopfball aus kurzer Distanz konnte SCS-Schlussmann Voss mit einer Glanzparade entschärfen (66.).
Kochs Arbeitstag war allerdings wieder nach wenigen Minuten vorbei. Ausgangspunkt war sein Mannschaftskamerad Osinski, der beim Zurücklaufen in die eigene Hälfte seinen Gegenspieler Hundhausen festhielt. Sperbers Libero riss sich ungestüm los und traf Osinski im Gesicht. Dies sah Koch und rannte gute 30 Meter auf Hundhausen zu, bis er ihn umschubsen konnte. Dies veranlasste Denis Aksu, Sperbers verletzter Verteidiger, der in Zivil auf der Bank saß, ebenfalls zu einem Sprint. Wutentbrannt stürmte er auf Koch zu, schnappte sich von hinten dessen Nacken. Die Konsequenz der Vorkommnisse war ein großer Menschenauflauf, dem fast alle Spieler, Trainer und Zugehörige beiwohnten. Nach paar Momenten hatte sich die Lage entspannt und der Unparteiische Draeger schickte Hundhausen und Koch berechtigt mit der roten Karte im Gepäck in die Kabine. Aksu wurde der Anlage verwiesen. Auf seinem Weg auf die Straße wurde er jedoch nochmals Bestandteil mancher Handgreiflichkeiten mit Zuschauern. Der Einzige, der ohne Strafe davonkam, war Osinski, der Ausgangspunkt der gesamten Geschichte. Dies blieb nicht ohne Folgen, denn konsequenterweise hätte er wenige Minuten später nach einer weiteren dummen Aktion die Ampelkarte sehen müssen. So sah er nur den gelben Karton.
Sportlich ereignete sich nicht mehr viel. Zapels Lupfer war einen Tick zu hoch angesetzt (83.) und Sperber verpasste mehrmals die endgültige Entscheidung. Paloma büßte durch die erneute Heimpleite einen Platz im Classement ein, der SC gab die „Rote Laterne“ wieder an den VfL 93 ab und hegt wieder insgeheim Hoffnung, nochmals ins Mittelfeld zu rutschen.
Stimmen:
Ewald Reil (Trainer USC Paloma): Meine Mannschaft hat heute ohne Leben gespielt. Es war wahrscheinlich eine Kopfgeschichte, meine Warnungen wurden allesamt ignoriert. Wir haben überhaupt nicht über Außen agiert, wir waren einfach nur schlecht. Ich habe auf die drei „Brasilianer“ verzichtet, da sie kaum trainiert haben in den letzten Tagen. Andere Gründe gibt es nicht
Bernd Dietze (Trainer SC Sperber): Diese Saison ist wie eine Achterbahnfahrt. Wir spielen auswärts halt deutlich stärker als daheim. Wir standen in der Defensive solide und haben fast gar keine Torchancen zugelassen. Vielleicht sind wir durch den verdienten Sieg wieder im Geschäft. Bitter ist natürlich der Verlust von unserem Libero Hundhausen.
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