19.09.2008 Cordi bannt den Torfluch, doch es kommt immer schlimmer von
präsentiert die Heimspiele des VfL 93
VfL 93 – SC Concordia 2:1 (1:0)
VfL 93: Chergui – Rakocevic, Otto, Akdemir, Krohn – Franz, Akgül, Koschnik, Akyil (61. Jernane) – Lohfeldt (74. Karakas), Galica (90. Froelich) Concordia: Voß – Karimi, Drews, Clausen, Müller (46. Iwosa) – Janke, Staczek – Smereka, Algan (64. Pornhagen), Harms – Suermann (52. Asante-Sefa) Tore: 1:0 Rakocevic (28.), 2:0 Lohfeldt (46.), 2:1 Algan (49.) Besondere Vorkommnisse: Concordia musste die letzten zehn Minuten mit zehn Mann zu Ende spielen, nachdem Pascal Asante-Sefa verletzt ausschied Schiedsrichter: Henkel (VfL Lohbrügge): Er war ein ebenso sympathischer wie kompetenter Spielleiter Beste Spieler: Rakocevic – Smereka Zuschauer: 160
Die Null steht nicht mehr. Nach fast sechs torlosen Stunden erlöste Berkan Algan den SC Concordia mit seinem schönen Treffer. Doch war dies die einzige gute Nachricht, die den Gästen vom Abend blieb, denn das 1:2 am Borgweg vergrößerte die Probleme von Andreas Klobedanz, der nun mit seiner Elf auf einem Abstiegsplatz rangiert und in den folgenden Wochen auch noch auf Algan verzichten muss, der sich wohl einen Muskelfaserriss zuzog. Der 19-Jährige Pascal Asante-Sefa aus der Marienthaler Nachwuchsabteilung symbolisierte das Ungemach seines Klubs wie kein Zweiter: Sein Geburtstag, zu dem er von "Klobe" eine Halbzeit Spielpraxis "geschenkt" bekam, war nicht sein Glückstag: Auch er musste verletzt vom Feld, zu allem Überfluss war das Wechselkontingent schon erschöpft.
Erste Zweifel kommen auf, ob Concordia zum Nürnberg der Oberliga Hamburg werden könne. Michael Schickel, Koryphäe des Hamburger Fußballs, fühlt sich beim SC Concordia dieser Tage an seinen Saseler TV erinnert, der als Meister der damaligen Verbandsliga Hamburg im Folgejahr abstieg. "Die Köpfe gehen nach einem Misserfolg gleich runter", so Schickel, und dessen Wahrnehmung wird von Steffen Harms bestätigt: "Ein Negativerlebnis, dann greift die Verunsicherung gleich um sich." Aber warum nur? "Wir trainieren gut, spielen einen ordentlichen Ball, und wir können nicht alles am Pech festmachen, das ist auch Quatsch", so Harms, "aber in unserer momentanen Phase läuft manches einfach wie automatisch." Selbsterfüllende Prophezeiung nennt man das auch. Man glaubt nicht dran, also klappt´s auch nicht mit dem Torerfolg. Sowieso sollte ein Stürmer nicht glauben und schon gar nicht nachdenken, er sollte einfach nur das Tor treffen. Harms tat dies nicht, obwohl er einen peppigen Angriff über den starken Patrick Smereka mit einem wuchtigen Kopfball mustergültig abschloss – nur eben haarscharf vorbei zielte (18.). Spielerisch lief es phasenweise rund beim SC Concordia: Smereka setzte Obaidullah Karimi in Szene, der wiederum Mittelstürmer Stefan Suermann bediente; Suermann könnte schießen, Suermann schießt… nein, noch ein Haken, Suermann schießt… immer noch nicht… Suermann… hat den Ball verloren und den Anschluss ans Spiel. Ihm war am deutlichsten die um sich greifende Verunsicherung in der Offensive des SC Concordia anzumerken.
Fußballerisch, so viel ist klar und hat auch dieses Spiel gezeigt, steht "Cordi" derzeit in der "falschen" Tabellenhälfte. Andreas Klobedanz fand das Spiel seiner Truppe "bis zum Sechzehner wunderbar" und lobte die Moral seiner Elf. Auch Daniel Sager erkannte die Überlegenheit der Klobedanz-Elf neidlos an. "Cordi war 90 Minuten spielbestimmend." Sager selbst machte aus der Not eine Tugend und präsentierte eine andere Spielphilosophie. "Das Spiel zu machen, dafür fehlt uns die Qualität. Wir wollten tief stehen und nichts zulassen – das haben wir sehr gut gemacht. Wir wollten ein Tor mehr als der Gegner – das haben wir sehr gut gemacht." Trockener Humor und Pragmatismus pur, während die Concorden eine ästhetischere Version von Fußball boten, aber bisweilen auch eine zu umständliche. Schwer vorstellbar, dass diese beiden Mannschaften zu Kontrahenten im Abstiegskampf werden, doch Dusan Rakocevic, der mit einem wunderbaren Freistoßtreffer das 1:0 für die Stadtpark-Insassen erzielte (28., inklusive Pokal der dritte direkte Freistoßtreffer von Rakocevic in dieser Saison!) hält nichts für unmöglich: "Die haben eine starke Truppe, aber wenn der Wurm erst mal drin ist, ist es schwierig." In der 85. Minute hätte Rakocevic übrigens fast seinen vierten Freistoß versenkt, doch Sebastian Voß parierte stark.
Überhaupt sahen die – wie üblich wenigen – Zuschauer auf der schönen Anlage am Borgweg ein ereignisreiches und spannendes Spiel. Überraschenderweise machte nach dem Spiel nicht nur Daniel Sager (der übrigens nach dem Freundschaftsspiel gegen Wolfsburg II Marc Albrecht wegen "Disziplinlosigkeiten" suspendierte) einen aufgeräumten Eindruck und präsentierte sich von seiner humorvollen Seite: "Unser Ziel ist die Meisterschaft. Mit dem Klassenerhalt bin ich aber auch zufrieden." Doch auch Andreas Klobedanz wirkte beinahe tiefenentspannt. Ob der spielerischen Möglichkeiten seiner Elf ist er überzeugt: "Das Blatt muss sich wenden, sonst verstehe ich die Welt nicht mehr."
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