21.09.2008 Mehr ist im Moment wohl einfach nicht drin von Andreas Killat
präsentiert:
SC Condor – SV Lurup 1:1 (0:0)
SC Condor: Kleinschmidt – Pawletta, Jakubowsky, Rohbaqsh, Bagci – Schwoy, Niemann, Müller, Szyszkowski (70. Grudzinski) – Vespermann (59. Griese), Koch (77. Twardawa) SV Lurup: Kindler – Ehlers, Ribeau, Oduro-Oponi, Czech – Antoniou, Ann – Pfahl, Rohrberg, Vukicevic (58. Carallo) – von Wensierski (80. Sander) Tore: 1:0 Koch (67.), 1:1 Czech (87.) Schiedsrichter: Yalcin Arlioglu (TuS Hamburg): Nicht so auffällig wie sonst. Bis zur 80. Minute eine sehr ordentliche Leistung, dann brach es wieder aus ihm heraus (vier Gelbe Karten in fünf Minuten). Beste Spieler: Schwoy – Ribeau Zuschauer: 110
Vor 25 Jahren schaffte der SC Condor erstmals den Sprung in Hamburgs höchste Amateurliga, doch die Saison 83/84 endete gleich wieder mit dem Abstieg. Nach dem heutigen Spiel muss man sich wohl ernsthafte Sorgen auf eine Wiederholung machen, denn so spielen für gewöhnlich Absteiger: Man hält gut mit, ist streckenweise sogar überlegen, aber verliert unglücklich die Punkte. So war es gegen Voran Ohe, in Buchholz und auch heute gegen Lurup. Fünf Punkte mehr aus diesen drei Spielen wären keine Utopie gewesen. Aber Konjunktiv gewinnt keine Spiele und so mussten sich die Zuschauer wieder mit einem mageren Pünktchen auf den Heimweg machen.
In der Anfangsphase dominierten eindeutig die Gäste das Geschehen und nach einer „argentinischen Kerze“ von Eddy Szyszkowski nahm Jurek Rohrberg den Ball aus zehn Metern Volley, doch SCC-Keeper Sascha Kleinschmidt parierte glänzend (6.). Auf der Gegenseite war es fünf Minuten später Dustin Vespermann, der auf halblinks in einer 1:1-Situation Marcel Kindler gegenüber stand, aber statt den Zweikampf (und möglicher Weise einen Elfmeter) zu suchen, schlenzte der Youngster den Ball am langen Pfosten vorbei. Glück im Unglück für die Raubvögel dann nach 28 Minuten, als der Schiedsrichter-Assistent eine klare Abseitsposition von Milos Vukicevic übersah, aber der 17jährige Neuzugang aus der Osdorfer A-Jugend zwar Torhüter Kleinschmidt ausspielen konnte, dann aber nicht den Mut zum Torschuss aufbrachte, sondern die Verantwortung lieber auf einen Mitspieler delegieren wollte und eine schlecht getimte Flanke schlug, die Christoph Jakubowsky in höchster Not kurz vor der Torlinie herausköpfen konnte. Damit kein falscher Eindruck vom Spiel entsteht: Diese drei Szenen waren die einzig Nennenswerten. Symptomatisch: Bis zur 60. Minute konnte kein Team einen Eckball herausspielen.
In Durchgang Zwei wurden dann die Gastgeber aktiver und nach einem Luruper Abwehrfehler verfehlte Kai Koch aus der Drehung nur knapp das Ziel (48.). Mit dem nach einer Stunde eingewechselten Malte Griese wurde es dann vorne deutlich lebendiger, insbesondere das Zusammenspiel mit Koch sorgte immer wieder für Gefahr, so auch beim Führungstreffer: Griese setzte sich rechts schön durch und seine Flanke drückte Koch – aus leicht abseitsverdächtiger Position – mit den Rippen über die Linie (67.). Es folgte die stärkste Phase der Raubvögel, einen Einwurf von Marcel Müller platzierte Griese als Kopfballaufsetzer, doch der Ball sprang von der Torlinie über die Latte (71.)! Etwas mehr Sand im Fünfmeterraum oder ein nicht so stark aufgepumptes Spielgerät und es hätte 2:0 gestanden. Nur drei Minuten später eine Doppelchance für Griese (beide Male von Koch in Szene gesetzt), aber erst übers Tor und dann verstolpert. Solche Gelegenheiten muss man nutzen, sonst kommen die alten Fußballerweisheiten zum Tragen, und so war es auch heute: Nach einem unnötigen Eckball schlug Gian-Pierre Carallo den Ball vors Tor und Björn Czech konnte aus kürzester Distanz ungehindert einschießen (87.).
Sicher etwas schmeichelhaft für die Gäste, aber über 90 Minuten betrachtet dennoch nicht ganz unverdient. Die Hausherren hätten eben vorher für klare Verhältnisse sorgen müssen. Für den Spruch des Tages sorgte dann SVL-Coach Oliver Dittberner, der auf Nachfrage, warum denn sein Kapitän Oliver Leinroth heute nicht im Kader gewesen sei, zu Protokoll gab: „Weil wir 18 bessere haben“! Dazu zählte dann anscheinend auch Co-Trainer Andree Fincke, der am Mittwoch seinen 40. Geburtstag feierte und im Gegensatz zu Leinroth im Spielberichtsbogen aufgeführt wurde.
Zum Schluss noch ein wenig Statistik: Vor 36 Jahren (1972) fand das erstes Punktspiel zwischen beiden Teams statt, damals noch in der Hammonia-Staffel (2:0 für Condor, Rückspiel 2:1 für Lurup). Insgesamt sind es nun 15 Spiele (aus Sicht des Gastgebers): 2 Siege, 7 Remis, 6 Niederlagen, 19:33 Tore (Condor-Heimbilanz: 2-4-2, 12:14 Tore).
Stimmen:
Oliver Dittberner (Trainer SV Lurup): Sonntagmorgen-Spiele sind ja immer so eine Sache, aber wir haben uns gut vorbereitet. Wir waren in der ersten Halbzeit die aktivere Mannschaft, von der Spielanlage her bin ich sehr zufrieden. Allerdings haben wir in der zweiten Halbzeit sehr nachgelassen, dadurch kam Condor besser ins Spiel. Spielerisch haben wir uns stark verbessert gezeigt, den Ball in den eigenen Reihen gehalten und Druck nach vorne gemacht. Und wir haben über 90 Minuten daran geglaubt, dass wir gewinnen können und nur so war es möglich, nach dem 0:1 noch mal den Hebel umzulegen. Heute haben wir endlich mal wieder ein Tor geschossen, was uns zuletzt ja zweimal nicht gelungen war.
Matthias Bub (Trainer SC Condor): Mein Kollege hat absolut Recht, in der Anfangsphase war Lurup eindeutig besser. Es war heute kein berauschendes Spiel für die Zuschauer, mit relativ wenig Torchancen. Taktisch haben wir uns aber ganz ordentlich verhalten und wenig zugelassen. In der zweiten Halbzeit haben wir dann deutlich mehr Gas gegeben. Ich muss meiner Mannschaft aber den Vorwurf machen, dass sie das 1:0 nicht über die Bühne gebracht hat und zum anderen müssen wir das zweite Tor machen. Die Chancen dazu waren da, mit etwas mehr Ruhe – ich denke da insbesondere an Malte Griese – gehen wir hier als Sieger vom Platz. Vor dem Spiel wäre ich sicherlich mit einem Punkt zufrieden gewesen, aber letztlich haben wir wieder zwei Punkte verschenkt. Hoffentlich fehlen die uns nicht irgendwann.
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