SV Curslack-Neuengamme: Schönsee – Blättermann, Schmidt, Figge (46. Carstensen), Sander – Gothmann, Többen (65. Khalili), Theetz, Kummerfeldt (72. Khastoo) – Spill, Pichinot Eintracht Norderstedt: Barth – Lüdemann, Gersdorf, Werwath (81. Timm), Sterczyk – Arioglu (67. Candir), Krohn – Kurzberg, Hadid – Yilmaz – Leuthold (76. Fischer) Tore: 0:1 Yilmaz (4.), 1:1 Kummerfeldt (42.), 1:2 Hadid (43.), 2:2 Theetz (85.) Schiedsrichter: Jablonski (Blumenthaler SV) – ganz schlechte Leistung. Pfiff mit Hang zur Theatralik und traf gleich drei dicke Fehlentscheidungen, indem er Werwaths absichtliches Handspiel bei einer Konterchance der Gastgeber ungeahndet ließ (38.), Norderstedt ein klares Tor aberkannte (59.) und Curslacks Gothmann mit Gelb-Rot vom Platz stellte, obwohl dieser noch gar nicht Gelb gesehen hatte (90.). Zudem traf das Gespann einige fragwürdige Abseitsentscheidungen. Gelb-Rote Karte: Gothmann (90., Curslack-Neuengamme, -/Meckern) – siehe Schiedsrichterleistung Beste Spieler: keiner – Yilmaz, Werwath, Kurzberg Zuschauer: 180
Viele Weisheiten in unserem Sport sind Allgemeinwissen eines jeden Fußballbegeisterten. Einige sind mittlerweile statistisch widerlegt (`Der Gefoulte darf nicht selber schießen` zum Beispiel), andere jedoch kann man eigentlich kaum anzweifeln. So zum Beispiel die Tatsache, dass man bei Rückstand und nahendem Spielende offensiver und somit zwangsläufig hinten mit mehr Risiko spielen muss. Frei nach dem Motto: Ausgleich oder höhere Niederlage – Hauptsache alles versucht.
Es geht aber auch anders, wie heute der SV Curslack-Neuengamme bewies, womit wir mitten im Spielgeschehen angekommen sind. Torsten Henkes Mannschaft hatte Eintracht Norderstedt zu Gast und staffelte sich in einem 4-4-2 mit zwei Viererreihen sehr tief. Nahezu einziges offensives Mittel: lange Bälle auf Christian Spill und Nils Pichinot. Eine ganz andere Spielauffassung zeigten die Gäste, welche mit feinem Kurzpassspiel und ansehnlicher Technik von der ersten Sekunde an dominierend und stürmisch auftraten. Das lohnte sich auch gleich, als Mahmut Yilmaz einen Pass von Bülent Arioglu nach einem fetten Stellungsfehler in der Hintermannschaft der Gastgeber verwertete. Die Führung gab Norderstedt noch mehr Sicherheit, allerdings vergab die Elf von Marco Krausz mehrfach die Chance den Abstand höher zu gestalten.
Das schien sich kurz vor der Pause zu rächen. Der ansonsten schwache Benedict Kummerfeldt verlud mit einer schönen Körpertäuschung drei Norderstedter und hämmerte den Ball dann aus 17 Metern von links aus spitzem Winkel hoch in die gegenüberliegende lange Ecke, wo er vom Innenpfosten ins Netz sprang. Ein wirklich prachtvoller, wenngleich unverdienter Ausgleich. Norderstedt zeigte sich aber überhaupt nicht geschockt und ging im Gegenzug wieder in Front. Mustafa Hadid schoss, Marco Blättermann fälschte ab und eine astreine Bogenlampe schlug über Torsten Schönsee ins Curslacker Gehäuse ein.
In der zweiten Halbzeit änderte sich erstmal nichts. Norderstedt blieb dominierend, versäumte aber zunächst die Vorentscheidung. Gerade als man den Gästen diese Fahrlässigkeit endgültig vorwerfen wollte taten sie aber das, was sie tun mussten – sie machten mit dem 3:1 den Deckel drauf. Der überragende Yilmaz tankte sich links durch, legte den Ball von der Außenlinie mustergültig zurück zu Florian Kurzberg, der den Ball zwar nicht richtig traf, ihn aber aus acht Metern gegen die Laufrichtung von Schönsee dennoch ins Netz kullern ließ (59.). Gelaufen also das Ganze? Klarer Fall von Denkste! Der Schiedsrichterassistent hatte die Fahne oben, ohne dass sich jemand erklären konnte wieso. Aus war der Ball wohl nicht, Abseits fiel auch aus (wegen Rückpass) und gefoult hatte Kurzberg eigentlich auch keinen. Trotzdem ging es weiter mit Freistoß für die Gastgeber, genau von der Stelle, von der Kurzberg getroffen hatte. Norderstedt protestierte vehement, alleine es nutzte nichts.
Die nächste Frage musste nun lauten, wann Curslack aufmachen würde? Umstellung auf Dreierkette, noch einen Stürmer bringen, Pressing – gibt ja da so einige Mittelchen. Und Curslack tat davon…genau nichts! Man blieb weiter in seinem arg defensiven 4-4-2 und hielt den knappen Rückstand. Norderstedt hatte alles im Griff, obwohl es nun überhaupt keine Torchancen mehr gab. In der 81. Minute musste der bärenstarke Matthias Werwath verletzt raus, aber das schien nicht so schlimm bei dieser Sturmleistung der Gastgeber.
Und dann gab es Freistoß für eben diese in der 85. Minute von der rechten Seite auf Höhe der Mittelline. Blättermann schlug den Ball an den Sechzehner, irgendwie kam Marcel Schmidt dran und verlängerte mit dem Hinterkopf zu Marco Theetz. Der war durch und es war ihm eine Freude die Kugel trocken in die lange Ecke zum 2:2-Ausgleich zu feuern. Dennis Gothmann flog zwar noch runter (siehe Schiedsrichterleistung), aber das änderte nichts mehr. Curslack hatte konsequent gemauert, auf seine Chance gewartet, sie bekommen – und verwandelt.
Fazit: Ein äußerst glücklicher Punktgewinn für die Gastgeber, die geduldig auf ihre Chance warteten ohne ihren Defensivverbund zu lockern. Norderstedt war technisch besser, taktisch flexibler, hatte mehr Torchancen, mehr Ballbesitz, gewann die meisten Zweikämpfe, bekam das entscheidende 3:1 unverständlicherweise aberkannt – passte aber eben am Schluss einmal nicht auf und verlor so zwei Punkte. Vorwerfen kann man ihnen trotzdem, dass sie den Sack mit ihren anderen Chancen hätten zumachen müssen.
Stimmen:
Marco Krausz (Trainer Eintracht Norderstedt ): Wir hatten gefühlt 70 % Ballbesitz und haben das Spiel klar dominiert. Wir haben aus dem Spiel heraus so gut wie gar nichts zugelassen. Wie aus heiterem Himmel haben wir das 1:1 bekommen, konnten aber glücklicherweise sofort das 2:1 machen. Auch in der zweiten Halbzeit haben wir das Spiel diktiert. Curslack hat grundsätzlich die defensive Haltung selten aufgegeben. Wir schießen auch das 3:1, aber in Bremen gelten wahrscheinlich etwas andere Regeln als beim Hamburger Fußballverband. Warum er das nicht anerkennen wollte, wollte der Schiedsrichter uns nicht einmal erklären, das spricht auch von einer entsprechenden Arroganz. Daher ist es umso bitterer, dass wir aus einem zweifelhaften Freistoß dann noch das 2:2 bekommen. Dieses 2:2 – sorry für die Ausdrucksform – kotzt mich an.
Torsten Henke (Trainer SV Curslack-Neuengamme): Für uns muss man heute ganz klar sagen, das war ein glücklicher Punktgewinn. Wir haben letztes Jahr gegen Norderstedt 0:6 verloren und auswärts haben wir 0:5 verloren, insofern ist das nicht unbedingt unser Lieblingsgegner. Wir wollten natürlich unter allen Umständen vermeiden, hier früh in Rückstand zu geraten. Das ist dann leider doch passiert und wir haben fürchterlich gewackelt, uns dann aber kurz vor der Halbzeit mit einem Glücksschuss zurück ins Spiel geholt. Dann haben wir zwei Minuten gefeiert und im Gegenzug das 1:2 bekommen. Warum der Schiedsrichter das 1:3 nicht anerkannt hat, weiß ich nicht. Es war angesagt, dass wir hinten nicht auf machen, um Norderstedt nicht zu Kontern einzuladen. Ich wusste, eine Chance kriegen wir noch. So ist es gekommen und wir sind mit dem 2:2 sehr glücklich.
Sofern nicht anders gekennzeichnet, sind alle Texte, Grafiken, Videos und Fotos Eigentum von www.hafo.de. Anderweitige Verwendung nur mit vorheriger Genehmigung.