29.09.2008 Rückblick: Von Hans Hartz über Peter Klöppel von
Der Name Hans Hartz wird nicht jedem sofort etwas sagen. Nein, Namensgeber von Hartz IV ist er nicht, das war der Peter, der danach wegen der VW-Schmiergeldaffäre verurteilt wurde. Der Hans Hartz war ein deutscher Sänger und Liedermacher, 2002 leider verstorben. Wer die Werbung von Beck’s aus den Neunzigern kennt, wird sich noch an seine Stimme bei „Sail Away“ erinnern können. Einer seiner größten Erfolge war jedoch Anfang der 80er das Lied „Die weißen Tauben sind müde“, womit er es fertigbrachte, bei der berühmten ZDF-Hitparade am 6. Dezember 1982 ganze 0,0 Prozent der Stimmen zu bekommen. Das stimmte natürlich nicht, sondern war einem Computerfehler geschuldet, doch eine gewisse Ähnlichkeit zu den letzten Wochen des USC Paloma ist nicht zu verkennen. Die Gegner von Hans Hartz waren damals Dschingis Khan, Andreas Martin, Lena Valaitis, Trio („Anna“) und Markus. Die Gegner der „weißen Tauben“ von der Brucknerstraße hießen in den letzten Wochen Niendorf, Victoria, Norderstedt und St. Pauli II und es gab ganz genau 0,0 Punkte für die müden Palomaten. Zumindest diese Statistik konnte am Sonntag aufgefrischt werden. Die Einstellung und Leistung stimmten beim Gastspiel an der Flurstraße, nur das Ergebnis nicht ganz. Beim SV Lurup hieß es am Ende 0:0. „Sie fliegen lange schon nicht mehr“, heißt es in der zweiten Zeile bei Hartz. „Sie siegen lange schon nicht mehr“, heißt es bei Trainer Frank Hüllmann.
Beim Gegner herrschen derzeit mehr als italienische Verhältnisse. Der SV Lurup spielte in den letzten vier Spielen doch glatte dreimal 0:0. Zieht man die beiden, aus Luruper Sicht, Tohuwabohu-Spiele mit 3:2-Toren (gegen Voran Ohe und Norderstedt) ab, fielen ganze fünf Tore in sieben Begegnungen. Und zwar auf beiden Seiten zusammen. Das gesamte Torverhältnis von 10:7 nach neun Spielen würde jedem italienischem Trainer zur Ehre gereichen. Doch das ist momentan gar nicht das Thema beim SVL. Der Fall Mark von Bommel, der als Bayern-Kapitän gegen Nürnberg am letzten Mittwoch auf der Bank saß, ist ein Klacks gegen den Fall Leinroth. Der etatmäßige Kapitän Oliver Leinroth fand sich vor dem Condor-Spiel nicht mehr im Kader. Ob ihm die Ampelkarte gegen St. Pauli II eine Woche vorher zum Verhängnis wurde? Oder irgendetwas Persönliches? Oder irgendetwas mit Leinroths Spielauffassung? Man weiß es nicht. Leinroth übrigens auch nicht, wie er heute im Interview mit dem Sport Mikrofon aussagt. Unter Trainer Oliver Dittberner wird er wohl nicht mehr auflaufen. Und auch das Training gestaltet sich schwierig. Der Aushang am letzten Montag lautete vor der Luruper Kabine: 2 Spieler Massage - Rest Kaserne, Training - Kapitän alleine im Volkspark laufen. Da scheinen sich zwei richtig lieb zu haben.
Das wichtigste Tor an diesem Wochenende schoss ein gewisser Aytac Erman. Er kickt für den amtierenden Meister, nämlich für den SC Victoria. Zwar oft, aber meistens nicht über neunzig Minuten. So war es dann auch in Bergedorf, wo Erman noch 21 Minuten nach seiner Einwechslung bestreiten durfte und dabei dem Verein und der gesamten Liga (außer vielleicht Bergedorf selbst) einen Gefallen tat und das Führungstor von Matthias Reincke, der vom Alter her Ermans Vater sein könnte, egalisierte. Bergedorf war kurz davor, sich einen Sechs-Punkte-Vorsprung vor St. Pauli zu erwirtschaften. Sieben wären es vor Meiendorf, acht vor Norderstedt und neun vor Victoria gewesen. Die Weihnachtsmeisterschaft hätte quasi festgestanden. So sind es „nur“ vier bzw. fünf und sechs Zähler Abstand. Danke, Aytac Erman!
Vergleiche mit den Grün-Weissen aus Harburg mussten sich die Jungs aus Egenbüttel vor nicht allzu langer Zeit hier an dieser Stelle gefallen lassen. Die ersten Wochen in der Liga waren schwer für den Aufsteiger. Gerade das Laufen gelernt und dann soll man gleich am Hürdentraining im Leichtathletik-Verein teilnehmen. Das dauert dann seine Zeit und diese musste auch der SCE für sich beanspruchen, um sich in der neuen Staffel zu akklimatisieren. Das klappt nach knappen zwei Monaten Aufenthalt schon besser. Da gibt es zwar noch Abreibungen, wie die gegen Victoria, aber eben auch jetzt diese Sensation gegen St. Paulis Zweite. Dass der 2:1-Erfolg natürlich eine Folge des hoffnungslos großem Unterschätzen von Seiten der Philipkowski-Schützlinge war, dürfte jedem klar sein. Dennoch muss diese Chance dann erstmal von Egenbüttel genutzt werden, zumal St. Pauli in Führung ging. Philipkowski tadelte daraufhin die Arbeitseinstellung seiner Youngsters, die nach seiner Einschätzung schon meinen, irgendetwas erreicht zu haben, was der Trainer mit aller ihm zur Verfügung stehender Vehemenz verneinte. Womit man die Jünglinge am besten ärgern kann, wusste der Coach sofort. Am Wochenende früh aufstehen! Am Sonnabend und Sonntag um acht Uhr Training. Laufen stand auf dem Plan. Das mag kein Fußballer gern und schon gar nicht zu so einer unchristlichen Zeit.
Ansonsten entledigte sich der Meiendorfer SV seiner Pflichtaufgabe. Beim 3:1 gegen den VfL 93 brauchte es jedoch die Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte und die Einwechslung von Nils Roschlaub, um den vierten Platz zu erringen. Dicht gefolgt von den Buchholzern, die weiterhin in der niedersächsischen Heimat ungeschlagen bleiben. Gegen erstarkte Halstenbeker, die mit einer breiten Brust nach sieben Punkten in drei Spielen anreisten, waren ein Elfmeter von Arne Gillich und Kopfballtor Philip Mathies notwendig, um das Match zu drehen. Norderstedt verpasste es hingegen, auf den dritten Platz zu hüpfen. Bei Curslack war die Eintracht die bessere Mannschaft und führte lange Zeit, bis Curslacks Mittelfeldvirtuose Marco Theetz den Ausgleich besorgte, den es gar nicht hätte geben dürfen, da Norderstedt eigentlich schon mit 3:1 in Führung gegangen war. Doch Schiedsrichter Sven Jablonski aus Bremen erkannte das Tor aus unerklärlichen Gründen nicht an. Dass Jablonski seinen besten Tag in der anderen Hansestadt gelassen hatte, war auch bei dem Platzverweis von Curslacks Dennis Gothmann zu beobachten. Der sah die Gelb-rote Karte, ohne vorher den gelben Karton gesehen zu haben.
Das sind Probleme, die der FC Voran Ohe gerne hätte. Gegen Billstedt sollte mal wieder ein Befreiungsschlag gelingen. Die Tore zu jeweils psychologisch günstigen Terminen, gleich zu Beginn und kurz vor der Halbzeit, brachten allerdings keine psychologisch und tabellarisch wichtigen Punkte. Mit 3:2 entführte Vorwärts drei davon Richtung Billstedt. Diese Niederlagen sind die ganz besonders schlimmen. Halbwegs gut gespielt, den Sieg vor Augen und dann doch zwei leere Hände zum Schluss. So ergeht es häufig Absteigern. Für Peter Klöppel bedeutet das auch nichts Gutes. Der Anchorman von RTL strahlte den Computerbenutzer die Woche über von der Website von Voran Ohe an. Sein Job: Glückbringer. Nun wurde er abgesetzt. Klöppel wird es verschmerzen können, er hat ja noch seinen Nebenjob bei den Nachrichten um 18.45 Uhr. Von den Abstiegsrängen konnte sich Concordia befreien. Dabei sah es lange Zeit nach der alten Geschichte in dieser Saison aus. Keine Tore, der Gegner macht eins und Wiedersehen. Dieses Mal kamen die Marienthaler jedoch zurück und siegten mit 3:1 gegen Niendorf, die aus den letzten vier Spielen nur ein mageres Pünktchen sammeln durften. Ein weiterer Befreiungsschlag war am sonntäglichen Vormittag am Berner Heerweg zu bestaunen. Condor schickte BU mit 3:0 in den Nachmittag und präsentierte den Zuschauern etwas Ungewöhnliches. Die Mannschaft schöpfte ihr Potenzial aus und nutzte sogar mal die Torchancen. Wunder gibt es immer wieder. Nicht von Hans Hartz gesungen, sondern von der schon so oft zitierten Katja Ebstein.
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