23.11.2003 Die Zeit läuft für Frank Hüllmann ab von
Die Luft wird immer dünner für VfL-Trainer Frank Hüllmann. Vor dem Spiel gegen den SC Condor hatte er von seiner Mannschaft neun Punkte aus den letzten fünf Spielen im Jahre 2003 gefordert. Nach dem 1:3 gegen die Raubvögel, dem 5:2-Erfolg bei Sperber und dem 2:5 gegen BU fehlen immer noch sechs Zähler. Wenn man sich das Restprogramm, Tabellenführer Buxtehude daheim und Rugenbergen auswärts, ansieht, scheint die Erfüllung des gestellten Ultimatums mehr als fraglich. „Wenn wir die sechs Punkte nicht holen, gehe ich“, so Hüllmann nach der Niederlage gegen Barmbek. Er bestätigte also die ultimative Formel seiner damals gewählten Entscheidung. Zwar versuchte Manager Jürgen Domzalski die Wogen noch zu glätten („Wir müssen dann miteinander reden“), doch scheint Hüllmann von seinem Vorhaben nicht abzubringen zu sein. Es hat sogar ein wenig den Anschein, als wäre er froh, dass es bald zu Ende gehen wird.
Die Suche nach einem eventuellen Nachfolger scheint aber schon beendet zu sein. Domzalski würde aller Voraussicht das Kommando übernehmen. „Wir haben mit keinem anderen Trainer bisher gesprochen“, so Domzalski. Auf die Nachfrage, ob er dann das Zepter schwingen würde, antwortete er zuerst nur halb ausweichend. „Das weiß ich nicht. Keine Ahnung, ob ich beruflich überhaupt die Zeit hätte, außerdem müsste ich meine Frau fragen.“ Kurze Zeit später hörte er sich aber so an, als hätte er sich schon seine Gedanken gemacht. „Es wäre vielleicht das Beste. Ich weiß, was hier in letzter Zeit abgelaufen ist. Wenn mancher Spieler meint, dann aus dem Busch wieder hervorgekrochen zu kommen, hat er sich geschnitten. Ich würde hier manchen rasieren.“ So ein deutliches Dementi hat man selten gehört!
Beide sportlich Verantwortlichen wissen aber selber, das sie einen gehörigen Teil der Schuld tragen. Schließlich haben sie die Mannschaft zusammengestellt. „Wie haben nur auf den Fußballer geschaut und nicht auf den Mensch. Das war ein großer Fehler“, so Hüllmann, der manchen Spieler gerne rauswerfen würde, es aber zurzeit lässt. „Warum soll ich das machen, wenn ich in zwei Wochen gar nicht mehr hier sein sollte!“
Wenn beide die fehlende Einstellung bei manchem Akteur bemängelten, meinten sie nicht Stürmer Jan Witt, der nach der Packung gegen BU auch ganz andere Sorgen hatte. Nach seiner Einwechslung stieg er gegen BU-Torhüter Sven Klein in die Luft und beide stießen zusammen. Klein stand auf, Witt blieb liegen. Mit Verdacht auf Rippenbruch wurde er nach dem Abpfiff von einem Krankenwagen abgeholt. Dass viele VfLer gar nicht nach ihm schauten und nach seinem Gesundheitszustand fragten, sagt eigentlich alles über den Gemeinschaftssinn am Borgweg aus.
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