Wenn schon keine Punkte, so konnte Selcuk Turan zumindest ein wenig Trost mit nach Hause nehmen. „Selcuk ist ein Barmbeker“ sangen die Fans der Gastgeber in Anerkennung vergangener Verdienste nach dem Schlusspfiff und ein wenig verlegen grüßte der symphatische HR-Trainer ins Publikum. Zuvor hatte er sich allerdings zurecht enttäuscht gezeigt von der Leistung seiner Mannschaft, die an diesem Tag durchaus mehr aus Barmbek hätte mitnehmen können.
Dabei zeigte sie sich in der ersten Viertelstunde etwas schlafmützig und ließ BU besser ins Spiel finden. Die Blau-Gelben gingen dann auch gleich mit ihrer ersten Chance in Führung. HR verdaddelte den Ball im defensiven Mittelfeld und Faik Algan schaltete am schnellsten, dribbelte auf die HR-Abwehr los und bediente genau im richtigen Moment den vorschriftsmäßig links überholenden Markus Hasenpusch. Der Rest war Abgezocktheit pur (flach, lange Ecke, mit Auge und Gefühl) und schon stand es 1:0. Doch die Elf von Peter Martens schickte sich nicht an den Gegner nun an die Wand zu spielen. Nach einem feinen Algan-Freistoß (14.), welcher am linken Pfosten haarscharf vorbei strich, war auf einmal Schluss mit dem Offensivgeist. HR kämpfte sich rein ins Match und machte nach einer knappen halben Stunde seinerseits mit der ersten Gelegenheit sein Tor. Eine Attacke über die gähnend offene rechte BU-Abwehrseite nutzte Robert Dettlaff zu einer tollen Flanke auf Marco Kebbe und dieser brauchte dem Ball am langen Pfosten aus ganz kurzer Distanz nur noch einen kleinen Schubser per Kopf zu geben, damit er in den Winkel flog.
Der Rest der ersten Halbzeit verging weitgehend ohne Aufregung, aber die wurde drei Minuten nach der Pause sofort geliefert. Erstmal gab es nach einem Rempler einen Freistoß 23 Meter vor dem Gästegehäuse für BU. Algan sah, dass die Gäste noch den Schiedsrichter anschauten wer jetzt eigentlich Freistoß bekäme (obwohl es eigentlich keinen Zweifel geben konnte) und so spielte er den Ball schnell auf Hasenpusch. Dieser wiederum holte ihn am Sechzehner mit der Brust runter und sofort stürzten 4,5 HR-Spieler auf ihn um das Nickerchen wiedergutzumachen. Hasenpusch nahm es mit allen auf, dribbelte ein paar Sekunden und verspürte dann „einen Schlag, so dass ich mich verhedderte und zu Fall kam.“ Dieser Schlag ging von Yannick Bräuer aus, der ihm zum Abschluss der kuriosen Szene unglücklich in die Beine gelaufen war. Elfer also und Algan vollstreckte diesen mir der Neeskens-Variante für Feingeister: hoch in die Mitte, aber als Schlenzer! Ganz schön abgezockt.
Jetzt nahm die Partie richtig Fahrt auf, wenngleich HR nicht mehr so gut dagegen hielt wie noch nach dem 0:1. Dennoch hätten sie bei einer Hammerchance den Ausgleich nur wenig später erzielen müssen. BU war bei einem Konter unsortiert und HR bekam gleich drei Einschussmöglichkeiten hintereinander, doch einen Kopfballaufsetzer von Tim Vollmer wehrte Hendrik Bödecker ab, Malte Stüve warf sich in den Nachschuss von Robert Hermanowicz und auf Umwegen gelangte der Ball auch noch zu Bräuer, aber der köpfte an die Latte. (52.)
Wie man es besser macht zeigte BU schließlich mit dem Traumkonter des Spiels. Nach einer Ecke für HR schwärmten die Gastgeber überfallartig aus, Stüve spielte einen Superpass auf Kevin Mellmann, dieser scheiterte alleine vor Dennis Schultz, doch den Abpraller knallte Danijel Peric zu Hasenpusch und der drückte den Ball aus zwei Metern Entfernung ins Glück. Jetzt war von HR nichts mehr zu sehen, Selcuk Turans Truppe ließ die Köpfe hängen. Die Barmbeker spielten die drei Punkte sicher nach Hause und entschieden das Kellerduell für sich.
Fazit: Das 1:1 zur Pause ging in Ordnung, danach brachte sich HR durch seine Schlafmützigkeit beim Elfmeter selbst auf die Verliererstraße. BU investierte in der zweiten Halbzeit mehr als die Gäste und holte, angeführt von einem effektiven Hasenpusch, verdientermaßen die Punkte.
Stimmen:
Selcuk Turan (Trainer SV Halstenbek-Rellingen): Ich muss sagen, heute bin ich das erste Mal in dieser Saison richtig enttäuscht von meiner Mannschaft. Wir haben, speziell in der zweiten Halbzeit, den Kampf nicht angenommen. Wir wussten vorher, dass das hier nicht ein Gegner ist wie Meiendorf oder St.Pauli, der uns unsere spielerischen Grenzen aufzeigt. Hier wird ehrlicher Fußball gespielt und da muss man dagegen halten, aber das haben wir nicht gemacht. Wir dürfen uns aber solche Fehler erlauben, denn es hat ja hoffentlich keiner vermutet, dass wir alle 34 Spiele gewinnen. Wichtig ist nur, wie wir damit umgehen. Der Elfmeter war für mich hundertprozentig einer. Wenn Du in der Oberliga Hamburg angekommen bist und so in einen Zweikampf gehst, machst du irgendwas falsch. Wir haben in der Pause noch angesagt, dass Hase solche Situationen sucht. Wer Hase kennt, der weiß, dass er so was eben auch erzwingt. Dann darf ich aber so da nicht hingehen.
Peter Martens (Trainer HSV Barmbek-Uhlenhorst): Es war ein wichtiger Sieg in einem schwer umkämpften Spiel. Ich denke, dass wir das Spiel verdient gewonnen haben mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Der Elfmeter war für mich ganz klar, das konnte ich gut sehen, stand direkt dahinter. Ich weiß ja auch, wie doof sich Verteidiger manchmal anstellen. HR macht da aber schon vorher den Fehler, weil sie bei der Ausführung des Freistoßes schlafen. Über die Brücke, dass uns das jetzt automatisch Auftrieb gibt, gehe ich noch nicht. Wir hatten auch zwei gute Spiele, bevor wir in Condor verloren haben. Wir müssen jetzt nächste Woche in Billstedt nachlegen.
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