19.10.2008 HR versaut Dittberners Geburtstagswochenende von Mirko Schneider
SV Halstenbek-Rellingen – SV Lurup 2:1 (0:0)
SV Halstenbek-Rellingen: Schultz – Eta, Vollmer, Marquardt, Diederichsen – Hermanowicz, Wroblewsky – Dirksen, Reimers (80. Rohparwar) – Bräuer (69. Grabow) – Dettlaff (58. Pries) SV Lurup: Kindler – Ehlers, Oduro-Oponi, Ribeau, Czech – Antoniou (69. von Wensierski), Sander – Pfahl, Ann, Carallo – Rohrberg (80. Vukicevic) Tore: 1:0 Hermanowicz (54.), 1:1 Ribeau (63.), 2:1 Rohparwar (90.) Schiedsrichter: Schiller (Habenhauser FV) – schwach. Ließ nahezu jedes Meckern über sich ergehen, unter anderem Aussagen wie von Sebastian Sander, der sich gar nichts anhörte, sondern einfach nur meinte „Komm auf den Punkt. Sag an, was willst du?“. Hatte somit wenig Autorität auf dem Platz. Pfiff zu großzügig und ließ des öfteren selbst klare Foulspiele ungeahndet. Beste Spieler: Hermanowicz, Bräuer, Dirksen – Oduro-Oponi Zuschauer: 200
Preisfrage: Es steht 1:1, ein Heimspiel, sie müssen dringend gewinnen, noch wenige Sekunden und der Fußballgott ist super ungerecht gewesen, da sie längst führen müssten. Aber irgendwie wollte das Ding nicht rein und sie kriegen den Ball nach einem langen Schlag nahe der gegnerischen Eckfahne, vor sich eine Armada von Gegenspielern. Ach so, sie haben übrigens eine Woche nicht trainieren können, weil sie sich im letzten Spiel das Knie verdreht haben. Außerdem stehen sie mit dem Rücken zum Tor. Was tun sie?
Wenn Sie diese Frage mit „Ich versuche eine Ecke/einen Freistoß/einen Einwurf raus zu holen“ oder „Ich halte den Ball, bis meine Elf nachrückt und lege ihn dann irgendwie zurück“ beantworten, dann sind sie vernünftig, taktisch gut geschult und haben völlig recht. Wenn Sie aber sagen „Ich dribbele die alle aus, lege dann auf den Einen ab, der da in der Mitte von uns steht und der macht das Siegtor“, dann sind sie entweder völlig verrückt oder heißen Maik Grabow. Denn Letzterer brachte genau das fertig. Die Uhr sprang gerade auf 90:00, als er vier Luruper zum Tänzchen bat, alle nass machte und Rohollah Rohparwar bediente. Dieser versenkte nervenstark direkt aus sieben Metern ins kurze Eck und ganz Halstenbek-Rellingen lag sich in den Armen.
Wo wir gerade bei einer Szene aus der zweiten Halbzeit sind, bleiben wir doch gleich da, denn die erste Hälfte war kaum der Rede wert. Richtig spannend und torchancenreich wurde diese Partie erst ab der 54. Minute. Benjamin Eta hatte aus dem rechten Halbfeld auf den Elfmeterpunkt geflankt, Marcel Kindler stürmte heraus und schrie „Torwart“. Klarer Fall? Mitnichten! Christian Dirksen wagte sich mit fairen Mitteln in den Luftkampf, Kindler bekam die Kugel nicht zu fassen und Robert Hermanowicz krönte seine tolle Leistung als „Staubsauger“ in der Doppelsechs vor der Abwehr mit einem gezielten Gestocher, so dass der Ball über die Linie flutschte.
Es stand also 1:0 für HR und anhand der Offensivleistung der Gäste bis dato musste dies eigentlich die Entscheidung sein. Doch nichts da! Lurup begann mit einem Male offensiv was zustande zu bringen und kam zu drei Chancen in sieben Minuten. Erst sauste ein flacher Gewaltfernschuss von Lennard Ann um Zentimeter vorbei (56.), dann wurde Ilias Antoniou von Gian-Pierre Carallo herrlich frei gespielt und scheiterte an Dennis Schultz (62.). Die folgende Ecke aber war drin. Abermals Carallo schlug den Ball an den langen Pfosten und dort durfte Matthias Ribeau aus vier Metern unbedrängt einen Kopfballaufsetzer ins Glück produzieren.
Unverständlich allerdings: Jetzt, wo Lurup eindeutig moralisch im Vorteil war, ging offensiv wieder wie vorher so gut wie gar nichts mehr. Die Mannschaft von Geburtstagskind Oliver Dittberner (wurde gestern 40 Jahre alt; hafo.de gratuliert recht herzlich) bemühte sich zwar und spielte weiter nach vorne, jedoch eben mit ihrer aus diesem Spiel sattsam bekannten Ungefährlichkeit. HR hingegen setzte auf schnelle Tempogegenstöße und streunte oft nach Ballgewinnen überfallartig aus. Besonders die rechte Luruper Abwehrseite (Ehlers) und das schwache defensive Mittelfeld (Sander, Antoniou) erwiesen sich als anfällig. Lurups Innenverteidiger hingegen konnten einem leid tun. Viel zu oft kam HR mit Schmackes in Gleich- oder Überzahl auf sie zugerannt und da sieht man dann einfach schlecht aus.
Allerdings: HR machte zunächst das Tor nicht. Beste Chancen wurden mit viel Unvermögen drüber und daneben geballert, sogar die Hammermegagigachance (man kann getrost noch drei Superlative dranhängen): Björn Czech köpfte dem eingewechselten Florian Pries den Ball als versehentliche Mustervorlage in den Lauf und dieser hämmerte sofort drauf, aber Kindler rettete phantastisch. Das Objekt der Begierde kullerte Richtung Eckfahne, Pries rannte ihn, flankte auf Hermanowicz und der scheiterte aus sechs Metern gleich zweimal frei vor Kindler (72.).
Aber sie hatten ja noch ihren „Verrückten“, Maik Grabow, und natürlich Rohparwar - und so kam es, dass Oliver Dittberner nur zehn Minuten nach dem Abpfiff laut Auskunft von Manager Neumann „schon weg“ (gemeint wohl: von der Anlage verschwunden) war. Mitbekommen hatte er allerdings noch die unsportlichste Aktion des ganzen Spiels. Als in der Nachspielzeit ein Luruper Spieler am Boden lag schoss HR den Ball ins Aus. Schiedsrichter Schiller entschied auf Schiedsrichterball. Ein Luruper Spieler sagte zu einem HR`ler „Lass’ mal, ich geb’ dir den Ball“ – spurtete jedoch nach der Freigabe direkt damit los und versuchte einen Angriff einzuleiten. Man kann das „clever“ nennen –oder aber absolut unsportlich finden. Letztere Sicht vertritt der Redakteur dieses Berichtes.
Fazit: HR gewann dieses Spiel spät, jedoch hochverdient. Nach einer ausgeglichenen ersten Halbzeit stellte der Gastgeber im zweiten Durchgang das giftigere Team und hatte die besseren Chancen. Lurup war offensiv zu harmlos und defensiv zu anfällig, um einen Punkt mitzunehmen.
Stimmen:
Mathias Neumann (Manager SV Lurup): Das war ein verdienter Sieg von HR. Die Mannschaft ist sehr verunsichert und dann kommt da das bei raus, was wir jetzt erleben. Alle sagen „Lurup, Lurup, Lurup“, aber man darf nicht vergessen Lurup hat auch die zweitjüngste Mannschaft der ganzen Staffel. Dann ist das halt so. Wenn dann die ein, zwei Älteren, die wir drin haben – älter als 25 – auch mal in so einem Loch sind, dann funktioniert es nicht. Man muss sich dann auch mal über die Runden retten, aber heute wäre nicht mal ein Punkt für uns verdient gewesen. Manchmal ist es auch ganz heilsam, mal zu verlieren.
Selcuk Turan (Trainer SV Halstenbek-Rellingen): Wir haben verdient gewonnen. Selbst ein Punkt wäre heute ein Riesengeschenk für Lurup gewesen. Ich habe den einen oder anderen diesmal raus genommen, da mich diese Spieler bei BU enttäuscht haben. Es gab dann diese Reaktion von einigen Spielern, die gemerkt haben `Hey, der Trainer vertraut mir tatsächlich` und die haben dann auch das abgerufen, was ich mir vorstelle. Wenn wir 100 % abrufen, können wir jede Mannschaft in der Liga schlagen. So vermessen bin ich jetzt einfach mal. Ich habe immer gesagt, dass es nicht darum geht hier 11 tolle Fußballer zu haben, sondern eine verschworene Mannschaft und das war heute der Fall. Die Aktion mit dem „Hochball“ muss ich aber noch erwähnen, so was geht ja gar nicht. Wir sind zwar alles Gegner, aber es soll alles sportlich fair ablaufen. Ich halte mich normalerweise sehr zurück, aber so was enttäuscht mich maßlos. Für Maik Grabow, der meiner Ansicht nach eine überragende Saison spielt und nur wegen seiner Knieprobleme erst auf der Bank saß, und für „Rollo“ Rohparwar freut es mich besonders. Rollo hat mir noch unter der Woche gesagt „Trainer, du musst mir vertrauen“ – und heute hat er dann genau das Kunstück gemacht, was er auch gegen Egenbüttel gemacht hat. Kommt rein, knipst, alles ist gut!
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