Joachim Philipkowski erhielt Beifall der Zuschauer bei der öffentlichen Pressekonferenz. "Wir haben beim Spitzenreiter einen Punkt geholt", beendete er sein Statement und wurde dafür vom Publikum mit Applaus belohnt. Dass es überhaupt nur ein Punkt werden würde, damit hatte zur Halbzeit niemand mehr gerechnet. Ermir Zekiri hatte zweimal zugeschlagen und es stand 0:2 aus Meiendorfer Sicht.
Christoph Kirbach gegen Soner Sitar.
Philipkowski hatte beim 4:0 gegen Concordia noch die mangelnde Chancenausbeute seiner Elf kritisiert, diesmal machte Zekiri jede Chance zum Treffer. Doch eigentlich hätte Nils Roschlaub einen phänomenalen Start für seine Farben bereiten können: Er tauchte bereits nach fünf Minuten alleine vor Keeper Maximilian Sachse auf, doch der gute Schlussmann der St. Paulianer rettete mit dem Fuß. "Da hatten wir Glück", fand nicht nur Philipkowski, der auf Ömer Sismanoglu verzichten musste, weil der einen Tag zuvor im Profikader einige Einsatzminuten verzeichnen konnte.
Meiendorf zog sich keinesfalls zurück und wartete auf das Spiel der favorisierten Gäste, sondern drückte dem Spiel den eigenen Stempel auf. Doch als Zekiri-Bewacher Hannes Schaefke einen Moment unachtsam war, nutzte der quirlige Angreifer den Moment, um mit der ersten Möglichkeit gleich das 1:0 zu erzielen. Kurz vor dem Pausenpfiff nutzte Zekiri sogar noch ein Zuspiel von Davidson Drobo-Ampem um das 2:0 für die Braun-Weissen zu markieren. Was sollte jetzt noch passieren? Alles schien entschieden.
"Ich habe noch in der Halbzeit gewarnt, dass es sich bei Meiendorf um eine spielstarke Mannschaft handelt, doch leider haben wir nicht mehr so weitergespielt, wie noch in den ersten 45 Minuten", drückte Philipkowski seine Enttäuschung aus.
Wiederanpfiff und ruckzuck stand es plötzlich 2:2. Das Publikum tobte, witterte eine Sensation. Carlos Flores und Fatih Gürel hatten innerhalb von wenigen Minuten das Spiel wieder offen gemacht. Besonders schön war Gürels Treffer, den Flores vorbereitet hatte und Gürel mit einem Lupfer über Torhüter Sachse vollendete. Einfach schön, wie dieses scheinbar schon entschiedene Spiel zum wahren Spitzenspiel avancierte.
Einen Freistoß von Davide Pedroso-Bussu nutzte - wer auch sonst? - erneut Ermir Zekiri um die 3:2-Führung für die Gäste zu erzielen. Cem Cetinkaya hatte den St. Pauli-Stürmer bewacht, doch bei Zekiris Kopfball war Cetinkaya untergetaucht. Nach dem nun gefallenen dritten Zekiri-Treffer übernahm Routenier Martin Weiss die Bewachung und konnte zumindest verhindern, dass das vierte Zekiri-Tor fiel.
Schiri Thorsten Bliesch in einer seiner unzähligen Ermahnungsaktionen. Hier: "Fassen Sie mich nicht an!"
Stattdessen traf Nils Roschlaub auf der anderen Seite. MSV-Trainer Lutz Göttling hatte Roschlaub gerade weiter nach vorne beordert, da gewann der zuvor eingewechselte Michael Sara ein Kopfballduell, Maximilian Sachse parierte die Bogenlampe exzellent, doch der Ball landete direkt vor Nils Roschlaub, der das nicht mehr für möglich gehaltene 3:3 markieren konnte.
"Ich bin sehr zufrieden", sagte ein sichtbar glücklicher Lutz Göttling nach dem Spiel. Seine Mannschaft bleibt weiterhin Tabellenführer und kann mit Fug und Recht von sich behaupten, in einem tollen Oberliga-Spiel dem Meisterschaftsfavoriten erfolgreich die Stirn geboten zu haben. "Die Gewinner sind die Zuschauer", waren sich alle einig.
Schiri Thorsten Bliesch stand in der Kritik der Trainer und der Zuschauer. Nicht so sehr wegen seiner Entscheidungen, sondern weil er permanent mit den Spielern diskutierte, bzw. ihnen diskutierte, dass sie nicht mit ihm zu diskutieren haben. Das nervte schon gewaltig und raubte etliche Minuten des Spiels. Die sonst so sympathische St. Pauli-Mannschaft und Umfeld, machte es, in Person von Co-Trainer Ewald Reil, dem Schiedsrichter besonders schwer. Seine wiederholt aufgefallene Art, die gegnerische Mannschaft zu bepöbeln und unter der Gürtellinie zu beleidigen, gehört sich einfach nicht, und ist einer Oberligamannschaft - nein, einer Teamsportmannschaft, egal in welchem Sport und in welcher Liga - unwürdig. Sich über eine Entscheidung des Unparteiischen aufzuregen ist die eine Sache. Beleidigend in Richtung von Personen zu werden, ist eine andere. Das ist mit einem einzigen Wort wunderbar auszudrücken: unsportlich!
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