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27.10.2008
Rückblick: Wie Eis in der Sauna von

Ihn holten seine eigenen Worte ein. Das Spiel in Buchholz war keine halbe Minute zu Ende, da musste sich Victorias Trainer Bert Ehm auf dem Weg zum Schiedsrichter vom Stadionsprecher anhören, was er vor der Partie beim TSV so gesagt hatte. Von wegen „schon immer schwer in Buchholz“ und „heißer Tanz beim TSV“ und „den hat ja Bert Ehm jetzt auch bekommen“. Noch schlimmer waren die nächsten Sätze, die aus den Boxen dröhnten. „Und nun die Endergebnisse, die uns schon vorliegen. Oh, das ist wohl eine Überraschung. Bergedorf gegen Egenbüttel 1:1.“ Ehm schüttelte kurz den Kopf. Alle spielten an diesem Spieltag für Victoria, nur Victoria selber nicht. Er war immer noch sauer auf den Schiedsrichter Björn Hochmann, der nach Ehms Meinung die Victorianer benachteiligt hatte. Noch ärgerlicher wurde er jedoch, als er auf seine Mannschaft zu sprechen kam. „Wir machen die Dinger nicht rein. Das geht schon die ganze Saison so. Mit solchen Ergebnissen wird es nicht leichter, oben wieder mitzumischen.“ Während Meiendorf seit Wochen konstant gut spielt und konstant punktet, schafft es der amtierende Meister noch nicht mal, konstant eine Halbzeit durchzuspielen. In Buchholz waren es zwei Phasen von circa 20 Minuten, die eines Champions würdig waren. Ansonsten hob man sich nicht von dem Konkurrenten aus Buchholz ab. Da mag eine gewisse Unruhe im Umfeld des Vereins ebenfalls nicht förderlich sein. Die Jungs von „Nordkaos“ hielten Anfang der zweiten Halbzeit ein Transparent mit den Worten „Thomas Schrieber abserviert“ hoch, um es dann umzudrehen, wo auf der Rückseite „Nordkaos anvisiert“ stand.

Dass der Sieg der Buchholzer gar nicht als große Überraschung oder gar als Sensation angesehen wird, kann als vielleicht größtes Lob für die Arbeit der Mannschaft und des Trainers Thomas Titze angesehen werden. Die Buchholzer sind nicht mehr die „Bauern“ oder „Die vom Land“, sondern eine Macht auf eigenem Platz, die nach Meiendorf und Bergedorf nun den Meister punktelos nach Hause schickte. Dabei sind diese Siege trotzdem als mehr oder minder Sensationen zu titulieren. Da nimmt der Lukas Kettner auf der Außenbahn den Stephan Rahn ohne große Probleme aus dem Spiel, obwohl dieser Kettner seit August gar nicht mehr richtig mit der Mannschaft trainieren kann, da er in Rinteln studiert. Doch jeder weiß, was er auf dem Spielfeld zu tun und zu lassen hat. Zudem sind viele Spieler auf vielen Positionen einsetzbar. Als die Buchholzer noch in der Landesliga kickten, hieß einer der Angreifer meist Marian Grühn. Der beackert nun die linke Abwehrseite in der Viererkette. Ob Luca Toni oder Miroslav Klose Philipp Lahm ersetzen könnten? Da ist die geschickte Zusammensetzung der Mannschaft. Nach jeder Saison wird gezielt geschaut, wo drückt der Schuh. Letztes Jahr wurde Stephan Siemes für den Angriff geholt, der fast aus jeder Situation, sei es per Kopf oder per Fuß, treffen kann. In diesem Sommer wurde unter anderem Arne Gillich vom Absteiger GW Harburg verpflichtet. Dieser hat schon fünf Saisontore erzielen können und ist mit seinem Zauberfuß und seinen Standards ein enorm wichtiger Bestandteil der Buchholzer Offensive. Gegen Victoria waren es seine drei Freistöße, die zu den drei Toren führten. Da sind die Alexander-Innenverteidiger namens Gege und Bowmann, die irgendwie immer einen Kopf größer als ihre Gegenspieler wirken. Hohe Flanken in den 08er Strafraum machen genauso viel Sinn wie Eiswürfel in der Sauna. Da sind die beiden Sechser Sören Titze und Steffen Prielipp. Da sind… Bisher darf sich Buchholz durchaus den Schuh der „Mannschaft der Saison“ anziehen.

Trotz Curslack-Neuengamme, welches beim trudelnden SV Lurup durch ein spätes Tor durch Christian Spill (78.) mit dem knappsten aller Ergebnisse gewann. Lurup kommt nach anfänglichen guten und stabilen Leistungen nicht mehr richtig auf die Beine. Die Serie ohne Sieg bekommt so langsam den Charakter einer „Weekly Soap“. Aus Luruper Sicht mag sie keiner, aber sie kommt jede Woche immer wieder. Nur zur Erinnerung, die Serie läuft schon seit dem 31. August, etwaige Fortsetzung in Billstedt am kommenden Sonntag. Der SV hat den Anschluss zu dem oberen Tabellendrittel dadurch mehr als verpasst und befindet sich derzeit in der Gesellschaft von Halstenbek, Barmbek oder Paloma.

Die bereits besungenen Billstedter haben sich wieder stabilisiert. Nach einer schwierigen Phase im September und Anfang Oktober geht es für den Aufsteiger wieder aufwärts (auf vorwärts wurde aufgrund der Plattheit des Wortspiels verzichtet!). Letzte Woche gab es im direkten Duell mit einer Mannschaft (BU) aus dem gleichen Milieu ein glattes 3:0. Aus der gleichen Tabellengegend kommt auch Halstenbek und dort konnte „Bille“ (dieses Wortspiel ist erlaubt, auch wenn „Bille“ eine Rolle in der TV-Serie „Ich heirate eine Familie“ war, dargestellt von Maria Sebaldt) zumindest einen Punkt einheimsen und gut verpackt mit nach Hamburg nehmen.

Wenn man sich aus der Abstiegszone befreien möchte, gilt als oberste Pflicht, seine Heimspiele zu gewinnen, egal wie. An diesen Vorsatz hielten sich der SC Concordia und Barmbek-Uhlenhorst. Cordi verbuchte den dritten Heimsieg in Folge, davon entstanden die letzten beiden unter der Regie von Neu-Trainer Andreas Reinke. Dass das gegen den Angstgegner USC Paloma passierte, gegen den Cordi seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten nicht gewinnen konnte, darf als schöner Nebeneffekt bewertet werden. BU schaffte es ebenfalls, den dritten Heimdreier hintereinander eintüten zu dürfen. Beim 1:0 gegen den VfL 93 war es Hendrik Bödecker, der noch später als Spill das „goldene Tor“ (87.) erzielte. Für die Borgwegler wird es nun immer düsterer. Elf Spiele, acht Punkte, da darf der Tatbestand nicht blenden, dass die Sager-Truppe noch zwei Nachholspiele absolvieren darf. Auswärts sprangen bisher nur zwei magere Pünktchen heraus. Einen Auswärtssieg in dieser Statistik zu erkennen, fällt mathematisch gesehen sehr schwer.

Diese bereits angesprochene Pflicht mit diesen Heimsiegen gilt für Schlusslichter allgemein erst recht. Aber im Gegensatz zu Cordi und BU war es Voran Ohe nicht vergönnt, sein Heimspiel gegen Norderstedt vollends positiv zu gestalten. Das Unentschieden ist viel zu wenig, da nutzte auch der Trainerwechsel unter der Woche nichts mehr. Peter Wiehle heißt die interne Lösung, Jan Schönteich zieht im Hintergrund als Sportdirektor die Fäden. Der richtige Knalleffekt, der ja mit einem Trainerwechsel heraufbeschworen werden soll, stellte sich nicht ein. Das 1:1 gegen Norderstedt darf als eher schmeichelhaft angesehen werden. Für die Eintracht war es ebenso kein Schritt nach vorne, mehr einen halben zurück, denn im Rücken der Norderstedter tauchen die Billstedter, Condoraner usw. auf.

Die Condoraner hatten in den letzten Wochen ein wenig Glück mit dem Wetter. Wenn eine Partie auf einem fremden Platz anstand, wurde sie abgesagt. Daher war der Besuch der Niendorfer schon das vierte Heimspiel in Reihe. Zehn Punkte sind die positive Konsequenz, frei nach dem Motto: „Eigener Herd ist Goldes wert“ (diese Redewendung ist ebenfalls zulässig, auch wenn es in den 80ern eine TV-Serie mit dem gleichen Namen gab, u.a. mit Helga Beimer aka Marie-Luise Marjan). Gegen Niendorf reichte es zu einem knappen 3:2-Erfolg. Condor ist erstmal seine größten Sorgen los, Niendorf ganz bestimmt nicht. Der NTSV orientiert sich anscheinend am SV Lurup, denn auch die Segner-Eleven sind seit dem 31. August sieglos. Die Heimpleite gegen Egenbüttel Anfang September hat wohl doch Spuren hinterlassen. Acht Spiele ohne Dreier wird nur von Voran Ohe getoppt (11). Egenbüttel holt seine Punkte anscheinend gerne gegen die Oberliga-Absteiger. Erst der Sieg gegen St. Pauli, nun das Last-Minute-Unentschieden in (!) Bergedorf. Eigentlich war nur über die Höhe des Sieges diskutiert wurden, doch die „Elstern“ haben ihre spielerische Leichtigkeit irgendwo im Herbst dieses Jahres verloren. Nun ist man nur noch Vierter. Es geht irgendwie stetig in der Tabelle bergab.

War noch irgendetwas? Eigentlich nicht, außer dieses 3:3 im Spitzenspiel zwischen dem Ersten und dem Zweiten. Wie oft wünscht man sich als Besucher eines Spitzenspiels, dass es nur ansatzweise das halten würde, was es vermeintlich aufgrund der Konstellation versprach. Die 945 Zuschauer werden beseelt am Sonnabend den Heimweg angetreten haben. Meiendorf darf als moralischer Sieger hingestellt werden, holte der Tabellenführer einen 0:2- und einen 2:3-Rückstand auf. St. Pauli II musste auf Ömer Sismanoglu und auf Jan-Philipp Kalla verzichten. Natürlich ist bekannt, dass Kalla bei den Profis spielt. Aber nicht so oft wie es Kalla gerne hätte. Das erzählte er der Presse (Ballack lässt grüßen), was Herr Stanislawski überhaupt nicht toll fand (siehe Löw). Kalla wurde für die Wehen-Begegnung der Profis suspendiert. Okay, sagte sich Kalla, dann spiele ich bei der Zweiten in Meiendorf. Ging aber nicht, da Stanislawski die Sperre für das gesamte Wochenende verhängte. Mit Kalla hätten die St. Paulianer eventuell die Halbzeitführung über die Zeit gebracht, wahrscheinlich schnöde und unspektakulär. Gott sei Dank kam es nicht dazu. Meiendorf zeigt eine furiose zweite Halbzeit und verdiente sich das Unentschieden redlich und darf eine Woche länger die Sonne an der Tabellenspitze genießen.



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