"Es war nicht schön, aber darum geht es bei uns in den letzten Wochen auch nicht" - Marco Krausz wirkte erleichtert. Die Anspannung des Norderstedter Trainers schien sich während des Spiels dem kritischen Bereich zu nähern. Eine Anspannung, die erst von ihm ab fiel, als der Unparteiische Sebastian Hübner das Spiel nach 92. Minuten beendete. Krausz ballte die Fäuste und schrie seine Freude aus sich heraus. Die Freunde steckte an, auch die Norderstedter Spieler lagen sich in den Armen und feierten den Sieg - doch zuvor hatte sich auch die Hitzigkeit von Trainer auf Mannschaft übertragen - oder umgekehrt. Thomas Titze sagte auf der Pressekonferenz, dass er Marco Krausz den Sieg gönne - der Norderstedter Mannschaft attestierte der sonst so zurückhaltene Buchholzer Trainer hingegen ein "katastrophales Verhalten."
Mekan Barlak gegen Arne Gillich
Damit waren die vielen Nicklichkeiten und Sticheleien gemeint, die sich auf dem Platz zutrugen. Das Spiel war jedoch weder überhart geführt, noch handelte es sich bei dem Unparteiischen aus Braunschweig um einen der Marke "vergiss es". Doch die Eintracht-Spieler fühlten sich von Anfang an benachteiligt und gingen dementsprechend hart mit dem Unparteiischen ins Gericht. Schiri Hübner lag in fast allen Fällen richtig, auch wenn Norderstedter Trainer und Mannschaft das nicht wahrhaben wollten. Einzig die Szene zum 2:1 für Buchholz wirkte fragwürdig - dazu später mehr.
Buchholz begann stark. Wirklich stark. Schön anzusehen war es, wie sich die Buchholzer scheinbar leichtfüßig die Bälle zuspielten und dabei auch erfolgreich waren: Per Zuckerpass bediente Sören Titze seinen Mitspieler Hakan Suyer, der kleine Buchholzer umkurvte Eintracht-Keeper Sven Barth und drosch den Ball zur 1:0-Führung in die Maschen.
Doch als Alexander Gege nur hinter seinem Gegenspieler hochsprang, konnte er nicht verhindern, dass Dennis Gersdorf - vor ihm - per Kopf verwandelte. 1:1 - nicht wirklich verdient, aber es zeigte, dass Norderstedt keineswegs nach dem Rückstand eingebrochen war. "Ich sehe Woche für Woche was die Mannschaft im Training leistet, was da für Engagement drin ist. Und dann tut es mir Leid, was wir in den letzten Wochen für Nackenschläge hinnehmen mussten," so Krausz.
Nach der Pause legte Buchholz erneut vor. Julian Künkel war im Norderstedter Fünf-Meter-Raum mit dem Kopf zum Ball gegangen, Jens Suaidy und Mekan Barlak mit dem Fuß - Schiri Sebastian Hübner entschied auf "hohe Beine" und gab indirekten Freistoß. Sieht man sich das Foto an, könnte man auch "tiefen Kopf" vermuten. Eine Auffassung, die auch Marco Krausz verständlicherweise hatte. Freistöße sind in Buchholz ja eine Spezialität von Arne Gillich - auch in diesem Fall. Der Buchholz kickte die Kugel mit Schallgeschwindigkeit in den oberen rechten Winkel - 2:1 für die Gäste. Marco Krausz hingegen prophezeite lautstark Richtung Schiedsrichter: "Wir kommen auch nach diesem Gegentor wieder!"
Strittige Szene: Hohes Bein oder tiefer Kopf?
Und Krausz behielt Recht, denn erst verwandelte Florian Kurzberg eine Flanke von Jendrik Bauer volley ins lange Eck (60.), dann legte Kurzberg auch das 3:2 auf: Der Eintracht-Coach hatte zwei Minuten zuvor Sascha Kremer eingewechselt, der das Kopfballduell nach Kurzberg-Freistoß gegen Alexander Bowmann gewann, und zum umjubelten 3:2 einköpfen konnte.
Während Krausz nach fünf sieglosen Spielen wieder einen Dreier einfahren konnte, haderte Buchholz-Trainer Thomas Titze mit seiner Mannschaft: "Wir haben uns wie Gymnasiasten angestellt, und haufenweise gute Chancen ungenutzt gelassen." Das Angebot von Marco Krausz, sich noch einmal unter vier Augen zu unterhalten, schlug der Buchholzer Trainer jedoch aus.
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