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07.11.2008
Yes, they can! Ohe kehrt zurück zur Revolutionstaktik und schlägt Paloma in einem Wahnsinnsspiel hochverdient und mit allem Glück der Erde! von Mirko Schneider


präsentiert:


FC Voran Ohe – USC Paloma 2:1 (2:1)

FC Voran Ohe: Hamdorf – Tank, Maric (67. R. Tetzlaff), Aksu, H. Tetzlaff, Kaba – Kudling, Rodrigues – Carl – Heidrich, Lindemann (70. Andrade)
USC Paloma: Möller – Savelsberg, Engl, Stendel (32. Hamurcu), Osinski – Jovic, Francke – Kwame (82. Metin), Sülün (67. Gottschalk) – Weidlich - Illmer
Tore: 1:0 Heidrich (23., Vorarbeit Kaba), 2:0 Heidrich (28., FE – Engl an Lindemann), 2:1 Engl (32., Francke)
Gelb-Rote Karte: Jovic (90+3., wdh. Foulspiel)
Schiedsrichter: Timm (SC Egenbüttel) – sehr umstrittene Elfmeterentscheidung für Ohe (28.). Hätte dem USC Paloma bei einer von ihm fälschlich als Foul von Lindemann gewerteten Aktion konsequenterweise ebenfalls einen Elfmeter geben müssen, „verlegte“ aber den Tatort außerhalb des Strafraums (42.). Mit wenig Autorität auf dem Platz, wirkte unsicher.
Beste Spieler: Aksu, Heidrich, Kaba, Lindemann – keiner
Zuschauer: 120

Der FC Voran Ohe hat die ersten drei Punkte seit seinem Auftaktsieg gegen den SC Concordia eingefahren oder, wie Sportdirektor Jan Schönteich anmerkte, "nach gefühlten 98 Wochen endlich wieder gewonnen." Er tat dies in einem Spiel, welches „Fußball satt“ bot. Immer, wenn man glaubte, noch packender könne es nicht werden, packte diese Begegnung noch einen drauf. Also schnallen Sie sich an und genießen Sie die Dramaturgie einer Begegnung, die paradoxerweise größtenteils absolut einseitig, jedoch jederzeit zum Zerreißen spannend war…

Ohe griff wieder auf sein Fünferkettensystem mit Selim Aksu als freiem Mann zurück, stand zunächst hinten gut und spielte ordentlich nach vorne. Oliver Lindemann produzierte zwei ordentliche Torschüsse (4., 6.) und Aksu zirkelte eine Ecke von links auf Florian Tank, welcher den Ball aber mit dem Kopf nur noch gen Himmel drücken konnte (14.). Überraschenderweise hatten die harmlosen Gäste acht Minuten später die bis dahin fetteste Chance. Nach einem Zuspiel von Kusi Kwame stand Jan Illmer frei vor Björn Hamdorf, doch dieser verkürzte den Winkel im Stile eines Klassemannes und konnte retten.

Seine Kollegen bedankten sich mit dem nächsten Angriff, namentlich Argetim Kaba mit einem schönen Solo über links samt Maßflanke, sowie der in der Mitte abstaubende Matthias Heidrich. Verwunderlich, verwunderlich, es war die erste dicke Oher Chance – und sie war tatsächlich drin! Die Zuschauer waren noch dabei sich die Augen zu reiben, da steigerte sich ihr Glück in ungeahnte Sphären. Einen schwachen Abschlag von Patrick Möller hatte Mike Kudling zu einem starken Pass in den Lauf von Lindemann genutzt. Dieser hatte schnell abgezogen und die Kiste nur um Zentimeter verfehlt, war allerdings direkt nach dem Schuss zu Boden gegangen, weil Oliver Engl den Fuß drauf gehalten hatte…und dafür gab es Elfmeter! Weder ob die Aktion im Strafraum war, noch ob das wirklich ein Foul war, schien sehr einleuchtend. Die Spieler des USC Paloma traten in Zweierreihen zum Diskutieren an, doch Timm blieb nach Absprache mit seinem Linienrichter bei seiner Entscheidung und Heidrich machte sicher das 2:0.

Aber der Engl schlug zurück und verkleinerte gleich wieder Ohes beruhigende Führung. Auf Freistoßflanke von Sven Francke hielt er seinen wütenden Schädel hin und verlängerte den Ball ins lange Eck zum Anschlusstreffer. Das konnte nun wiederum Heidrich nicht akzeptieren. Er rannte Francke mit einem Klasse-Solo in Grund und Boden, verdaddelte aber dann vor Möller, anstatt Lindemann den Ball von der Außenlinie zurück zu legen. Dieser war so prima postiert, dass er die Kugel vermutlich per Bodenkopfball über die Linie hätte bugsieren können (35.).

Kurz vor der Pause stieg Lindemann dann gegen den defensiv unsicheren, aber offensiv auffälligen Engl fair in ein Kopfballduell, was Schiedsrichter Timm anders sah. Er pfiff, sah das Foul allerdings merkwürdigerweise vor der Sechzehnerlinie und nicht an seinem Tatort im Strafraum. Also kein Elfer, sondern Freistoß. Falsch gepfiffen, aber wenigstens nicht ganz falsch auf Strafstoß entschieden. Paloma ballerte das Ding in die Mauer (42.).

Nach dem Wechsel wurde es dann phasenweise absurd. Man hätte Ohe fast mit St. Pauli II verwechseln können. Sie machten wirklich alles wie die Kiezkicker in deren „besten“, brotlosen Spielphasen. Der Ball lief, technisch sah das ganz fein aus, Torchancen waren ohne Ende vorhanden, aber ein Tor machen und alles entscheiden? Jetzt schon? Gott bewahre! Erst wartete Kaba zu lange und wurde noch entscheidend gestört (51.), dann setzte Lindemann entschlossen nach, als sich der herausgeeilte Möller und Francke uneinig waren, so dass Rodrigues aus 40 Metern das leere Tor anvisierte. Sein Schuss ging weit daneben, aber der Ball traf zufällig bei Heidrich ein, welcher ihn ins Aus stolperte (54.). Und weiter ging es: Lindemann volley knapp daneben (57.), Carl alleine vor dem Tor an den Pfosten (59.), Heidrich alleine vor dem Tor in Möllers Arme (59.), Carl so frei vor Möller, dass er diesen noch locker zum Plausch über dessen Chancenlosigkeit hätte auffordern können…daneben (60.)! Man bekam den Eindruck, Ohe könne nur noch ein Tor machen, wenn man den Ball an einem der Spieler festbände und diesen mit allen Mann ins Tor werfen würde.

Genau in diese Phase plötzlich der Schock: Nach einer eigenen Ecke rannten die Gastgeber total naiv in einen Konter, aber Sven Maric bereinigte mit einer Megagrätsche die Situation als letzter Mann. Der volle Einsatz kostete ihn das Weiterspielen, er musste nach einem Zusammenprall raus (67.). Das schien Ohe kurz zu verunsichern, denn nach einer Flanke von Savelsberg brachte Kevin Weidlich einen saugefährlichen Kopfballaufsetzer aufs Tor, doch Hamdorf reagierte wie ein Handballtorwart und löffelte den Ball über die Latte (74.).

Nun roch Paloma Lunte. Immerhin konnten sie sich auf vergebene Konter ihrer Gegner verlassen, also musste nur ein Tor her, um völlig unverdient einen Punkt mitzunehmen. Mit dem Mute der Verzweiflung setzte die Truppe von Ali Farhadi (Frank Hüllmann war heute aus familiären Gründen verhindert) gegen zittrige Oher zu einem Hammerschlussspurt an. Weidlich stand genau so blank vor Harmdorf wie Carl zuvor vor Möller, machte im Gegensatz zu Carl alles richtig, doch Harmdorfs Fußreflex war göttlich gut (89.). Aksu wollte einen Engl-Kopfball retten – und schoss ihn gegen den eigenen Pfosten, von wo er ins Feld zurück sprang (90.). Savelsberg stand alleine vor Hamdorf, der diesmal auch nichts machen konnte, als der abgefälschte Ball an ihm vorbei Richtung Ziel sprang – doch Daniel Andrade war da und feuerte das Ding im letzten Moment von der Linie (91.).

Und dann war es vorbei. Nach genau 95 Minuten (Marics lange Behandlungspause hatte sich in der Nachspielzeit niedergeschlagen) ertönte der Abpfiff. Und als alles verdaut war gestand ein weiblicher Fan der Gastgeber unmittelbar vor der Pressekonferenz unserem Redakteur: „Ich bin so selig. Ich habe sogar geweint vor Freude!“ Nach diesem Spiel und dieser Vorgeschichte kann man da nur sagen: das war die verständlichste Reaktion der Welt!

Fazit: Ohe gewann hochverdient, hatte aber in der Schlussphase unglaublich viel Glück und einen Wahnsinnstorwart. So entgingen sie diesmal der Bestrafung für ihren unverantwortlichen Chancenwucher und die am Ende fetten Deckungslücken. Paloma enttäuschte, bis auf die Schlussphase, auf ganzer Linie.


Stimmen:


Ali Farhadi (Co-Trainer USC Paloma):
Meinen Glückwunsch an Ohe. Der Sieg geht absolut in Ordnung. Vom Auftreten meiner Mannschaft bin ich maßlos enttäuscht. Wir sind mit dem 1:2 noch gut bedient, hätten hier weitaus mehr Tore kassieren können. Als wir mit dem 1:2 in die Pause kamen, dachte ich, es geht vielleicht noch was, aber dann gehen wir raus und die erste Chance hat gleich wieder Ohe. Das war bezeichnend für das Spiel. Wir waren in allen Belangen unterlegen. Ich wünsche Ohe viel Erfolg, die drei Punkte können sie gut gebrauchen. Wir müssen nun nächste Woche wieder punkten.

Peter Wiehle (Trainer FC Voran Ohe):
Auch aus meiner Sicht geht unser Sieg absolut in Ordnung. Aber wenn ich sehe, wie viele Torchancen wir überhaupt nicht nutzen, dann glaube ich, ich bin heute am Spielfeldrand 84 Jahre alt geworden. Ich dachte, das 2:0 gibt meiner Mannschaft Sicherheit, aber wir fangen uns leider gleich wieder das Anschlusstor. Dennoch Hut ab vor meiner Mannschaft, wie sie nach dem schweren Mittwochsspiel heute hier marschiert ist. Das war eine tolle kämpferische Leistung von ihr und ist schon aller Ehren wert. Es sieht im Übrigen so aus, als dass die Fünferkette mit Aksu als freiem Mann jetzt erstmal so bleibt.


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